Der unvergessliche Richard Burton reist nach Aethiopien, wo er in einer Felsennische, hoch oben in den Klippen, einer Austreibung beiwohnt, der Hexer noch ein Juengling. Der Daemon, so das Hollywooddrehbuch, inkorporiert sich in einer Wanderheuschrecke, die einen Schwarm mit sich zieht, der alles kahl frisst. Pazuzu ist sein Name. Beinahe wie das „Dorf der Tiroler“ nahe Pucallpa, Pozuzo, das oesterreichische und schwaebische Auswanderer im ausgehenden 18.Jahrhundert mitten im Dschungel gruendeten. Pucallpa, das Zentrum der Hexer, Zentrum der superstarken Medizin, oft vermischt mit anderen Essenzen, – so sagt man.
Richard Burton begegnet dann Linda Blair, sie ist gereift, und hat mit dem Sieg, den sie errungen hat, Bannkraft ueber das Uebel, das nicht aus der Welt ist. Im gleichen Haus wie in der Vorzeit kommt es zur Gegenueberstellung, wiederum schwebt der Geistliche, Burton, in Lebensgefahr, und hier greift sie zu dem Mittel, das angezeigt ist, laesst ein Kleidungsstueck von sich wie einen Geistfaenger ueber sich kreisen, und der aufgeregte Schwarm beruhigt sich, sie, die stille Heuschrecke in Menschengestalt, die friedliche, wie der afrikanische Zoologe und Eingeweihte Burton erklaert hatte, laesst den Schrei des Daemons, sein Singen, verstummen, sich in der Weite verlieren. Friedliches Zirpen bleibt ueber einer Hausruine. Burton ueberlebt, nicht besetzt wie sein Vorgaenger im 1.Teil, der sich mit dieser Beute selbstopfernd durch das Fenster und die steile Treppe hinabstuerzt, wo er mit gebrochenem Genick liegen bleibt. Nicht gestorben wie Max von Sydow, der Lehrmeister, den der Daemon prueft. Nicht verbrannt wie Elena La Gorda, noch vor der Zeit Do?a Soledads.
Damals war Umberto di Castello Geistlicher in Wien 3. Die Schneise, die er sich Zeit seines Lebens geschlagen hatte, hatte dort geendet, fuer einen Moment. Die Schauspieler und Opernsaenger gaben bei ihm Privatsoireen. Was mag sie an ihm so angezogen haben. Sein Manierismus in der Stimme, der ihn Martin Heidegger auf dem naechtlichen Tottnauberg so aehnlich machte? Dann kam die Reihe der seltsamen naechtlichen Begegnungen in der U-Bahn, Verrueckte, die ihn angingen. Nicht dass er mit der Wimper gezuckt haette. Sie liessen von ihm ab, ruhig, ausgeraucht, wurden fortgetrieben wie Dornenbaelle im Wuestenwind. Ein Spuk. Zurueck blieb die kalte Roehre, das kalte Licht, die Verlorenheit der einsam durch die Nacht der Grossstadt Reisenden. In derselben Roehre, am Schwedenplatz, traf er auf der Rolltreppe auf einen Aids-Kranken, der seinen nackten Oberkoerper, mit Pusteln uebersaet, zur Schau stellte. Der Mann, bereit, im naechsten Moment zu sterben, bleibt unten liegen, die Fuehrschienen der Treppe wollen ihn unter die Zargen hineinziehen, doch koennen ihn nicht packen, der Mann rollt und wird gleich zu bluten beginnen, Hubert greift ihm unter die Achseln und hievt ihn hoch. Sein Freund Karl, Arzt, raet ihm, sich zu waschen, Hubert wischt sich die Haende mit einem Spitzentaschentuch ab. Es vergehen Jahre. Agustin besucht Wien, am Stefansplatz betritt er in seiner gewohnheitsmaessigen Touristenausstattung die U1, bleibt stehen. Rechts sitzt der Sohn von Black Elk Wallace mit unuebersehbarem Medizinhut, Agustin kann es nicht fassen, starrt ihn an, wie er nie zuvor jemanden angestarrt hat. Links steht Wucherer-Huldenfeld, der Doyen der Karlskirche, ich kann es nicht fassen. Wir fahren nur eine Station, bis zum Karlsplatz. Kein Kommentar, Agustin sieht ja sowieso alles, er sagt es nur nicht. Erst dann kommt es zur Begegnung mit Umberto, in San Ant?n, Agustin fuehlt sich an seine Lehrzeit beim Bischof in Iquitos erinnert und an seinen Grossvater. „Wissen Sie, Padre, ich nehme nicht gerne meinen Hut ab, aber fuer Sie taete ich es.“ „Nicht noetig, ich bin auch nicht ganz sauber.“
„Umberto, was wird passieren, wenn du fortgehst?“
„Ich werde das vorletzte Wort haben.“