In einer Nacht in den 70ern sammelte sich Hans Ruedi Giger zu einer LSD-Sitzung und ihm wurde ein Monstrum geboren, das der Kinomenschheit bis in die 90er Alptraeume bescheren sollte. Sigourney Weaver kaempft in 4 Episoden unter verschiedenen Umstaenden gegen den Inbegriff menschlichen Unwohlseins; gegen ein Wesen, das in Windeseile Metamorphosen durchlaeuft, nachdem es sich biochemisch parasitaer in organischem Leben eingenistet hat, um schliesslich seinen Wirt zu zerstoeren, wenn es sich aus ihm gebiert, – eine „Fressmaschine“, wie die Stammtischpublizisten in Anlehnung an den „Weissen Hai“ solcherart Lebewesen nennen.

Hans Ruedi Giger konzipierte seinen Alien mit akribischer Liebe. Seine zuerst zeichnerischen und spaeter modellierten Studien fanden Eingang in eine „Alien-Bar“ in Chur, spaeter in sein „Giger-“ oder besser: „Alien-„Museum. Ein Wesen, das sich in unseren Uraengsten suhlt, in einem tiefen, lichtlosen Stollen unserer Psyche, aus der es hervorkriecht. Ein Wesen, das in den Eingeweiden von Raumschiffen lebt, nachdem es zuvor in den Eingeweiden von Menschen gewachsen war. Ein monstroeses, bewegliches Kiefer, Zaehne wie aus Stahl in einem doppelten Gebiss; das Blut von Saeure ersetzt. Eine menschliche Greifhand, die andere ein lanzettenhafter Oktopusarm. 2 laufschnelle Beine, ein Greifschwanz. Das Alien lebt im All, auf einem fremden Planeten. Die Handlung spielt in der Zukunft. Eine weltumspannende Firma beherrscht die Raumfahrt und zeigt sich gewillt, ab der dritten Episode dieses Exemplar der Natur zu zuechten, um es besser studieren zu koennen. Dabei gehen sie ueber Leichen. Sigourney Weaver, die sich im dritten Teil am Ende in den Reaktor stuerzt und im Fallen den Alien gebiert, den sie mit in den Tod nimmt, wird im 4.Teil nach wiederholten Fehlversuchen wiedergeboren, indem die Firma ihre vorsorglich registrierte DNS-Struktur rekonstruiert.

Der Alien wird in Eiform von einer noch monstroeseren Koenigin in die Welt gesetzt. Das Ei ueberdauert Jahrzehnte, ja Jahrhunderte. Im ersten Teil trifft die Expedition auf ein fortgeschrittenes, extraterrestrisches, riesig anmutendes, bereits versteinertes Wesen in seinem Cockpit, wo es ohne Unterlass ein Signal der Warnung abgesetzt hat. Seine Brust aufgesprengt. Erst dann schreitet die Gruppe in ihren Raumanzuegen in die Katakomben hinab….

Der Kampf Sigourney Weaver’s gegen die Alien-Mutter im zweiten Teil wurde von der Filmpsychologie eindringlich beleuchtet. An den 4 Teilen arbeiteten die besten Spezialisten. Im ersten Teil fuehrte beispielsweise Ridley Scott Regie.

Die Frage der Scriptautoren, im Einklang mit Hans Ruedi Giger, war, wie kann man aus einem solchen „Wunderwerk der Evolution“ den Garaus machen. Die Antwort war naheliegend: Indem man es ins All katapultiert. Mit der Allkatapultierung wird es in jenen Unort geschleudert, wo seine Tentakeln keinen Halt finden. Die Katapultierung, ein heroischer Akt, der mit letzter Kraftanstrengung und im gnadenlosen Duell geschieht, an dem auch der menschenfreundliche Android „Bishop“ mitwirkt, diese Katapultierung figuriert als finale Abtrennung des Boesen. Das unbezwingbar geglaubte Wesen geht in der Dunkelheit des Vakuums verloren.

Doch was ist diese Schoepfung des Schweizers Giger? Was sind diese Monster, die Hollywood in regelmaessigen Abstaenden gebiert und die in der Regel von amerikanischen Helden zur Strecke gebracht werden?

Ein Wesen, das aus einem sich an der Krone sternfoermig oeffnenden Ei hervorspringt und sich in Sekundenschnelle durch eine Raummaske aetzt, um sich sodann im Gesicht festzukrallen?

Das sich im Menschen einnistet, in ihm waechst, und aus seinem Bauch sprengt;

das sich in kuerzesten Etappen zu einer ausgewachsenen Kreatur wandelt;

das nur Fressen im Sinne hat;

dessen Kopf ueberdimensional gross ist, wie der eines Pottwals;

das staendig geifert und jeden Moment menschlichen Gluecks zu beenden imstande ist.

Das Alter Ego des Menschen.

Hans Ruedi Gigers Raumueberlassung fuer das menschlich Unbekannte in einem Zimmer mit ekelerregenden, geschmacklosen Tapeten, abgetretenen, urinbesudelten Teppichen und durchgelegenen Matratzenbetten, in denen Generationen dahingegangen sind. Hans Ruedi Gigers Menschenverstaendnis: „Der Mensch hat keine Freunde in dieser Welt, denn wir haben uns jedes Lebewesen zum Feind gemacht“, – bis hin zu den Baeumen, auf denen der getarnte „Predator“ lauert.

Der Alien geht im Weltall verloren, – unsrer inneren Schwaerze, unsrer Unergruendlichkeit. Was uns auf anderen Planeten erwartet, unter dem Licht anderer Sterne, – wir wissen es nicht. Doch sicher kein Alien. Nur Fremdes.

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  1. Schleimig schwarz und dunkel bewegt es sich durch die Gänge unseres Wesens. Unzählige Windungen trennen es von dem Licht. Einen langen Weg zu gehen ist es verdammt. Hunger war sein Antrieb. Hunger war sein Erzeuger. Immer wieder bricht es hervor, durchstösst meine fleischliche Hülle.

    Ich erwache nur langsam. Es ist dunkel, doch so muss es wohl sein. Nur tapsend finden die Füsse den Weg. Das Alien, das Fremde in mir ruft nach Freiheit. Es will eingehen in den Strom des Lebens, fortgerissene werden in die Einheit des Strudels. Ich habe keine Kraft mehr dem zu widerstehen. Werde ich den Untaten meiner Vergangenheit standhalten können? Es ist wahr, wir haben keine Wahl. Meine Augen gewöhnen sich nur langsam an das grelle Licht. Nun bricht es heraus.

    Eine Geburt, ein Abschied. Ich bin Frei. Mit einem Lächeln betätige ich die Klospülung.

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