Anlaesslich der so blutigen Manifestationen von Verzweiflung, Einsamkeit, Isolierung und Entwurzelung wie sie durch die Bluttat in USA und auch in unseren Schulen und an so vielen Orten ereignen, von denen wir nicht immer erfahren, moege dieses Wunderbare Gedicht von Rabindranath Tagore eine Lichtung in den dunklen Waeldern der Seelen entstehen lassen.

Ein Hohelied an den Baum ist auch eine Erinnerung an den Archetypus Baum, der unserem Leben Wurzel und Krone verleiht in besonders ausgezeichneter Weise. EIn Archetypus, der in seiner Zustandshaftigkeit vermoege eines kraftvollen Stammes die Verbindung des Erdhaften mit dem Geisthaften gewaehren kann und sie stabil werden laesst und Raum gibt fuer die Weite einer im Wind und den Stuermen des Lebens mitschwingenden Aestewerk und Blaetterwerk, dem Ausdruck unserer feinen und fragilen Strukturen, die ohne den maechtigen Schutz des Hauptstammes nicht entfaltet werden koennen.

Verehrung den Baeumen

Als dein Leben keimhaft erwachte,

hast du im dunklen Leib der Erde

Der Sonne Anfuf vernommen – Baum,

Du Erst-Entsprossener. Das Haupt erhoben

ueber den stumpfen Fels, hast du den ersten Preis

des Lichts gesungen, hast du der leblos-rauhen

Wueste Empfindungen gebracht.

Du hast

damals mit magischen Spruechen aus Blau und Gruen

dem Firmament – ihren Goettern und Sternen –

die Herrlichkeit dieser Erde verkuendet.

Dieses Leben – das immer wieder die Schwelle

des Todes ueberschreitet und von Epoche

zu Epoche auf endlos langem Pilgerweg

in vielfaeltigen Verkoerperungen vorueberzieht:

Du entfaltest die Siegesflagge dieses Lebens

stolz und furchtlos angesichts des Unbekannten.

Der Erde Traum zersprang bei deinem stillen

Anruf, und sie entsann sich freudig erregt

der eigenen Entstammung – als die,

eine kuehne Tochter der Goetter, einst ihren

leuchtenden Himmel zurueckliess

– im ockern Kleid der Bettlerin, aschebestrichen -,

um die selige Freude in ihrer Zerstueckung

in Zeit und Raum zu verkosten;

um ihr Tiefstes auszupressen,

wenn von den Stichen des Schmerzes

die Freude zerreisst.

Rabindranath Tagore

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