In der Zeitspanne von ca. 1351 bis 1334 vor Christus fand am Unterlauf des Nil, in der lybisch-aegyptischen Wueste, eine Weltveraenderung statt. Das Pharaonenreich des Amenophis des Dritten verwandelte sich unter seinem Sohn Amenhotep IV. fuer 17 Jahre und erkannte einen neuen Gott. Aton als reine Sonnenscheibe, nicht mehr personifiziert. Aegypten betete die Sonne selbst an. Dabei war es dem Volk verboten, den neuen Gott direkt anzubeten. Amenhotep IV, im neuen Namen Echnaton, fungierte mit seiner Hauptfrau Nofretete als erster Hohepriester. Im oblag es, die Gebete des Volkes entgegenzunehmen und Gott Aton darzubringen. Mit der Entpersonifizierung der Gotteigenschaften sah sich die Priesterschaft Thebens entmachtet und begann sich gegen den Pharao zu stellen. Schlussendlich, als das Reich bereits zu zerfallen begann, da Echnaton sich ausschliesslich dem inneren Staatswesen und der Kunst widmete, meuchelte man ihn nieder, nicht aber, seltsamerweise, seine Gattin Nofretete noch seine Mutter Teje, noch seinen Sohn, den Juengling Tutanchamun. Echnaton starb nach einer fuer Aegypten kurzen Regierungsspanne von 17 Jahren. Das Reich kehrte auf dem Kriegsweg zur Festigung seiner Aussengrenzen und zur Unterstuetzung seiner Verbuendeten am Sinai und im Jordanland zurueck. Aton zeigte sich auf den Reliefs und Malereien wieder personifiziert. Viele Darstellungen des "Ketzerpharaos", wie ihn manche Aegyptologen bezeichneten, zeigen ihn mit erhobenen Haenden vor einer Sonnenscheibe, zusammen mit seiner Familie. Mehrheitlich wurden sie ausgekratzt. Doch ein Gedanke grub sich den nachfolgenden Herrschern ein: Ihre Graeber, so wie jene des bis auf den heutigen Tag groessten Weltwunders, der Pyramiden von Gizeh, wiesen ein lineares, ein geheimes Fenster zur Himmelsschau hinauf auf. Sie waren nicht mehr willkuerlich geknickt. Dass seine Toechter ueberlebten, Meritaton, Maketaton, Anch-es-en-pa-Aton, Nerfer-Neferu-Aton, Nefer-Neferu-Re, Setep-en-Re, das hatte Echnaton seinem Heerfuehrer Haremhab zu verdanken, Krieger bereits unter Amenophis III., der ihm bis ueber den Tod hinaus loyal ergeben blieb. Dieser verlor das Heer auf den gefuerchteten Streitwagen nie aus der Hand und uebernahm, bereits im fortgeschrittenen Alter, nach Nofretetes Tod den Thron. Echnaton selbst, nicht nur wegen seiner femininen Gesichtszuege, die sich auf den erhaltenen Skulpturen realistisch ausgepraegt finden, blieb lange Zeit ein Geheimnis. So ergeht es allen, deren Glaube von den Nachfolgenden auszuloeschen versucht wird. Aegyptologen, die ihren Horizont auf das Jordanland ausweiten, stellten sogar Ueberlegungen zur Figurennaehe des Moses und dessen monotheistischem Adon-Glaube, wie er im Pentateuch beschrieben wird, her. Thomas Mann, selbst ein gegeisselter Traeumer der Extraklasse, liess es in einem seiner Werke zu einer Begegnung Echnatons mit Joseph dem Traeumer, zweitjuengstem Sohne Jakobs, des Erzvaters der Israeliten, kommen. Der vor seinen Bruedern nach Aegypten gefluechtete Joseph, Vater der spaeteren Staemme Ephraim und Manasse, deutet dem Pharao – Echnaton? – die Visionen der Duerre. Das von Aton ausgebrannte Land.
Aton blieb Gott bis auf den heutigen Tag und wird es bleiben, selbst wenn die Menschheit nicht mehr existiert, die ihn anbeten koennte. In vielleicht 5 Milliarden Jahren.
Diese Macht verkoerpert 99,98% des Energiebeitrages zum Erdklima. Die Gezeiten der Meere gehorchen zu einem Drittel ihrer Kraft. Diese Kraft steht im Raum, unfassbar groesser als unsere Mutter Erde. Das Licht, das sie von ihrer Oberflaeche entlaesst, erreicht uns nach 8 Minuten und 20 Sekunden, nach einem Flug ueber 150 Millionen Kilometern. Der Systematiker vergleicht: Ein Stern der Hauptreihe, Spektralklasse G2, Leuchtkraft V, womit man behaupten darf, einen gelben Zwergstern vor sich zu haben. Die unbeschraenkte Autoritaet unseres Planeten und allen Lebens auf ihm lebt seit 4,6 Milliarden Jahren, so schaetzt man, dem Zeitpunkt, als die Atomfusion in ihrem Inneren zuendete. In ihrer Hauptphase wird dieser Stern, dieser Gott, 10 Milliarden Jahre leben. Spaeter, dann wenn er als schwarzer Zwerg nur mehr verdunstet, in einem gaenzlich schwarzen Universum, das in der Agonie des Kaeltetodes liegt, noch mehrere 100 Milliarden Jahre. Sofern dann das Universum noch existiert.
Wenn dieser Gott erlischt, wird die Erde laengst erloschen sein. Der Staub der Menschheit und aller Natur verdunstet im All.
Gott Sonne produziert durch eine Atomkernfusion von 564 Millionen Tonnen Wasserstoff 560 Millionen Tonnen Helium + Gammastrahlung + Elektroneutrinos pro Sekunde 3,846 x 10 hoch 26 Watt, hypothetisch gleichbedeutend dem Energiebedarf Europas in 4 Millionen Jahren. Diese Strahlungsleistung zeigt wegen der Oberflaechentemperatur von 5.700º ein Maximum im Gelb-Gruen-Bereich, weshalb wir von einem Stern der Spektralklasse Gelb sprechen, dessen blauer Anteil von den Luftmolekuelen des Planeten Erde, also Stickstoff, Sauerstoff, Edelgasen und Kohlendioxyd zerstreut wird. Darum ist unser Himmel blau. Blau, die Farbe des Lebens. Die meisten Tiere, die mit Augen ausgestattet sind, sehen die Farben des Menschen.
Die Sonne, so wird gesagt, sei ein durchschnittlicher "Wasserstoffbrenner". Sie enthaelt 73,5% Wasserstoff, 25% Helium und 1,5% schwere Elemente, inklusive Eisen und Gold. Sie enthaelt alle Elemente der Periodentafel. Auf Atombasis verschiebt sich das Verhaeltnis von H und He auf 92:7,9.
Die Sonne weist eine Eigenrotation von 4 Wochen auf, wobei sie am Aequator 25,4 Tage dreht, in den mittleren Breiten 27 bis 28 Tage und an den Polen 36 Tage. Unterhalb der Konvektionszone rotiert sie allerdings umfassend gleichmaessig mit 27 Tagen.
Der Kern der Sonne reicht bis zu einem Viertel des Radius, enthaelt jedoch 50% der Sonnengesamtmasse. Das, weil er reines Plasma beinhaltet, 15,6 Millionen Grad Kelvin heiss. Doch selbst diese Temperatur wuerde nicht zur Kernfusion, wie sie tatsaechlich stattfindet, ausreichen. Die Esse des Alltitanen glueht, weil sie keine Zeit kennt. Die Kernfusion laeuft gebremst ab. Quantenmechanische Tunneleffekte ueberwinden nach dem Zufallsprinzip die starken Abstossungskraefte des Wasserstoffprotons.
Zufall und Notwendigkeit dominieren selbst einen Gott.
Das elektromagnetische Lichtquantum benoetigt danach 7 Millionen Jahre, um vom Kern zur Sonnenoberflaeche zu gelangen. Das Licht das wir sehen, ist somit 7 Millionen Jahre und 8 Minuten alt.
Gott Aton bewegt sich auf einer Bahn, die wir nicht erkennen koennen. 211 Millionen Jahre dauert sein Weg, um eine Rotation zusammen mit den Milliarden Sternen der Milchstrasse zu vollfuehren. Selbst wenn Zeit nicht existiert, der Weg ist gegeben. Gott Aton, nach irdischem Mass, bewegt sich mit 250 Kilometern in der Sekunde. Innerhalb einer Stunde und 30 Minuten ist er nicht mehr am selben Fleck. Und wir und die anderen 8 Planeten, und alle Asteroiden und alle Kometen und alles, was sich bewegt, im Schlepptau mit ihr.
Und wohin die Milchstrasse geht, wer will es sagen? Wann treffen wir auf Koenigin Andromeda? Das maximal erreichbare Alter eines Sterns der Klasse unserer Sonne sei 11,112 Milliarden Jahre, sagt Wikipedia, und rechnet die Konvulsions- und Kollapsphasen mit ein.
Wenn ich hinaufschaue ins Licht, am Abend, wenn das letzte Boot heimfaehrt, am maechtigen Strom, was bleibt mir anderes als zu staunen und wie ein Kind zu wimmern? Ich werde sie nie fassen, so lange ich lebe, einen Gedanken lang, und nur danken kann ich, dass ich sie sehen durfte.