Am 10.Oktober 1963 unternimmt die US Navy mit der in der Werft ueberholten USS Thresher oestlich von Cape Cod, Massachusetts, Tauchversuche, um deren Druckleitungen, die zuvor mit Ultraschall sondiert worden waren, praktisch zu ueberpruefen. Die ersten Versuche finden noch auf dem Kontinentalsockel statt, ehe man in die Tiefsee hinaussteuert, um das U-Boot auf 400 Meter, seine maximale sichere Tauchtiefe, hinabzuschicken. Neben der regulaeren Besatzung sind Techniker und militaerische Beobachter an Bord, insgesamt 129 Maenner. Um 8.53 Uhr empfaengt der Begleitkonvoi ober Wasser einen ersten Notspruch. Der Kapitaen will ein Notanblasmanoever vornehmen. Wie die spaeteren theoretischen Rekonstruktionen ergeben, riss mit Wahrscheinlichkeit eine der Druckleitungen, durch die Meerwasser zur Kuehlung des Reaktors gepumpt wird, an einer mit Silber geloeteten Stelle. Obwohl man bereits wusste, dass ein derartiges Loetverfahren anstelle des klassischen Stahlschweissens sich unter den besonderen Druckbedingungen als unzureichend erweisen koennte, hatte die Marine in der Werft keine Korrekturen vorgenommen, sondern es auf den praktischen Test ankommen lassen. Das eindringende Meerwasser fuehrte zu einem Kurzschluss im elektrischen System, wodurch der Reaktor automatisch abgeschaltet wurde. Das bereits an seiner maximalen Sicherheitstiefe angekommene Boot sank somit antriebslos ab. Der Kapitaen musste unverzueglich reagieren. Es misslang. Die aus den Druckbehaeltern in die Ballasttanks ausgeblasene Luft dehnte sich aus und kuehlte sich durch den nicht beruecksichtigten Joule-Thompson-Effekt stark ab. Dadurch gefror das in den Druckluftleitungen kondensierte Wasser zu Eis, welches die Filter der Ausstroemventile verstopfte. Vergeblich versuchten die Tauchtechniker, Wasser aus den Tanks zu verdraengen. Das Schiff sank unter seine Zerstoerungstiefe von 600 Meter. Der letzte Funkspruch blieb ein Torso. Der Tod ergriff die Besatzung innerhalb einer Sekunde. Der Wasserdruck zerdrueckte das Gefaehrt wie eine Sardine, dann riss er es auseinander. Die Teile des Wracks wurde nie gefunden, da sie, in ueber 100 Meter tiefem Schlick eingebettet, auf 6000 Meter Tiefe liegen.

Monate spaeter, als alle Ortungsversuche gescheitert waren, orderte die Navy den Einsatz der „Trieste“ an, jenes Tiefseeforschungsschiffes, mit dem Jacques Piccard und Don Walsh drei Jahre zuvor, am 23.Jaenner 1960, auf den Grund des Marianengrabens hinab- und von dort unbescholten wieder heraufgestiegen waren. Eine Reise auf 11000 Meter Tiefe, ewige Finsternis, Wasser am Gefrierpunkt. Auf den Grund der Existenz, auf dem auf jedem Quadratdezimenter ein Druck von 100 Tonnen einwirkt, unablaessig. Wir wissen nicht, was dort unten ist, an Leben.

Piccard und Walsh sassen in einer Druckkugel aus mehrfach geschichtetem Stahl, die in Essen geschweisst worden war. Ihre Scheinwerfer waren in den Rumpf kegelfoermig eingelassen, mit einer thermobeschichteten Glassicherung, ebenso stark wie Stahl. Ueber der Druckkoerperkugel sass ein zylinderfoermiger Blechtank, der randvoll mit 110 Tonnen Benzin gefuellt war. Die Schwimmweste zum Ueberleben, zum Wiederauftauchen, nachdem sie den elektromagnetisch festgehaltenen Ballast, Stahlkugeln, abgestossen hatten.

Es bedurfte eines solchen Gefaehrtes, um zum Grab der USS Thresher hinabzufahren, und nichts vorzufinden.

Ein solches Schicksal blieb der „Kursk“ nach dem 12.August 2000 erspart. Der Stolz der russischen Kriegsmarine, ein 154 Meter langes U-Boot mit 13 vertikalen Silos fuer ballistische Sprengkoepfe, angetrieben von 2 Reaktoren, die jeder eine Leistung von 190 Megawatt produzierten, hatte gut eine Milliarde Dollar gekostet. In einem Manoever der Nordseeflotte in der Barentsee liess es auf leichtfertige Weise sein Leben. Um 11.28 Uhr registrierten die seismischen Anlagen an der norwegischen Nordkueste ein Beben der Staerke 1,5 auf Richter. Diesem folgte 2 Minuten spaeter eine Erschuetterung der Staerke 3,5. Wie sich herausstellte, kuenstlichen Ursprungs. Der Torpedo-Offizier hatte zu frueh den Start eines Torpedos angeordnet, als es sich noch in seiner Luke befand. Durch den fehlenden Wasserwiderstand ueberhitzte es sich, wodurch die Leitung fuer Wasserstoffperoxid – ein fuer den Torpedoantrieb unverzichtbares Gemisch – leckte. Das austretende Gas reagierte mit der Messing-Kupfer-Legierung, aus der die Schalung bestand, und verursachte eine Reaktion, deren Feuer auf die gesamten Torpedokammer uebergriff, das Torpedo zur Explosion brachte, und nach ihr, die gemessenen 2 Minuten, alle uebrigen Torpedos. Die Kursk sank auf 108 Meter Tiefe. Mindestens 23 Besatzungsmitglieder, im Heck des Riesen, ueberlebten. Sie schrieben Abschiedsbriefe.

Die russische Marine untersagte alle internationalen Rettungsversuche der NATO-Streikraefte. Rettungskapseln der in der Naehe zur Beobachtung patrouillierenden US-U-Boote haetten an das Wrack andocken und es durchschweissen koennen. Das genehmigte man nicht. Die Katastrophe wurde vertuscht. Die Gedenkdemonstration mit den Verwandten der Angehoerigen, ein Jahr danach, wurde vom Geheimdienst durchsetzt und weinende, skandierende Witwen vor laufenden Kameras mit Betaeubungsmitteln der traditionell hoch entwickelten russischen Psychiatrie niedergespritzt; das Wrack selbst erst 3 Jahre spaeter geborgen.

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