Vorwort

Sprache

„Ein Mann blickte auf seine Gleichungen

und sagte, das Universum hat einen Anfang.

Es hat einen Knall gegeben, sagte er.

Einen Urknall, und das Universum war geboren.

Und es dehnt sich aus, sagte er.

Er berechnete sogar die Lebensdauer:

Zehn Milliarden Umkreisungen der Erde um die Sonne.

Die Welt jubelte.

Man hielt seine Berechnungen fuer Wissenschaft.

Niemand bedachte, dass der Mann mit der Annahme,

das Universum habe einen Anfang, lediglich der Logik

seiner Muttersprache gefolgt war.

Diese Logik verlangt den Anfang wie eine Geburt

und Entwicklung wie das Heranwachsen

und das Ende wie den Tod als Darlegung von Fakten.

Das Universum hatte einen Anfang,

und es wird alt, so versicherte uns der Mann,

und es wird sterben, wie alles stirbt,

wie auch er starb, nachdem er mathematisch

die Logik seiner Muttersprache bestaetigt hatte.

Die andere Sprache

Hatte das Universum wirklich einen Anfang?

Entspricht die Theorie vom Urknall der Wahrheit?

Das sind keine Fragen, obwohl es den Anschein hat.

Ist die Logik, die einen Anfang, Entwicklungen

und das Ende als Darlegung von Fakten verlangt,

die einzig bestehende Logik?

Das ist die eigentliche Frage.

Es gibt mehr als eine Logik.

Es gibt zum Beispiel eine, die verlangt, dass man eine

Vielfalt von Intensitaeten als Fakten anerkennen muss.

Nach dieser Logik beginnt nichts und endet nichts.

So gesehen, ist die Geburt kein klares, eindeutiges Ereignis,

sondern eine besondere Art der Intensitaet.

Das gilt auch fuer das Heranreifen und fuer den Tod.

Ein Mann mit dieser Logik stellt fest, wenn er seine Gleichungen betrachtet,

dass er genug unterschiedliche Intensitaeten berechnet hat,

um glaubwuerdig sagen zu koennen,

das Universum hatte keinen Anfang,

und es wird niemals enden,

aber es durchlief, es durchlaeuft und wird in Zukunft

endlose Veraenderungen der Intensitaet durchlaufen.

Dieser Mann koennte sehr wohl zu dem Schluss kommen

und sagen:

Das Universum ist das Vehikel der Intensitaet.

Man kann es benutzen,

um sich endlos lange durch Veraenderungen zu begeben.

All das und noch viel mehr wird er erkennen,

ohne vielleicht jemals zu begreifen,

dass er bloss die Logik seiner Muttersprache bekraeftigt.“

(Carlos Castaneda, Das Wirken der Unendlichkeit, Frankfurt am Main 1998, S.7+8)

Wie die „Rebels without a cause“ trafen sich der Meister und der Astronom auf dem Mount Palomar, beide im Buch der Zeit eingetragen. Sagan konnte ihm immer noch nicht glauben, das Wort reifte erst in ihm. Castaneda bat ihn, zum Spiegel gebracht zu werden, diesem partikelfreien Wunderwerk der Wissenschafter, die sich entschlossen hatten, ihr Auge an diesem Ort zu oeffnen. „Rein wie Ihr Bewusstsein“, meinte er mit einem halb versetzten, unergruendlich schmunzelnden Blick zu seinem Gastgeber, dem Reisenden….

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  1. Amy Wallace: Des Hexers Schülerin

    Manche Vorstellungen bringen einen von einem fort, zumindest fuer einen Moment. Es ist nur eine Frage der Disziplin, der Geistesgegenwart. Womit beschaeftigen sich Geheimdienste so tagsueber? Was screenen sie? Wie kommentieren sie das aus dem Netz gefischte? Begreifen sie, was sie lesen? Wohl doch soweit, als sie zwischen "politisch korrekt" und "suspekt" differenzieren, um sodann in einem zweiten Schritt das Suspekte zu entschaerfen, oder, nennen wir es unverfaenglicher, zu neutralisieren. Jede Bewegung wird gescreent. Die Fackelmaersche (nicht die des Ku-Klux-Klan) und die Kerzenumzuege; die Friedensmaersche und die Transportblockaden gegen den Atommuell; die Internet-Protestbewegungen gegen das Schlachten der Babyrobben. Und und und. Alles, was sich bewegt und verpuppt. Schlangeneier, denen Heroen entspringen koennten. Geordnete Countdown-Manoever, die auf das Erreichen der Fluchtgeschwindigkeit abzielen. 30.000 km pro Stunde. Wilhelm Reich, in einem US-Gefaengnis gestorben. Baghwan Shree Rajnesh, detto. Leonard Crow Dog, beinahe aufgeschlitzt durch Gedungene, auch nicht durch Einzelhaft gebrochen.

    Natuerlich gibt es ein System. Ein milliardenschweres. Es hat Macht und kann Buerger spurlos verschwinden lassen. In einer Welt der zeitungslesenden Weltallkameras, der nach Lateinamerika ausgerichteten Abhoermuscheln in Fort Saunders, Arizona, in einer Welt fataler Irrtuemer, ist nichts einfacher als den Irrtum zu begehen, alles sei so wie es scheint.

    Wir Dschungelschuetzer, die sich mit "Brujos", Hexern, abgeben, wir stehen genauso im Geruch der Inkrimination. "Wovon spricht er, von hoeherem Bewusstsein? Gefaehrlich oder nicht (fuer die Staats- oder Firmenideologie)?"

    Erst recht nicht entgeht dem Screening eine Bewegung, die von jenseits der grossen Mauer (jener zwischen den USA und Mexiko) kommt und die ihre Wurzeln zuerst in Kalifornien und dann in aller Welt schlug. Eine Bewegung, die unter dem Nimbus eines Peruaners segelt, Carlos Castanedas "Tensegrity", rechtlich immer noch, ueber seinen Tod hinaus, representiert von "Cleargreen Corp.". Eine Bewegung, die ueber den Tod hinaus will. Es wird sofort einsichtig, dass es nichts Verwegeneres geben kann als dieses. Und somit treten alle auf den Plan, die nicht formulierte, intransparente Machtinteressen vertreten. "Firmen", wie sie seit je im Insiderjargon genannt werden.

    Das ist das Spannungsfeld: Wenn Sie, lieber Leser, Plutoniumtransporte stoppen wollen, muessen Sie ihre Privatangelegenheiten, sprich, Ihre Familie und Besitztuemer, geregelt haben. Genauso, wie es die Kolumbianer und Mexikaner tun, die Kartelle des weltweiten Kokaingeschaeftes. Wenn es gegen die Familie geht, ist der Karren bereits im Dreck. Wenn Sie beabsichtigen, Ihre sexuelle Ausrichtung zu plakatieren, bereiten Sie sich auf Sturmzeiten vor. Wenn Sie vorhaben, Ausserirdische anzulocken, bereiten Sie besser stichhaltige Argumente fuer ein psychiatrisches Verhoer vor. Wenn Sie an den Antichrist glauben (eine nicht beneidenswerte Option), seien Sie nicht ueberrascht, wenn ihr Gewand beim naechsten Stadtbummel Feuer faengt. Werden Sie lieber Dalai Lama-Fan wie Richard Gere, liebe Mitkaempferinnen und aufrecht Gehende! Im Schatten von Erleuchteten ist gut vegetieren.

    Wenn Sie auf Castaneda abfahren, ich warne Sie, es kann Ihre Stabilitaet erschuettern.

    Castaneda war Peruaner, vieles spricht dafuer, vor allem, weil er den Begriff "Luege" nicht kannte. Ein Macho. Ein Frauenverspeiser. Ein Guru. Zumindest, das sei klar abgehoben, im Alter. In Europa koennen Sie eine Reihe von dieser lateinamerikanischen Sorte antreffen. Maenner jeden Alters, denen die Frauen zu Fuessen liegen. Erst recht, wenn die Botschaft eine messianische ist. "Wir zielen etwas Anderes an: Die grosse Ueberquerung, durch das Auge des schlafenden Drachen hindurch." Diese Botschaft ist chinesisch, doch sie wurde von den Mexikanern vereinnahmt. Von einer Gruppe von hochstehenden Magiern. Magier, die dem Einzelkaempfer Castaneda, so scheint es, voraus waren. Ob er sie je erreichte, ich weiss es nicht. Ich hoffe es.

    Aber er ging querbett mit einer Legion von Frauen, die ihn anhimmelten, so wie Julio Iglesias, der im Brustton der Ueberzeugung toente, "Ich habe mehr als 2000 Frauen in meinem Leben gluecklich gemacht", und den dann der Bauchspeicheldruesenkrebs dahinraffte. Wie soll das gutgehen? Denn 2000 Frauen, das heisst immer auch "2000 potentielle Schwangerschaften", und was dann? Was dann, bitte? Es ging auch bei Castaneda nicht gut, und das war wirklich ein Desaster, das uns auf die Erde hart zurueckfallen liess. "The BIG C", vor dem er am 28.April 1998 kapitulierte.

    Ich weiss, Miles Reid, argentinischer Arzt und des Meisters Fahnentraeger, heute Inhaber einer unter hohem Anspruch angetretenen Klinik fuer chinesische und Pflanzenmedizin in einem der Vororte von L.A., er spricht bei seinen Auftritten von der messianischen Transformation seines Meisters im Augenblick des Todes. Aber andere, die Mehrheit, stutzen ob der Beweislast. Die Fotos des von der Krankheit Gezeichneten. Das medizinische Totenattest. Das spurlose Verschwinden seiner treuesten Kohortinnen. Ein Polizeidossier zu den sterblichen Ueberresten von Patty Alexander, seiner "Tochter" und feurigsten Ergebenen, gefunden im Death Valley.

    Aber erst recht ein Buch aus Frauenhand, ein intimes, ein ehrliches, wie es scheint. Amy Wallace‘ "Sorcerers Apprentice. My life with Carlos Castaneda". Nach dessen Lektuere muss auch ich Flurbegradigung vornehmen und mich bei Corey Donovan entschuldigen (den damaligen Beitrag im Forum haben amerikanische Hacker ohnehin bereits vernichtet; sicher Arbeit des CIA). Die Palastrevolte ruhte offenbar auf den Schultern eines wackeren Kosaken. Es musste so etwas wie eine Sektenstruktur gegeben haben, samt der sie charakterisierenden selbstlaufenden Gehirnwaesche zumeist durch Frauenhand. Wie es scheint, waren dem Meister die Dinge entglitten, und ich verstehe es nur allzu gut. Nicht alle Samenerguesse sind glorios. Es war zur Sucht geworden. Sex und Geld, die Hauptcharakteristika eines Kultes, samt der systematischen, mit Stroemen von Traenen durchwaschenen Zerstoerung des Selbst unter hehrer Absicht.

    Amy Wallace war ein Teenager in Berkley, als sie den ominoesen Hexer auf Einladung ihres Vaters Irving Wallace im Elternhaus kennenlernte. Knappe 15 Jahre spaeter wurde sie seine Geliebte, nachdem sie sich in seinem Spinnennetz verfangen hatte. Sie dachte, sie waere die Einzige, doch dem war bei weitem nicht so. Die Enthuellungen wirkten schockierend auf sie, doch sie konnte es nicht lassen. Zu sehr suchte sie ihren verstorbenen Vater und ein neues Zuhause, eines, das von hoeherer Realitaet, hoeherer Wirklichkeit durchtraenkt sein sollte, von Weisheit, von Wissen eben. Und mit diesem lange uneingestandenen Wunsch nahm sie masochistisch alle Erniedrigungen hin, Erniedrigungen vor der Gruppe von sprachlosen "Schuelern", "Auserwaehlten", die nichts dagegen hatten, sich in eine sublime, doch gnadenlose Hackstruktur einzufuegen. Die Jahre gerieten zu einer Pilgerreise auf Dornen. Danach war selbst das Pilgerziel, der Wallfahrtsort, das Sakrale entschwunden, der Meister tot. Danach begann die Leichenfledderei, die bis auf den heutigen Tag anhaelt. Noch immer fliegen Suchende zu den Tensegrity-Seminaren, suchen den lebendigen Mythos der Tolteken, doch sie finden nur junge Bewegungskuenstler, die fuer ein Seminar das Dreifache von dem verlangen, wie alle 11 Buecher, die sosehr illuminierten, die sosehr zauberhaften, die so ungeheuer wertvollen, zuvor insgesamt gekostet hatten. Cleargreen Corporation mit einer undurchsichtigen Firmenstruktur laesst sich die Leichenfledderei teuer bezahlen, und immer noch kommen bis zu 800 Teilnehmer zu einzelnen Seminaren, so wie demnaechst ins Shambala Mountain-Center in Boulder, Colorado. Teilnehmer, die aus allen Teilen der Welt einfliegen, Afrika einmal ausgenomen. In den offiziellen Broschueren propagieren sie es als Bewegungsformen, die das allgemeine Wohlbefinden steigern, doch in den Seminaren heisst es anders: Grundlagen, um die Unsterblichkeit zu erreichen. Eventuell.

    Ekelhaft.

    Das brauchen wir nicht. Was uns ansteht, ist die individuelle Lebensanalyse, das Beobachten des eigenen Lebens, das Beobachten des eigenen Selbst. Durchaus auch Kraftakte. Das Wahrnehmen des Einsickerns hoeherer Magie. Wir brauchen die unzweifelhafte individuelle Botschaft. Die Botschaft, die uns die Hummel ins Ohr oder ins Genick fluestert, oder die Fliege, oder die Libelle, oder der Sperling, die Amsel, die Drossel, der Fink, der Uhu, der Kleiber, der Kuckuck.

    Wir brauchen keinen Kuckuck, dem holde Maiden zu Fuessen liegen.

    Manche sagen, merkt ihr denn nicht, er konnte sich der Menge nicht erwehren, er musste mit allen spielen, sie alle paradox anleiten, er musste pausenlos "pirschen", d.h. verstohlen handeln, um sie an ihrem Ego zu packen.

    Alles schoen und gut, aber bitte ohne Bettgeschichten. Und das sage ich rueckhaltlos, mit Ueberzeugung, vor dem Hintergrund dessen, was sich hier, im Dschungel, abspielt. Fast alle kommen als Kriegsgeschaedigte zu uns, und es scheint als koennten nur die allerwenigsten etwas mit wahrem Frieden, Herzens- und Geistesfrieden anfangen.

    Das Verfaengnis der Meister schaelt sich erst im Alter heraus. Mit der vielen Lebenserfahrung, der schillernden, der widerspruechlichen, der gewaltvollen, der unbeschreibbaren, erlangen sie tatsaechlich eine Ahnung, was das "schlafende Auge des Drachen" bedeuten will. Die Pforte ins Nichts. Die Pforte ins Nichts, die wir gewoehnlich erst wahrnehmen, wenn wir auf dem Sterbebett liegen. Doch gewisse Machos haben gelernt, das Nichts im Orgasmus zu suchen. Wie im Tantra. Erleuchtung durch Orgasmus. Und die Heerscharen der Frauen machen mit, selbst um den Preis der Luege. Der Macho belaesst es naemlich, wie wir alle wissen, nicht mit der simplen Tat, nein, zu seiner eigenen Lusterzeugung gehoert auch das pornographische Gefluester, und das, oh mein Lieber, geraet eben zur Luege. Du bist meine Einzige, die Ausserwaehlte, meine Frau. So bekam es Amy Wallace zu hoeren, und sie erzaehlt mit der ihr eigenen Ader fuer Indiskretion wortwoertlich aus dem Gedaechtnis. Dafuer darf man ihr getrost den Pulitzer fuer schamanistische Ikonenstuermerei zusprechen. Auch diese Brosamen muss man als Leser aufpicken, wenn man auf diesem Feldweg unterwegs ist. Sperlinge sollen sich bekanntlich nicht unterkriegen lassen, auch nicht bei Wind und Wetter, Blitz und Donner.

    In dieser Angelegenheit der Suchens nach der Wahrheit, oder, in abgeklaerterer Formulierung, nach dem "Erwachen", Sie alle, werte Leserinnen und Leser, koennen es bezeugen, in dieser Angelegenheit wird der Freund zum Feind und der Feind zum Freund. Zeitweise wird es so turbulent, dass die Fetzen fliegen.

    Da sagt zum Beispiel einer: "Ich habe mehr Menschen geheilt als Christus."

    Einer seiner Zuhoerer, ein pedantischer Fundamentalist, wuerde ich sagen, antwortet ihm, "Wie koennen Sie das sagen, Sie sind doch Christ?"

    "Nun", antwortet der Gefragte, "ich sage das auf der Grundlage der Bibelberichte. Anhand dieser kann man abschaetzen, wieviele Menschen Christus geheilt hat." Da wirft eine bis jetzt still gebliebene Frau ein, mit leiser Stimme, und sie blickt den Tischvorsitzenden nur teilweise an: "Und Sie sagen von sich, Sie sind Christ! Glauben Sie denn nicht an den Auferstandenen?"

    Solche Tischgespraeche haben zumeist soziale, zuweilen auch wirtschaftliche Konsequenzen. Die Rechnung wird dann hinterruecks praesentiert. Wie oft folgte den Sonntagabendveranstaltungen im Tanzsaal von Beverly Hills der Nervenzusammenbruch der Amy Wallace draussen am Parkplatz, weil sie ihr Fett, das zynische, vor versammelter Menge abbekommen hatte, von ihrem Liebhaber, der ihr mit Liebesentzug drohte.

    Es war nur eine Frage der Zeit. Diesen Chronometer haelt tatsaechlich "The Big C" in der Hand. "The Big C" will erst einmal umschifft sein. Und dann, nach diesem Ritt rund um das Kap Hoorn, das ewig tosende, wer behaelt dann noch Geistesgegenwart? In wem lodert dann immer noch die Fackel der Hoffnung? Wem ist sie nicht ausgeblasen worden? Wem wurde sie nicht von der Gischt fortgespuelt? In wem?

    Dann erst, dann erst glaube ich dem schelmischen, teuflischen Funkeln in Deinen Augen, Carlitos, wenn ich merke, jetzt hast Du deinen Coup gelandet, wieder einmal, und zurecht darf mich dein Rumpelstilzchensprung umwehen. "Ja, wir sind alle grenzenlose Narren! Aber das hat alles seinen Sinn, nicht wahr, Caballero? Caracho, Coño! Wowie Zimbowie!" 😉 😈

  2. The Art of Reality

    Bruce Wagner remembers Carlos Castaneda

    October 1, 2007

    And I say to you: When someone leaves, someone remains. The point through which a man passed is no longer empty. The only place that is empty, with human solitude, is that through which no man has passed.

    –César Vallejo

    WE SOMETIMES PASSED a billboard in L.A. that digitally tallied how many had died that year—thus far—from smoking. (It is there still.) If I was driving, he’d literally cover his eyes when we approached, wincing in disapproval. Each time he made that gesture, I was surprised and moved: yes, it was true, he’d endlessly instructed how one should use death as an advisor—“I have said it until I am blue in the face”—but the roadside version wasn’t at all what he meant. No learning, no urgent poetics came from numbers that might well have been a telethon’s tote, and nothing evoked the teachings of his lineage: to intend awareness with each breath, for such is the birthright of the impeccable being who is going to die. None: merely another ad, a crude binding upon the clear green chakra of the heart, and it filled him with sorrow . . .

    Today the winds are high and piercing. They shake the house and shiver the skin: ineffable, gusty, gutsy, merciless. They come in wild, majestic packs—from left field—at once sentimental and indifferent. They do not care.

    They blow in from the ocean of awareness.

    From “the border” . . .

    Their respirations conjure a major melancholy: my teacher. He is ten years gone—or something like that—I’m incapable of taking measurement. Of crunching the numbers. The space they whistle through isn’t really about my teacher anyhow, though I do miss him at this precise moment, terribly, which is unusual, because most times I feel like he was never here, and also that he never left.

    He assuredly did not believe in goodbyes.

    He used to speak of ontological sadness, what he called “the sadness of the microbe,” lost in the nebulae.

    Perhaps it was this too: I once heard a rinpoche talk about the mixture of joy and sadness befalling those who take responsibility for the wellness, pain and ignorance of sentient beings. How to lead the blind?

    There is a chant that begins with the Tibetan word kyema. Sadness, weariness, wariness. A certain sorrow.

    The wind is haunting and brings its own effulgence:

    The unbearable clear light-ness of being.

    Of awareness—

    The Nagual used to begin lectures with this simple entreaty: “Please suspend judgment.”

    How harshly I have judged those who were privileged to write of their teachers, some in these very pages! I viewed such essays as pretentious exercises in false humility—anecdotal rose petals of self-importance flung at the sangha. Now here I am, writing of my “root guru,” the Nagual Carlos Castaneda, with whom I studied, so to speak, for ten years. He always told me I was arrogant, and back then I wondered: But how? In what possible way? How could he even think this?

    One day my teacher said that he was compelled to bring me “to the border.” He said he had failed to do that very thing, long ago, with another, and his debt must be paid.

    Egotistically, I thought, “I have entered one of his Tales of Power. I might even rate a chapter in a new book.”

    Sometimes it is a great teaching to be so wrong.

    Only now am I beginning to understand the potent elegance of the phrase’s impossible simplicity: to the border.

    The Nagual Carlos Castaneda was not an easy man to find, especially if one went looking. It is curious that our first encounter was at a brunch in Santa Monica.

    I should briefly explain: nagual can denote many things. In my teacher’s case, the word was associated with the leaders of a distinct ancient lineage of Mexican sorcerers. For me, it is an honorific of great respect and affection as well, equivalent to rinpoche or roshi. He also used nagual in his books, to denote the realm of dreaming—“the second attention”—as opposed to “the first attention” of everyday life, or tonal.

    I’ve always liked the employment of that word, attention. He told me that his teacher, the Nagual don Juan Matus, had literally saved his life. Carlos Castaneda asked what he could do to repay him. Don Juan Matus answered, “Give me your full attention.”

    In my teens, transfixed by Henry Miller’s Big Sur, I threw away my wallet and hitched a ride north, winding up in a halfway house. In that place, I became obsessed with stowing away on a freighter to Peru. After this phase ended, I watched Kwaidan and read the ghost stories of Lafcadio Hearn, cultivating a sudden, powerful desire to move to Honshu, where it seemed that both the living and the dead were startled to discover they had somehow changed places. I sobbed over Tobias Schneebaum’s flamboyant attempts to obliterate his identity in Keep the River on Your Right. Even though this gorgeous memoir contained a well-known epigram from The Teachings of Don Juan, I had not yet read Carlos Castaneda. I was seventeen. The quote Schneebaum chose was this:

    Look at every path closely and deliberately. Try it as many times as you think necessary. Then ask yourself, and yourself alone, one question. This question is one that only a very old man asks. My benefactor told me about it once when I was young, and my blood was too vigorous for me to understand it. Now I do understand it. I will tell you what it is: Does this path have a heart? All paths are the same: they lead nowhere. They are paths going through the bush, or into the bush. In my own life I could say I have traversed long, long paths, but I am not anywhere. My benefactor’s question has meaning now. Does this path have a heart? If it does, the path is good; if it doesn’t, the path is of no use. Both paths lead nowhere; but one has a heart, the other doesn’t. One makes for a joyful journey; as long as you follow it, you are one with it. The other will make you curse your life. One makes you strong; the other weakens you.

    I’ve left the passage intact because Mr. Schneebaum’s instincts were correct. The phrase “path of the heart” is too often removed from its original context. Torn from its nest, the abbreviated bird still sings the loveliest of songs, yet too easily becomes the dove of peace, a slogan, a greeting card emblem.

    The Nagual told me that I needed energy to even find such a path. To do so, he encouraged me to recapitulate my life. While such a discipline has a parallel in meditation—the ends are the same, the means different—the energetic act of recapitulation remains unique to his tradition. During the recapitulation, attention is paid to inbreath and outbreath as one performs a studied remembrance of every single being one has ever known or encountered, from parents to intimates, lovers to friends, acquaintances to strangers. You begin by compiling a list; many of those on that list have names—many cannot. The compilation itself can take months. The very act of list-making distracts the mind; the recapitulation is a lifelong preparation for entering silence. (It was of curious note for me to read a lecture in which Chögyam Trungpa Rinpoche spoke of a practice “known as smrti, which means ‘recollection.’”) Another activity exclusive to Carlos Castaneda’s lineage is the discipline called tensegrity, a word my teacher borrowed from Buckminster Fuller to describe the vast suite of physical movements called “magical passes” that don Juan Matus taught his students, and which are taught to this day. The modern version of those ancient passes is another way of quieting the inner dialogue in order to court silence.

    One night at dinner I told him, as Almodóvar put it, “todo sobre mi madre”—all about my mother. Afterward, we wandered outside. He pointed to the night sky and spoke with casual scholarship and warmth, as if the stars were old friends. He showed me Coma Berenices. Such was my ignorance that I’d never even heard of this constellation, yet I was touched because my mother’s birth name, a name she ultimately rejected, was Bernice. Again, he spoke about the act of energetically recapitulating one’s life, and I was reminded of a stunning chapter in The Autobiography of a Yogi called “Outwitting the Stars.” Paramhansa Yogananda wrote that man can escape the destiny imposed on him by the stars, the constellations of which were actually there as a goad and reminder from his moment of birth. “The soul,” Yogananda wrote, “is ever free; it is deathless because birthless. It cannot be regimented by stars.” The shamans of Carlos Castaneda’s lineage described a force called the Eagle that devoured awareness as our bodies came to the end of their usefulness. The recapitulation provided a facsimile of one’s life experience that the Eagle accepted, allowing one to enter the realm of pure consciousness and be free.

    I have always been devastated by the beauty of that.

    TIME IS SPHERICAL. Now I was thirty-five and writing my first novel. Inspired by F. Scott Fitzgerald’s Pat Hobby Stories, it was about an aspiring screenwriter whose spirit was broken by Hollywood. I met the Nagual at brunch in a private home. He was ebullient, gem tlich, gregarious. I liked him instantly. He told me of the studios’ attempts—even Fellini’s—to adapt his books. I couldn’t believe I was having this conversation with the man who wrote Journey to Ixtlan.

    We had many lunches after that, and I slowly came to understand he was and would be my teacher.

    We traveled to Mexico. He showed me places that had been of great significance on his journey. We visited the National Museum of Anthropology in Mexico City; the pyramids of the sun and the moon; the caves of Cacahuamilpa; and Tula, the Toltec capitol that figured in The Eagle’s Gift and The Art of Dreaming. At dusk, the church opposite our small hotel and the benches of the town square filled one with longing, blurring the borderlines.

    But what were his teachings?

    “They are simple,” he said, “but not easy.”

    Last year, I had a pivotal dream. I was set upon by dogs that threatened to tear me apart if I mistepped. I was able to remain relatively calm; eventually, with the help of bystanders, I escaped. But just before awakening, a voice informed, “These dogs are from another dimension. This is how it is going to feel—and this is how it is going to smell. This is the beginning of how it is going to be.”

    In shock, I lurched to the computer and wrote everything down. What set this apart from a “normal” dream was this: rather than being feral, the dogs were bizarrely composed of purebreds, including poodles and chihuahuas. (The Nagual had spoken to me of just such incongruous indicators. He called them scouts or “foreign energy” that invited one to a broader awareness.) Since the vision had terrified me so, it needed to be closely examined, and manipulated by intent. I remembered something extremely useful he had said: One can change the course of dreaming through intent, just as the course of rivers are changed by the erosion of wind and Time. Through the act of recording my dream, I could see how my initial interpretation was malevolent, yet it slowly became clear that the dogs were bringing an enticement to awareness. This was their gift.

    As I went deeper, I saw that the beasts were indifferent—reminders not to run from my responsibilities as a sentient being. Around the time of this dream, I’d been going through one of those periods in which everyday life seems pernicious and threatening. The dogs were warning me to stay sober and vigilant, to accept the help of the Other. (For me, the “Other” is that evoked in the metta bhavana prayer, or lovingkindness meditation: the friend or acquaintance, the parent or teacher, the lover, enemy, or stranger. From The Way of the Bodhisattva: “Those desiring speedily to be / A refuge for themselves and other beings, / Should interchange the terms of ‘I’ and ‘other,’ / And thus embrace a sacred mystery.”) They were herders and border dogs. The horror show had been provoked not by them but courtesy of the usual source: Bruce Wagner.

    To lack awareness is the real terrain of nightmares.

    The border is here, not elsewhere.

    I didn’t have the energy to follow those dogs—

    But so what?

    Of course, to become self-important because of one’s small epiphanies is yet another turn of the dreaming screw. There is a superb quote from Khetsun Sangpo Rinpoche that evokes the same images: “When a dog comes upon lungs, it considers them to be so delicious it wants immediately to gobble them up; just the same, when we meet with any superficial teaching, whatever it is, we voluntarily sink ourselves into it or grab onto it.”

    In Sleeping, Dreaming and Dying, the Dalai Lama is in conversation with a group of social scientists and meditators. He speaks of the Tibetan tradition of dream yoga, noting that some people are able to access the dreaming body by natural talent alone. The Dalai Lama talks about a woman “of sound mind” who stayed on a mountain behind the Drepung Monastery. She spoke to him of having watched the disciples of an old lama fly from one side of the mountain to another. (At a retreat, Chökyi Nyima Rinpoche was asked, “But what should one do while lucid-dreaming?” To which he replied, “Play around! Go to other worlds! Visit the realms of the gods!”) The Dalai Lama and the Rinpoche were speaking of the Meditation of Non-Meditation—what Carlos Castaneda called dreaming or not-doing. I always thought I had failed miserably as a dreamer. It was hubris to think that dreaming could not be enacted in the “first attention”; that reality was a place of no-mystery—of doing, instead of not-doing.

    Not to believe in the dream of everyday life.

    It is so easy to conjure permanence.

    To imagine paths leading to goals and endgames.

    Why is it that the life and death of the body still takes us by surprise? (A devotee in Taxco was shocked when the Nagual excused himself to urinate.) My teacher said that whenever we needed to be reminded of our birthright as magical beings, we had only to note the profound shamanic act required of us daily in order to share the consensus of the social order. The world, he said, is held together by spit. He famously wrote of the moment that his own teachers left, how he saw a line of “exquisite lights” that reminded him of the plumed serpent of Toltec legend. Some who met Carlos Castaneda and were interested in the journey insisted on getting their money’s worth—a backstage path at Burning Man. They demanded their payment, in full: in rainbow body, in residue of amber relics, in Yaqui somersaults into the abyss. They could not fathom that when the alarm goes off in the morning, one is already forced to jump into the dream that is reality, the dream of affection and accountability, the dream that leads to the ultimate Other: the dreaming body. (The Daily Double.) To begin to know this is to begin a journey toward awareness, the border of personal power.

    Once, with chilly directness, the Nagual told me, “I am not interested in sponsoring your absurdities.” It has been said that the foremost teacher is he or she who exposes one’s faults, and whose advice resonates. Carlos Castaneda was vibrantly empty, a screen that played the movies that run in our heads as we make angels or devils out of whomever we encounter. Often, those loops involve the parent: blaming the parent, competing with the parent, currying their favor, fearing and worshipping them, craving their love and attention. Teachers do not come into our lives to provide day care or psychoanalysis. I am enthralled that Ramana Maharshi’s teacher was a mountain! In my experience, obsessing on guru-as-guru without recognizing the Other as the true teacher leaves one worse off. With a teacher, it is possible to simply find a new enemy—and a new sponsor for one’s absurdities: oneself.

    Even a mountain can become one’s enemy . . .

    A few years back, I took a guest to attend one of Kyozan Joshu Roshi’s arcanely poetic teishos in L.A.—afterward, my friend said the roshi was a confused old man who had wasted everyone’s time. (“Time,” Joshu Roshi said on that day, “is an activity of the Buddha.” He also said that he liked the American tradition of hugging because when people hug it is a kind of meditation wherein they achieve “perfect time.” My teacher called this “stopping the world.” The Roshi also said that “the invisible realm cannot exist without the visible one.”) At a satsang in Bombay, a woman railed at me because I’d let a pamphlet written by Ramesh Balsekar touch the ground, an act she said was careless and forbidden. (Ramesh would be the first to say that her anger had no meaning beyond an expression of genes and conditioning—as he would have said of my own unpleasant reaction.) On another occasion, I went to see Chökyi Nyima Rinpoche in Northern California. A visitor who came to give thanks sat in contemptuous judgment of a stranger before learning that the object of his scorn was the Rinpoche’s awe-inspiring translator, Erik Pema Kunsang.

    That scornful visitor was me . . .

    I had made the pilgrimage to thank the Rinpoche for allowing me to generously quote from his Bardo Guidebook in one of my novels. Just as the pugnacious voice of Nisargadatta Maharaj in I Am That had eerily reminded me of the Nagual—the humor and eloquence, the heart-chakra emptiness—so did the essence of the being who had assembled the Bardo Guidebook remind me of the Nagual as well. They even shared an uncanny physical resemblance. Chökyi Nyima Rinpoche was “short and brown”—as Carlos Castaneda used to mischievously describe himself—with large, dimpled creases when he smiled. I thanked him as planned, before dramatically adding that I’d never gotten the chance to say goodbye to my teacher. (The Nagual died while I was celebrating the fortieth birthday of a close friend. He had urged me to attend the honoree’s party in New York.) I told him that I wanted to take this opportunity to say goodbye—now—and “hello” as well. I became emotional and began to choke on my words. The Rinpoche said, “I understand. There is no need for you to finish.” He touched his forehead to mine. “Your teacher and me—the same.” Then: “Perhaps we will meet again, in Tibet.”

    He might as well have said “Beverly Hills.”

    Or “Ixtlan”—

    Your teacher and me . . . the same.

    THERE IS A PERFECT story written by Jorge Luis Borges called “The Garden of Forking Paths.” It’s about two men—a translator who has spent his life studying a mysterious manuscript that is also a labyrinth, and the respectful visitor who seeks him out. The cordial Translator tells the Visitor he has come to realize that the Book of Mystery is “infinite,” that it is about everything possible and impossible, imagined and unimagined, everything that is happening, everything that will happen, and everything that won’t, everything that has happened—all of Consciousness and intent. The Translator mentions an occurrence in the Arabian Nights: because of a copyist’s error, Scheherazade is forced back to the beginning of her tale, doomed to reach the part where, because of a copyist’s error, she must start over again. (Perhaps this is the ultimate metaphor for awareness gone awry—or never realized. The Wheel of Karma.) The Translator tells the Visitor that it took him a long while to realize that the single word never used in this book of books is “time”; hence, the Translator deduces that Time must be its very theme.

    In The Wheel of Time, Carlos Castaneda wrote: “[Shamans] had another cognitive unit called the wheel of time. The way they explained the wheel of time was to say that time was like a tunnel of infinite length and width, a tunnel with reflective furrows. Every furrow was infinite, and there were infinite numbers of them. Living creatures were compulsorily made, by the force of life, to gaze into one furrow. To gaze into one furrow alone meant to be trapped by it, to live that furrow.” (Reality, or everyday life, is simply one furrow; my teacher spent a lifetime showing others how to break the monopoly of ordinary perception by putting that furrow first.) The Nagual Carlos Castaneda’s lineage believed that time was the essence of attention: the Eagle’s “emanations” were time and no-time itself. In that sense, Borges’s story is very much about the dream of the union of first and second attentions—the tonal and nagual—and also about what the Nagual called the three realms: the Known, the Unknown, and the Unknowable. The secret was to investigate the visible world, for, as Roshi implied, it contains the invisible as surely as a table contains atoms.

    I am always interested in those who in rebuke, agitation, or enmity assert Carlos Castaneda’s writings to be fiction. To me, such critics are from a long lineage of teachers themselves, and I say this without irony. Even a novelist like me needs to be reminded that all is fiction. I should have said: even a novelist like me needs to be reminded that even fiction isn’t real. It’s a tonic to be reminded of the folly and “incoherence of philosophers”; that crazy wisdom is merely crazy; that the great and wondrous tales of Mahamudra may not or could not actually have occurred, nor could have Christ’s more bizarre—or banal—travails; that after cogently telling his own followers to question and challenge his concepts, the Buddha up and died of food poisoning. One needs to be reminded that the least reliable witness to an event is always the eyewitness—and that there can be no outwitting the stars because there are no stars as we understand them to be; neither is there wit. One needs to be reminded of the Nagual’s inherent or learned knowledge of chacmools—the famous stone reclining figures of Central Mexico and the Yucatan. According to Carlos Castaneda, the chacmools were warriors who had entered dreaming with the help of each other’s gaze (the double dreaming the Self and the Self dreaming the double; the merging of first and second attentions into the Buddha-field), and the weights on their stomachs were energetic tools to aid their usherings—it is good to be reminded that this is an outlandish supposition, and rather, that some chacmools were in fact athletes holding discs used in ancient sporting events; and some were priests who propped up trays employed for burnt offerings or human sacrifice. It is good to be reminded that all is Fable, be it emanations of scholar, artist, academician, or Eagle; even this epic artful dream—especially this—of man’s shared perception. It is good to know that amid this grand and grandiose fiction, the paths of the heart are indeed lonely hunters, and good too to be gently reminded of the axiom that no one gets out alive. Because in a dualistic cosmos, it agreeably follows that no one gets out dead either.

    One must always be reminded that impermanence is permanent. I should have said: one needs to be reminded that impermanence is not permanent, nor is it transitory. It is simply empty. In the end, it’s of the essence to somehow grasp that Time, Space, and Memory are a fiction, and shall remain so against all of our efforts, even if one is enough of a magician to note that the truth of this fierce and beautiful planet—the appearance and events of ordinary reality—resides in select documents and myriad digital tote boards.

    THE NAGUAL TALKED a lot (until he was blue in the face) of the failure of syntax and the necessity to experience knowledge bodily, which is what he meant by “seeing energy directly.” He loved what T. S. Eliot said about Dante in a lecture: “It is therefore a constant reminder to the poet [substitute warrior/bodhisattva/dharma student] of the obligation to explore . . . to capture those feelings which people can hardly even feel, because they have no words for them; and at the same time, a reminder that the explorer beyond the frontiers of ordinary consciousness will only be able to return and report to his fellow-citizens, if he has a constant firm grasp upon the realities with which they are already acquainted.”

    Carlos Castaneda left this earth in full awareness, just as he lived—in what Buddhists call “the natural state.” I am pleased to see him in everything each day, and when I lose my footing he is there, audacious yet indifferent, affectionate yet impersonal, overflowing yet empty.

    He is in my father’s hoarse voice, talking into the phone, post-chemo, as we continue the rapprochement my teacher urged me to begin so many years ago, and he is in my mother’s eyes—in her rascal’s smile and stolid vigilance, bound by boundless Time—my mother, who watches me like a hawk—an eagle!—with unbending affection—“a blank check of affection,” the Nagual used to call it—as I visit her for lunch.

    Mother is so happy to see me that she subtly orchestrates the meal: its portions, the order in which I eat, when to pick up my glass and to wipe my mouth. There was a time this irritated me. Last week, I went to her house. I called out but she didn’t hear me. I entered her room as she lay sleeping. Backing out, I sobbed. (I’m now of the age when one comes across the startling, poignant image of an old parent, asleep.) That is an image of her I will always carry. I fear her death, and any agonies she will endure, but that is no nightmare.

    No more than was my vision of the wild dogs . . .

    Like the death of a child in a dream,

    Through holding the erroneous appearance

    Of the varieties of suffering to be true

    One makes oneself so tired.

    Therefore, it is a practice of bodhisattvas when meeting with

    unfavorable conditions to view them as erroneous. (from The Thirty-Seven Practices of a Bodhisattva by Ngulchu Thogme)

    In the end, pain and joy are the same, democratized by Time. They are paths, forking from the garden.

    Feathers of the plumed serpent––

    Thank you again, my teacher, for doing your very best to show me. I am still not anywhere, and do not understand, though my blood is less vigorous. But now—at least this very instant, as I finish this puzzle piece—I can make out the one path that has meaning.

    I will try to have the courage to take it.

    I have heard that this path crosses the border.

    I have heard that it leads nowhere.

    I was once reminded that nowhere = Now Here.

    A path with heart—how breathtakingly simple.

    Simple but not easy.

    How clever I think I am, yet I’d never have known.

    And Nagual:

    Why would I ever think of saying goodbye?

  3. Wiedergewinnung von Weggebrochenem

    "Bis zum Maya-Datum wird sich alles, aber auch wirklich alles, ungeheuerlich beschleunigen und alles Verborgene und Verborgen-Gehaltene wird zum Vorschein kommen. Die Lügen werden aufbrechen.“ So ein Berliner Weggenosse jüngst.

    Waren also die Bücher des Angelianers, Castaneda, nur Lüge? Alles nur peruanische Erfindungen eines rückgratlosen Immigranten, eines kranken Machos?

    Aus der Ferne hat man nur die Bücher, so wie die Bibel. Ich habe Christus nie gesehen. Ich sehe nur Hochglanz-Abzüge, eine ganze Industrie. Christus im Strahlenglanz mit offenem Herz und die Rechte zum Heilsgruß erhoben. Ein Feingekämmter mit blauen Augen. Eine ganze Institution hat sich auf ihn gesetzt und einen ideologischen, einen ideellen, einen energetischen Siegeszug angestrebt, einen Siegeszug auf Leben und Tod, abgesichert mit Sünden- und Schuldengeld reumütiger Sterblicher, die es sich mit dem etwaigen Strafgericht, das danach vielleicht doch kommen könnte, nicht verscherzen wollen. Und das war vor 2000 Jahren. Doch noch heute finden sich „Debunkers“, „Aufdecker“, die, medial in Szene gesetzt, dem Publikum zurufen wollen, „Es ist alles Lüge. Er starb einen prophanen Tod. Seht sein Grab, zusammen mit seiner Mutter und seiner Frau, nicht unweit von Golgotha.“ So im vergangenen Jahr James Cameron, der Star-Regisseur der „Titanic“. Das Aufdecken des Sakralen, – was für ein unwiderstehlicher Reiz für Gewisse. Sakral heißt natürlich, das, was jenseits des Todes ist, das, was hinüber reicht. Wie also kann etwas jenseits des Todes sein, wenn es nicht tot ist, das Leben aber aufgehört hat?

    Wittgenstein, einer unserer vorbildlichen Schwerenöter, der sich alles unter Schweiß abrang und der, so wie der schnauzbärtige Zarathustra, im Denken lebte, formulierte, wie bekannt, seinen klassischen Finalsatz des „Tractatus“ auf lapidare Weise: „Worüber man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen.“ Die Formulierung ist lapidar, doch die Verständnistiefe und –Weite des Gedankens sind es allemal nicht. Erst wenn Du dein Denken bis in die komplexesten Sachverhalte hinein versenkt hast, wirst Du erkennen, wie weit dein Skalpell reicht, nämlich deine Sprache. Bei Farben, zum Bespiel, oder beim Sehen von Menschen.

    „Was wir sehen, können wir nicht sagen. Wir interpretieren nur, auf der Basis eines sozialen Konsenses. Diesen Konsens aufzubrechen, ist angestrebtes Trachten der Zauberer. Das Sehen erfaßt dich jenseits der Sprache. Und doch ist es gleichwohl deine Pflicht, deine Aufgabe, das Gesehene zu deuten. „Sehen ist ein Stück weit Sterben. Du kannst dann nicht mehr zurück. Du bist nicht mehr wie vorher. Angst vor dem Sterben zu haben, ist nur allzu natürlich. Doch du darfst ob aller Angst nicht dein Bewußtsein über Bord werfen.“

    Was also, wenn Don Juan Matus wirklich gelebt hat? Das ist die eigentliche Frage.

    Und wenn dem so ist, dann, mein Freund, dann haben wir schlechte Karten. So formuliert es Bruce Wagner, einer der Beneidenswerten aus dem inneren Kreis zurecht. Denn wir beziehen unsere Identität aus dem Unglauben, aus der Skepsis, aus der wissenschaftlichen Aufklärung. Aus dem Zynismus. „Death of an ordinary man, nothing more. Castaneda kannte Don José Matsuwa, den heiligen Mann der Huicholes. Er wohnte einer dessen Peyote-Zeremonien bei. Aber er stellte keine Fragen und machte keine Aufzeichnungen. Braucht es nicht mehr Beweise, daß er Don Genaro und dessen Wasserfallkletterei erfunden hat?“

    Wer also war Don Juan Matus? Das ist die Frage, an der das Leben hängt. Was ist ein Nagual? „Er ist mein Nagual. Ihm verdanke ich meine Freiheit. Er ist mein ein und alles!“ So Clara Grau. Freilich, so können nur Frauen reden. Von Frau zu Frau, Clara Grau zu Taisha Abelar. Also wollt ihr auch die Bücher von Taisha Abelar und Florinda Donner als Lügen abtun? Das tut ihr doch, oder? Ihr glaubt, es habe sich um Gehirnwäsche einer Sekte gehandelt, nicht? Auf diese Weise schwindelt ihr euch aus dem nachgeschobenen seriösen Angebot aus den Händen edler Frauen, über euren Tod nachzudenken und über die sozial-programmatische Verpflichtung zu sterben. Ihr tut das, weil ihr meint, der Tod komme ohnedies von alleine und weil es bis dahin eigentlich und letztendlich keine Verpflichtungen gäbe. Das einzige, was ihr euch wirklich wünscht, es möge schmerzlos geschehen. So wie der Tod durch die Kugel eines Kokain-Killers.

    „Dieser Mann, der dich und deinen Lernfortschritt schon seit geraumer Zeit beobachtet, ist ein Meisterschamane, ein Zauberer, wie es nur wenige auf diesem Planeten gibt.“

    „Bevor ich ein Nagual wurde, war ich ein bedeutungsloser Mensch, ein Tunichtgut, Abschaum. Ein Mann, dessen Leben keinerlei Bedeutung hatte. Als solcher starb ich. Der, der die Ursache meines Lebens ist, schickte mich ins Leben zurück.“

    Von diesen Dimensionen sprechen Jay Courtney Fikes, Richard de Mille und Robert Marshall nicht. Sie gehen harsch mit dem Peruaner ins Gericht. Und halten öffentlich Gericht, vor puritanischen Fernsehkameras. „Er war Polygamist. (Wie abscheulich!) Er gab vor, am 25.Dezember 1935 geboren zu sein. Tatsächlich war er 10 Jahre älter. Und er war auch nicht Brasilianer, sondern Peruaner. Beweis genug für seinen verachtenswerten Charakter. Ein notorischer Lügner! Er schlief mit seiner eigenen Adoptivtochter! (Wie abscheulich!) Er starb an Leberkrebs und ging nicht bewußt in die Dritte Aufmerksamkeit ein. (Das hatte er davon, der arme, zuviel herumgefickt mit seinen Groupies, und vom ständigen Lügen.")

    Die eigentliche Frage ist eine energetische, die einzige Frage, die sich jedem Denkfähigen aufdrängt. „Was tust Du, wenn dies deine letzte Stunde auf Erden ist?“ An dieser Frage samt ihrer schamanistischen Meßeinheit – der Stunde – und ihrer Antwort zeigt sich alles. Ich habe meine Grabstelle reserviert und meine Lebensversicherung abgeschlossen. So kann ich mich beruhigt der philosophischen und biologischen Erkenntnistheorie widmen. („Dein Professor Lorca glaubt sich unsterblich. Er ist ein unsterblicher Wissenschaftler. Er wird niemals sterben. Gut so. Doch für dich, Carlos, gelten diese Gesetze nicht mehr. Du wirst dich nie mehr blind stellen können deinem eigenen Tod gegenüber, denn du wirst ihn immer sehen und spüren. Keine Maschine wird dir helfen bei der unvermeidlichen Begegnung, der Begegnung mit der Unendlichkeit“).

    Ich habe meine Dates und meinen Terminkalender, sogar in Leder gebunden. Der ist meine Bibel. Ich halte sie würdig in Händen auf meinem Marsch zum Office des Chefs. Business as usual.

    Darum fühlen sich so viele veranlaßt, jene, die es ein bißchen ernster meinen, die Cleargreener zum Beispiel, zu verunglimpfen. „In die Irre Geführte. Unfähig, ihre Illusion aufzugeben. Zuviel hängt ihr Selbstverständnis an dieser Lüge. Bewegungskünstler.“

    Aber Miles Reid fühlt sich nicht veranlaßt, sich zu verteidigen, und auch nicht Bruce Wagner, und nicht alle übrigen. Nicht mehr. Es lohnt nicht. Sie verkaufen ihre Lebenszeit nicht mehr. „Let’s move“, antworten sie. Eine höfliche, gelächelte, optimistische Aufforderung.

    „Dr.Castaneda left earth burning from within, as he stood, with jeans and shoes, as he had it announced.”

    Isn’t that moving?

    “Die Hexen wurden bis heute nicht gefunden. Sie werden wohl Selbstmord an abgelegenen, gut ausgewählten Orten begangen haben. Sie waren sehr clever.“ Ja, Kinder, das sind eure Sorgen!

  4. Interview mit Miles Reid, Arzt und Schüler von Carlos Castaneda

    (La Vanguardia, Mai 2000)

    “Man versucht uns einzuflößen, jedes Alter des Lebens hätte seine Charakteristika. Lassen Sie sich davon nicht beeinflussen. Ich bin an der Ostküste der Vereinigten Staaten geboren. Ich lebe zölibatär, bin Arzt und arbeite daran, die chinesische Medzin mit der Medizin des Abendlandes zu verbinden. Ich gebe Seminare über die Magischen Bewegungen von Carlos Castaneda.”

    Wer war Carlos Castaneda?

    Carlos Castaneda war ein Anthropologe, der in 1960 nach Mexiko kam, um dort Feldarbeit zu verrichten. Dort war es, als er den Zauberer Juan Matus kennenlernte, und er begann mit ihm eine Lehrzeit, die 13 Jahre dauern sollte, und während der er die Geheimnisse des antiken mexikanischen Schamanismus geoffenbart bekam.

    Wer war Don Juan?

    Die 27.Generation einer Linie von Zauberern, die ihr Leben der Entwicklung eines Systems des Wissens, widmeten, das ungleich stärker und auch ganz anders geartet ist als jenes, das unsere heutigen Gesellschaften prägt.

    Wie kann das sein?

    Die Energie, die uns gestattet, über die Parameter der gewöhnlichen Wahrnehmung, wie sie uns von unserer Kultur und unserer Umgebung auferlegt wurde, hinauszugehen, diese Energie ist in uns.

    Warum sollte ich die Parameter meiner gewöhnlichen Wahrnehmung überschreiten?

    Weil genau dies die Aufgabe des Menschen ist: Es ist genauso als wenn Sie mich fragen würden, warum ein Korn ein Baum werden will.

    Was müssen wir also verstehen?

    Daß die Welt, so wie wir sie jeden Tag sehen, nur eine Interpretation von vielen ist. Wenn wir unser Urteilen hintanstellen, nähern wir uns diesen unzähligen anderen Interpretationen an, die uns erst Möglichkeiten der Wahrnehmnung und des Handelns eröffnen, die uns bislang unbekannt waren.

    Castaneda wurde mittels halluzinogener Drogen initiiert …

    Wir übrigen, seine Schüler, benutzen keine Drogen. Die alten Schamanen wußten, daß unsere Energie auf die Selbstwahrnehmung gerichtet ist und es nötig ist, sie von dort wegzubringen. Um das bei Castaneda zu vollbringen, seine Rationalität zu unterbrechen und ihn in einen neuen Kontext zu stellen, benutzt Don Juan Drogen, aber eben in diesem speziellen Fall und zur damaligen Zeit.

    Die schamanistischen Praktiken waren geheim. Warum entblößen Sie sie heute öffentlich?

    Don Juan erkannte, daß seine Linie an ein Ende kam und sich dahinter etwas Neues eröffnete. Und gerade deswegen vertraute er Castaneda und seinen drei anderen Schülern die Aufgabe an, zu entscheiden, wie sie die Linie abschließen wollten.

    Tut es mit einer goldenen Brosche, sagte er ihnen.

    Und was tat Castaneda?

    Er entschied sich, mit seiner Epoche kohärent zu sein, der Epoche der Kommunikation, und die Lehren des Don Juan mithilfe seiner Bücher zu verbreiten. Das letzte Geheimnis, die Magischen Bewegungen, enthüllte er seiner Gruppe von Eingeweihten.

    Was sind die Magischen Bewegungen?

    Es sind Atem- und Körperübungen, die die alten Schamanen im Zustand des Träumens gefunden hatten und welche die Fähigkeit in sich bergen, unsere Energie zu restrukturieren. Das macht uns stark und vital, sowohl körperlich wie mental. Castaneda sagte, mit ihnen würden wir zur inneren Stille vorstoßen und den inneren Tumult eindämmen.

    Energetische Bewegungen?

    Wir sind definierte Energieeinheiten, doch die Wirkungen des Alltags lassen diese Energie von unseren Vitalitätszentren forttreiben. Die magischen Schritte kanalisieren diese Energie von neuem und mit ihr können wir uns weiteren Möglichkeiten der Wahrnehmung und des Handelns annähern.

    Was ist das Resultat?

    Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wenn Sie im Konflikt mit einer anderen Person stehen oder allgemein ein Problem haben, verschwenden Sie all Ihre Energie auf diese Sorge, bis Sie erschöpft sind. Denn wir sind es gewohnt, unsere Energie auf die Selbstreflexion zu lenken, auf die persönliche Wichtigkeit.

    Was schlagen Sie demnach unter diesen Bedingungen vor?

    Es ist notwendig, in jedem Moment zur Vision des Nächsten, des Mitmenschen fähig zu sein. Fähig zu sein, innen Raum zu schaffen von uns selbst und in anderer Weise verstehen zu lernen. Wenn wir es schaffen, zu verstehen, daß jede Person, die uns begegnet, uns etwas zu zeigen hat, werden wir mit der Zeit flüssig und überlassen uns der Führung der inneren Energie.

    Sind wir Energie und kehren zur Energie zurück?

    Ja, unser Leben ist eine Reise zur Anreicherung unseres Bewußtseins, welches danach zu seinem Ursprung zurückkehrt. Doch die alten Schamanen waren extrem pragmatisch.

    Worauf beziehen Sie sich da?

    Wenn Energie zirkuliert, ist es der natürliche Weg. Doch sobald sie stagniert, ist es unnötig, sie in eine bestimmte Richtung zu lenken, sondern man soll die Richtungen allgemein ändern. Die magischen Bewegungen ordnen die Energie, die für diesen Wechsel ausschlaggebend ist, neu an und helfen uns so, aus dieser Stagnation zu entkommen. Denn dieses Stagnation ist Ausdruck unserer dauernden Sorge um uns selbst, was nichts Anderes ist als vermummtes Selbstmitleid.

    Kann man damit also zu jedem Zeitpunkt seines Lebens beginnen?

    Ja, denn im Inneren der Magischen Bewegungen haben wir eine Disziplin, die wir als Rekapitulation bezeichnen, und die in einem Vorbeiziehen-Lassen und einer systematischen Durchsicht unseres Lebens besteht, sodaß wir erkennen können, worauf wir unsere Lebensenergie verschwendet haben. Und das befähigt uns zur Veränderung.

    Bis wohin?

    In uns allen gibt es eine innere Stimme, die uns zuflüstert, was der Weg ist, dem wir folgen sollten, doch unsere Aufmerksamkeit klebt an der ständigen Stärkung unseres Egos. Solange wir der Auffassung sind, wir wären das Allerwichtigste im Leben, werden wir die Welt niemals zu schätzen lernen. Das Vorurteil der eigenen Wichtigkeit macht uns schwer, ungerecht und banal.

    Kann diese Energie denn auch schlecht verwendet werden?

    Man hat uns dazu erzogen, die Dinge der Welt als Gegensätze zu interpretieren: Gut und Schlecht. Doch für die alten Schamanen war das Einzige, was existierte, Energie. Die Dinge funktionieren natürlich, wenn man den Dingen ihren Lauf läßt. Erst wenn die Energie stagniert, fühlen wir uns schlecht. Ihr Unterricht hatte daher zum Ziel, zu lernen, die Energie frei zirkulieren zu lassen; die Grundschritte zu verstehen, die wir befolgen müssen, um das Mysterium des Sehens zu erreichen.

    Zu sehen, daß alles möglich ist?

    Genau! Uns gewahr werden, daß wir über unzählige Möglichkeiten verfügen, die unsere Selbstauffassung bei weitem sprengen, aber genau das ist unsere schicksalsbedingte Freiheit.

    Entretien avec Miles Reid, médecin et apprenti de Carlos Castaneda (La Vanguardia, Mai 2000)

    "On nous inculque que chaque âge de la vie a ses caractéristiques, ne vous laissez pas influer par cela. Je suis né sur la cote Est des Etats Unis. Je suis celibataire, je suis medecin et je travaille à faire fusionner la médecine chinoise et la médecine occidentale. Je donne un séminaire sur les passes magiques des anciens chamans à l’institut Cosmobiotico de Barcelone les 9,10 et 11 juin prochains."

    Qui était Carlos Castaneda?

    Carlos Castaneda était un anthropologue qui s’est installé à Mexico en 1960 pour faire un travail de terrain. Là, il connut le sorcier Juan Matus, don Juan, et commença avec lui un apprentissage qui dura treize ans, au cours duquel tous les secrets des anciens chamans mexicains lui furent transmis.

    Qui etait don Juan ?

    La 27ème génération d’une lignée de sorciers qui dédièrent leur vie à développer un système de connaissance à la fois puissant et différent de celui qui régit nos sociétés.

    Comment cela ?

    L’énergie qui nous permet de dépasser les paramètres de la perception normale que nous à inculqué notre culture et notre entourage social est à l’intérieur de nous.

    Pourquoi voudrais-je depasser les paramètres de ma perception ?

    Parce que c’est le but de l’homme: c’est comme si vous me demandiez pourquoi une graine veut devenir un arbre.

    Que devons-nous comprendre ?

    Que le monde que nous voyons tous les jours n’est qu’une interprétation parmi tant d’autres. Si nous pouvons suspendre notre jugement, nous accédons à ces innombrables et autres interpretations qui ouvrent des possibilités de perception et d’action jusque-la inconnues.

    Castaneda fut initié au moyen de drogues hallucinogènes…

    Nous autres, ses disciples, n’utilisons pas de drogues. Les anciens chamans savaient que notre énergie est centrée sur l’auto-contemplation et qu’il faut la tirer de là. Pour parvenir à cela avec Castaneda, pour interrompre sa rationalité et l’assouplir, Don Juan utilisa des drogues, mais dans son cas particulier et à son époque.

    Les pratiques chamaniques étaient secrètes. Pourquoi les divulguez-vous aujourd’hui ?

    Don Juan perçu que sa lignée se terminait et que derrière elle quelque chose de neuf s’ouvrirait. C’est pourquoi il confia à Castaneda et à ses trois autres disciples la tâche de décider de quelle façon fermer la lignée:

    Fais-le avec une broche en or lui dit-il.

    Et que fit Castaneda ?

    Il décida d’être cohérent avec son époque, l’époque de la communication, et de diffuser les enseignements de Don Juan grâce à ses livres. Le secret ultime, les passes magiques, il le devoila à son groupe d’initié.

    Que sont les passes magiques ?

    Ce sont des respirations et des mouvements corporels que les anciens chamans trouvèrent en état de rêve et qui ont la capacité de restructurer notre énergie, ce qui nous apporte bien être et vitalité, physique et mental. Castaneda disait que grâce à elles nous conquérons le silence interieur, nous apaisons les turbulences internes.

    Des mouvements énergétiques ?

    Nous sommes des unités d’énergie définies, mais les effets de notre vie quotidienne font que cette énergie se disperse hors de nos centres vitaux. Les passes magiques recanalisent cette énergie et avec elle nous pouvons accéder à d’autres possibilités de perception et d’action.

    Quel est le résultat ?

    Je vais vous donner un exemple : si vous êtes en conflit avec une autre personne ou que vous avez des problèmes, toute votre énergie est dépensée dans cette préoccupation et fini par s’épuiser. Nous focalisons notre énergie sur le point de l’auto-contemplation, de l’importance personnelle.

    Et que proposez-vous dans de telles circonstances ?

    Il faut pouvoir à tout moment avoir la vision de l’autre, faire de l’espace à l’intérieur de nous-mêmes à une autre manière de comprendre. Si nous comprenons que chaque personne qui interagit avec nous a quelque chose à nous montrer, nous serons fluides et nous servirons de conduit a l’énergie.

    Sommes-nous de l’énergie et retournons-nous à l’énergie ?

    Oui, notre vie est un voyage pour augmenter notre conscience, qui ensuite retourne à son origine. Mais les chamans étaient extrêmement pragmatiques.

    A quoi faites-vous référence ?

    Quand l’énergie circule c’est le bon chemin ; mais lorsqu’elle stagne, il ne faut pas la forcer dans une direction, il faut changer de direction. Les passes magiques relocalisent l’énergie que l’on doit utiliser pour changer, pour sortir de cette stagnation, reflet de la préoccupation constante pour soi-même, qui n’est rien de plus que de l’auto-compassion deguisée.

    Et peut-on commencer à n’importe quel moment de sa vie ?

    Oui, parce qu’à l’intérieur des passes magiques, il y a une discipline qui s’appelle la récapitulation et qui consiste en un passage en revu systématique de notre vie, pour voir à quoi nous avons employé notre énergie, et ainsi pouvoir changer.

    Jusqu’où ?

    Nous avons tous une voix intérieure qui peut nous dire quel est le chemin à suivre, mais notre attention est mise sur le renforcement de notre égo. Lorsque nous sentons que nous sommes la chose la plus importante du monde, nous ne pouvons pas apprécier le monde. Le sentiment de l’importance rend lourd, maladroit et banal.

    Et cette énergie peut-elle être mal utilisée ?

    Nous sommes éduqués pour interpréter les choses comme étant opposées: bien et mal. Mais pour les chamans la seule chose qui existait était l’énergie. Les choses fonctionnent naturellement quand on laisse l’énergie circuler, c’est seulement si elle stagne que nous nous faisons du mal. Leurs enseignements avaient pour but d’apprendre à laisser circuler librement l’énergie, de comprendre les pas basiques qu’il faut suivre pour atteindre la prouesse de voir.

    Voir que tout est possible ?

    Oui, nous rendre compte que nous disposons d’innombrables possibilités qui n’entrent pas dans l’idée que nous avons de nous-mêmes, mais la liberté nous donne le vertige.

  5. Doña Soledad Ruiz

    Por Bruja de la luna

    Los concheros son grupos de danzantes que hoy en día conservan la tradición de los linajes de brujos en México, y que adoptaron este sistema para esconder sus conocimientos de la tradición a los ojos de los conquistadores españoles, mediante el folklore. El nombre les viene porque tocan un instrumento como una pequeña guitarra, hecho con concha de armadillo. El mayor rango dentro de ellos es ser capitán.

    Doña Soledad Ruiz es una dama mexicana, catedrática de teatro en la Universidad de México y actriz que realizó sus estudios de arte dramático en Praga, y que recorrió toda Europa antes de regresar a instalarse en el D.F. También es heredera de la tradición conchera, capitana de concheros, de un antiguo linaje. Pero dentro del chamanismo ella ejerce como sanadora.

    Tuve el placer de concerla hace apenas un par de meses en su casa. Iba acompañada de dos amigos, uno de ellos era el que nos servía de introductor.

    Mujer menuda, de mirada viva y hablar pausado, respondió paciente a las preguntas que le hicimos.

    Nos habló de d. Juan al que conoció en casa de su maestra. Ella ya había leído el primer libro de Carlos Castaneda antes de conocerle. El día que la maestra Magdalena se lo presentó doña Soledad estaba junto con otro alumno y les pidió a ambos que no dijeran ni comentaran nada acerca de las personas que iban a conocer hasta hablar con ella al día siguiente.

    Doña Soledad y su compañero tuvieron que “adivinar” quién era d. Juan entre el grupo de personas que estaban en casa de la maestra decírselo al día siguiente. Pero ella dijo que ninguno de los dos tuvo duda al respecto. Los dos supieron quién era d. Juan sin género de duda, solo que al contrastar los datos y describirlo, cada uno de ellos lo describió con una ropa diferente. Ella lo vio con ropa sencilla, mientras su compañero lo vio vestido de traje (con saco, dijo ella)

    La segunda vez que lo vio fue también en casa de su maestra. Cuando doña Soledad llegó estaban platicando don Juan y su maestra. En un momento que se quedaron a solas, su maestra le dijo "ese don juan es un hombre tan catolico nada mas que se junta con ese muchacho bueno para nada de Carlitos"

    Y añadió que se abstuvo mucho de acercarse a d. Juan porque le fue dificil “esos brujos son tan grandes que si no quieren que llegues no llegas”

    También nos contó sobre su amistad con Carlos Castaneda. Nos contó que siempre que iba a México, la llamaba antes y cuando terminaba lo que tenía que hacer, acababa en su casa hablando hasta altas horas de la madrugada. A media noche interrumpían la charla para ir a la cocina a buscar algo de comer: yogur, galletas y cosas así, que ella compraba porque sabía que a él le gustaban “le podías matar con un pastelito o un flan” Entonces Carlos le solía decir: “¿Soledad te das cuenta que estoy en tu cocina?”, tanta era la confianza que ambos tenían, que ella lo consideraba como un hermano.

    Entonces nos contó de la gran afición de Carlos por las mujeres, y de cómo trataba de conquistarlas a todas, hasta a ella, pero ella le dijo: “Carlos, ¿cómo crees? Sería un incesto.”

    Sus ojos brillaban con cada recuerdo y su mirada buscaba por encima del tiempo y del espacio, recorriendo los rincones de aquella habitación: “Ahí donde estás sentada es donde se sentaba Carlos”, me dijo una de las veces. Y nos contó sobre la gran elocuencia y lo amena que resultaba su charla; las historias tan increíbles que le ocurrían y que él le platicaba con total confianza.

    “Si me hubiera hecho caso y se hubiera dedicado a sanar en vez de escribir libros, hoy… -se lo pensó y cambió el final de la frase- bueno, hubiera vivido mucho más. El tenía mucha energía y solo la guardaba, sin usarla”

    Y se volvió a hacer el silencio cargado de recuerdos para ella y de expectación para nosotros. Rompió el silencio, mientras nos miraba con aquellos ojazos hermosos y penetrantes, para decirnos “Yo sé dónde está Carlos ahora –hizo una pausa que ninguno nos atrevimos a interrumpir y agregó- está buscando lugares de Poder. Eso es lo que hace ahora”.

    Y eso es todo lo que nos contó sobre d. Juan y sobre Carlos Castaneda, el resto lo dijo con silencios, sonrisas, miradas perdidas, o escrutadoras, entre cigarrillo y cigarrillo.

    1 de noviembre de 2005 en casa de Doña Soledad

  6. "Ich sehne mich fortzugehen …"

    Das Werk unseres Freundes aus Kalifornien kulminiert in 2 Wellen.

    In der ersten Welle zerbricht er selbst seine Welt, in der entscheidenden Pruefung, ohne die Gesamtheit dessen, was er gelernt hatte, zu realisieren. Er springt in den Abgrund und erwacht, mehr als 1000 Kilometer entfernt, in seinem Wohnbuero in der Stadt der Engel.

    Die zweite Kulmination, im Zustand des "erhoehten Bewusstseins", in einer parallelen Welt, wenn man so will, geschieht auf der Plattform fremdartigen Traeumens. Im Kern verzweigt sich die Kulmination, die Pruefung, noch ein drittes Mal, schon zuvor, als er mit den beiden Lehrmeistern wie immer auf der Parkbank sitzt, und dann von dannen ziehen muss, woanders hin, fort von dieser Welt.

    Doch die Plattform des Traeumens ist die dem Leser am leichtesten nachvollziehbare. Das Erreichen ihres Randes wird eingeleitet durch eine Textpassage von Dylan Thomas, die der eifrige und so mitgenommene Schueler seinem Wohltaeter vorliest.

    "Ich sehne mich fortzugehen

    vom Geklapper verbrauchter Luegen,

    vom Geschrei alter Aengste,

    das schrecklicher wird, wenn der Tag

    ueber die Berge schwindet im Meer…

    Ich sehne mich fortzugehen, aber ich fuerchte,

    etwas vom unverbrauchten Leben wird bersten

    aus alten, am Boden brennenden Luegen,

    die in der Luft explodieren und mich fast blenden."

    (C.C., Die Kunst des Traeumens, Frankfurt a.M. 1994, S.206)

    Eine Gedichtpassage, von der der alte Zauberer ihm sagt, es sei "zu jenem Zeitpunkt von groesster Bedeutung fuer ihn."

    In der Zauberei ist Ehrlichkeit eine Saeule. Sie ist gewissermassen die Eintrittskarte in die "Liga der Gentlemen". Es ist eine Eintrittskarte, die Tricks von der Art des Dorian Gray schlussendlich entleibt, der sich Unsterblichkeit um den Preis eines sich immer mehr entstellenden Bildnisses seiner selbst, eines verhuellten, erkauft.

    In mehreren Wellen und mehreren Jahren Nacharbeit wird unser Musterschueler gezwungen, sein Leben punktuell nochmals zu rekapitulieren, gemaess den Eingebungen des Geistes. Diese Zeit muendet in die Steigung ein, die das ungleiche Gespann schlussendlich wieder auf die Parkbank fuehrt.

    "Mein Energiekoerper fuehlte, dass alles in Ordnung ist. Heute abend geht der Vorhang auf. Du bist ein Hauptdarsteller. Ich bin eine Charakter-Charge mit einer kleinen, aber wichtigen Rolle. Im ersten Akt gehe ich ab."

    "Ich habe nicht die Macht, dich auf irgendwelche Proben zu stellen, aber der Geist wird es tun." Dies sagte er grinsend, und dann fuhr er fort: "Ich bin nur sein Handlanger."

    "Ich kann nur sagen, du wirst heute nacht eine Lektion im Traeumen bekommen, in der Art, wie Traumlektionen einmal waren, aber du wirst diese Lektion nicht von mir bekommen. Jemand anderer wird heute nacht dein Lehrer und Fuehrer sein."

    (S.209 f.)

    So bereitet sich die Kulmination vor. Der Meister schleppt seinen Schueler schlussendlich in den Pruefungssaal, eine Kirche. Man sieht es foermlich vor den Augen.

    Die Eintrittskarte in den Schamanismus hatten wir alle einmal in der Tasche. Den meisten wurde sie gestohlen. "Wir leben in einem raeuberischen Universum", sagt der Alte. Aber wir erinnern uns, und das macht uns krank, bleich. Wir uebergeben uns, weil wir das Flimmern der Welt nicht mehr aushalten. Die Luege. Wir schwitzen bei Kaelte. Eines nachts fahren wir mit aufgerissenen Augen aus dem Schlaf hoch und beruhigen uns nicht mehr. Der einsame Weg beginnt. Der ganz persoenliche, einsame Weg, auf dem wir nicht mehr zurueckfinden zu unseren alten Staetten. Nicht mehr zurueck nach Ixtlan, wie uns der teure Genaro gesteht.

    Mit der Kulmination, in der Mitte der Nacht, die selbst die Sonne verfinstert, tritt uns die Macht gegenueber, die alles aufloest.

    Vielleicht setzt sie uns wieder zusammen, anders, solange, bis es ihrem Willen entspricht, uns wieder aufzuloesen. Endgueltig.

  7. Stories are not important, what’s important is Spirit

    Soledad Ruiz

    Interview with the shamana (woman shaman), curandera (healer), teacher and movie actress: Soledad Ruiz. She tells us how she knew Don Juan years before she knew Carlos Castaneda, of whom she was an intimate friend from the seventies.

    At first she seemed reticent, but when she heard that is was a work for preserving the memory of Carlos, she agreed, but made a strange comment: “The stories are not important, what’s important is Spirit.”

    Her testimony begins when on a certain occasion she went, along with other students, to visit her maestra, Magdalena Ortega, who was herself a spectacular bruja; she had great powers and accomplished true feats, but that is another story.

    “At that time” she said, “I had read the first book of Carlos which had just appeared in English and talked about it with my maestra and she told me that she was a close friend of Don Juan Matus. At first I didn’t want to believe her and she who was a tremendous clairvoyant must have noticed, so she replied: “Some day I will introduce you to him.”

    On one occasion we went to visit her, two of her students. She told us that Don Juan was about to arrive with other people who I supposed were his apprentices. While we waited for them, she said to us: “I am going to give you some homework: that you recognize among all those who arrive which of them is Don Juan. Then write down and justify your conclusion and return tomorrow.”

    She ordered us not to talk among ourselves of our impressions until we met the following day with her.

    The visitors arrived late and justified themselves by saying that they had gotten lost. From the next room we listened as the maestra gave them a friendly scolding. When they entered the room, observing that there were five or six people of advanced age, we got up to withdraw and she introduced us by our names: “She is Soledad, he is Milosh – but she didn’t mention the names of the visitors.”

    Just seeing them, I thought: “Don Juan must me the one who is seated in the chair.” We greeted them with movements of the head and remained standing, while they commented on the drollness of the situation, for they had been walking a long time from one side to the other without finding her house. That happened because the maestra lived on Amsterdam, a circular street which in other times had been the Jockey Club of Mexico City.

    We observed them for a brief moment, then said goodbye and left. The following day we returned to the maestra’s house to discuss with her our deduction.

    I found Don Juan out for one reason: his gaze. His left eye was diverted, and she affirmed that that is a characteristic of shamans, but obviously not having it does not signify that one is not a shaman. It is a convention, that’s all. I said to myself: what am I going to write? So I didn’t finish my assignment. On the other hand, Milosh filled three complete pages with his reasons, reaching the same conclusion as I.

    On hearing our deductions, the maestra said to me: “Yes, you are on target, that was Don Juan. You also were on target, Milosh.”

    Then she asked us how we saw him dressed. I replied: “He had a peasant style, with gabardine pants, an ordinary shirt and a jacket.”

    In that moment Milosh and I became aware of something extraordinary: he had seen him in another way: in an elegant suit. We were astonished, asking ourselves how that could be.

    She affirmed that one of the powers that a shaman may have, is to be seen as they wish to be seen.

    It was only years later that I had the opportunity to know personally Castaneda.

    Carlos was very interested in the indigenous traditions of Mexico. I met him for that reason. The first time that I found myself with him was in 1974, in a dance studio in The Valley colony shared by a modern dance ballet and a leader of the traditional conchera dance named Andres Segura.

    Andres had a traditional group called Atochas’ Holy Nine. He invited me one day to a song session, and we were playing the concha and singing songs of praise as is usual in the dance ceremonies. Carlos Castaneda came to it, integrated into the activities and was listening very attentively to the songs. Afterward we were talking with him and he asked many questions about aspects of the tradition, and finally invited us to eat at a Chinese restaurant in the Zona Rosa.

    At one moment during the meal, I told Carlos that I had met Don Juan a couple years before, thanks to the maestra Magdalena. Hearing this, he was all attention, looked at me with extreme interest, and said: “Listen, can I visit you in your home?” I who was captivated by his book which had just come out in Spanish responded: “That would be delightful!” Seeing my enthusiasm, he added: “Well, if you wish, I will come this evening!”

    I asked him: “Would it be alright if I invited three friends who are very interested in traditional ways?”

    He agreed with the idea. So I rapidly called my friends and notified them. To the wife of one of them I said: “Fulano, in exchange for the invitation, your task is to make tortas, because I think that we are going to stay awake a while and will get hungry. I have soft drinks.” And that’s what we did.

    Carlos arrived at nine o’clock and left at two in the morning. He was fascinated with the tortas and ate as many as he could.

    He returned the following night, I don’t know whether to talk or for the delicious tortas. For the following three days he came each night and told us of incredible things. When he had to return to Los Angeles, we agreed to see each other again when he returned.

    Thus began our relationship. He came to Mexico, gave his lectures and finally, whatever hour it was, headed for my house. He was a great talker, his stories were infinite, for a whole night. At two or three in the morning we ate bread with yogurt, changed the theme for an instant and talked of trivial things. Then we entered again into substantial things. When it dawned, he looked at his watch and exclaimed: “Hey, I’ve got to go!”

    At times he called me from Los Angeles. “Soledad, I’m going to Mexico, I will look for you so that we can see each other at a certain hour.”

    There developed a very fraternal relationship: he even wrote a dedication in one of his books – I think it is The Gift of the Eagle – saying: ‘To the only woman who has given me power.’

    He told me of his ancestors, he said he was Brazilian. For some reason which I can not say, his parents did not raise him; his grandfather came for him when he was yet a child and took him to Argentina. From there he went to Los Angeles.

    He told me anecdotes about his grandfather, how at twelve years old he encouraged him to know women, saying now was the age, although he was a child. One day, returning from an adventure with a woman, he complained: “Hey, grandfather, the women there smell very bad!” His grandfather yelled at him: “Idiot, that is the smell of life!”

    He confessed that at first the women disgusted him, but later he turned into a womanizer. He told me an enormous number of adventures that he had had with women. Also one day he began to flirt with me. I told him: “Careful, Carlos, among us it would be incest!” That was because we treated each other like brother and sister. In truth I liked him a lot, with a fraternal love.

    One of our places of meeting were the lovely restaurants to which he invited me. He was a very good eater. We ordered who knows how many things, and we ate everything! After eating, we tried to guess what message the things on the table were telling us.

    Something which has to be emphasized is that never, in any of the many conversations that we had, did he adopt an attitude of superiority. Nothing felt unusual, despite who he was. Never did he become the wise man, audacious. Rather, on the contrary, he always exclaimed: “Wow! But what have I got myself into?”

    He told me how at the beginning of his apprenticeship, he was constantly making a fool of himself, due to his personal importance, and the way that Don Juan put down his conceit. One of the stories that he always repeated with joy, dying of laughter at his own stupidity, is when he dared to compare himself with Don Juan:

    “I had the audacity to tell him that yes we were equal, but deep down I felt superior. Imagine: a horrifying shorty pretending that I was not equal with don Juan because I had an academic title! How could I have said that? He replied: “No, not at all, we are not equal, I am a man of knowledge, and you are an idiot.” You can not know how embarrassed I felt!

    As a resource for controlling his importance, Carlos laughed at himself, about his height and appearance. We laughed for hours with him, watching the comical ways he portrayed himself.

    Another thing that I noticed in him, is that he felt an enormous responsibility for being the transmitter of a whole system of ideas, that he was very concerned about that.

    The teaching of Carlos that most impacted me is not his description of the Universe, because each one of us has his own, according to his own faculties of perception. That which I found of great social and religious effect, is the theme of fears, of how man imposes limits because of his fear of failure, of death, of loneliness or poverty. Those are our true enemies: to clean one’s life of fear is an extraordinary advance.

    Carlos constantly talked with me about his worries, of the huge challenge that it was for him to accept fully the system of thought that don Juan proposed to him. One time he told me that social fears, above all of not being recognized and loved like the rest, are something truly devastating, because they impede our recognizing ourselves as infinite. “When you let go of having those fears, you will be able to throw yourself into an abyss, if it is necessary, because now nothing matters to you.”

    At that time he had just suffered an experience in which he was pushed by his maestro into an abyss. He talked a lot about this theme, of losing fear and throwing yourself into infinity; he was really noticeably affected.

    He told me that he only remembered the moment in which they pushed him, but nothing about what happened afterwards. Suddenly finding himself in his apartment, he begins to look around everywhere and said to himself: “I know that I got here, but … how did I get here?”

    Noticing that he has a piece of paper in his jacket pocket, he looks at it and it is an unused airplane ticket! At the time that he told me that story, he assured me that he didn’t remember anything of what had happened during the entire trip between Oaxaca and Los Angeles.

    Another of the things that moved me about him was his enormous feeling of having been orphaned. In his personal talks he let that matter come out a lot, and he told me how very much he suffered not having don Juan alive. In reality he was never able to overcome his parting, he was talking about that until the end.

    I can testify to his fascination for prehispanic tradition. We had several points of affinity, but the main one was that I was a Conchera. He knew that I had sources of ancient knowledge different than those of anthropologists. I believe that he found inspiration in my occupation as a dancer, or perhaps he sought corroborations in the tradition about the knowledge that don Juan transmitted to him.

    He frequently asked me what the concheros knew of the Toltec tradition. I told him what had been told to me: that the Toltecs were the original civilizing influence, and that they were not a race, but rather a group of wise men who reached certain discoveries about man, his destiny and the nature of perception.

    Carlos scrutinized me about the tradition, drawing out details like a magnifying glass, not asking me just anything, rather only the fine details. One time he asked me how it is that the dancers of today know of the Toltecs. I replied to him that we had received all that information from oral tradition.

    One day he arrived at my home and told me a truly fantastic story: that he was going to Guatemala with some companions, and that they were would make the trip by foot and would take with them no money.

    I was worried a little, and asked him if they had equipped themselves adequately for that expedition.

    He replied that they didn’t need to carry anything with them, because the Earth would protect them and would feed them.

    When he returned from that adventure, he told me that they were three months walking to Guatemala and that it had gone very well, something that was very exciting. The Earth had in fact taken care of them.

    I do not know why they went, but I believe that what they sought was contact with the Mayan culture, because the relation between the northern traditions of Mexico and the Mayans is very deep. I was not surprised that he and his companions had gone to make an offering to the Earth in the Mayan world.

    Carlos did not have a direct relationship with the maestra Magdalena, rather through don Juan and the old ones. I had the opportunity to be close to her for eleven years. She told me that brujos have their hierarchies, that some are in charge of others, and that each shaman has his protector. Generally, those protectors do not belong to this reality, but there is always a living benefactor.

    She had so much to do with shamans that at times she asked them for money with which they then helped many poor people.

    Something interesting is that don Juan as well as the maestra declared that they were conventional Catholics. Don Juan was among those who went to mass every Sunday.

    Carlos told me that one time don Juan took him to church and he remained waiting in the atrium, because he had a certain prejudice against religion. When they met again, he asked him:

    “Listen, don Juan, did you confess?”

    “Yes” he replied, “I confess, take communion and do everything.”

    The maestra explained to me one day this relationship with the church. She told me: “As a social person, I am a Catholic, but as a bruja I am free, I have no religion.”

    She told me that religion has a great energy, so there’s no reason to reject it. When a brujo adjusts to the customs of his surroundings – as long as those customs are not contrary to saving energy – then he doesn’t wear himself out fighting against the tide, he has no remorse, he is even free to go and take communion.

    She also explained to me that brujos see God as energy, not as an anthromorphic being who is watching you every day to see when you screw up. Energy does not punish. The saying that “god is punishing me” is a false idea of the Creator.

    In the Mexican tradition it is said that Ometeotl dispersed itself and thereby generated duality, that is, the masculine and feminine principle of creation, and from that came man. The ancient ones knew of a divinity that we do not know today. There you have the concept of Moyocoyani, “that which invents itself”; how could you have a better definition of God? That is knowing how the Universe is organized!

    The maestra took me to mass very often and told me:

    “I comply with the highest mission of the church, which is doing charity. I do not charge for healing, therefore I earn the right to take communion without confessing.”

    “One day when I was walking towards Merida, I saw a church which had an open door and I entered to see who was there. At that moment a priest was leaving. We were alone, there was no one in the nave. The priest approached me and asked: “Do you wish to confess?”

    I replied: “Frankly, father, I want to tell you the truth. I am a healer, I do not believe in sin.”

    The father continued looking at me for a while and then said to me: “Its okay, daughter, its not necessary that you confess.”

    In the path of healing one needs to begin by healing one’s self.

    One ought to begin with the premise of being sick and that it is possible to be cured, first of all the physical illnesses, then the mental illnesses.

    It must begin with cleaning the guts of all its filth, and that is done by using seven magical plants with which a tea is prepared, washing the intestines and vomiting.

    Then come the sweat lodges where the body is purified by sweating and bathing with herbs and flowers.

    Together with a whole range of physical exercises there are massages and stretching which serve to keep the body agile and in good form.

    The maestra must have seen that Carlos needed help because she once said to me: “Tell Carlos that he ought to learn to cure. Healing is a door into the occult world. And in the path of the healer one ought to begin by curing one’s self.

    I went to Carlos and gave him the message. I added: “I think it would be very good that you meet with her so that she can instruct you in your way of healing.”

    But I noticed that that possibility was frightening to him, because he was obsessed with the way that people suck out our energy, and in healing there is a great transference of energy from the healer to the patient. He was always careful about that, he did not like mass meetings and avoided photos, he said that they suck out his energy.

    I replied to him: “Yes, its true that they sap us, but we recover through sleeping and eating, and you don’t need to have any fear of that.”

    Despite my insistence, he did not want to go to the maestra, I believe that he was afraid.

    One day he came to Mexico and told me: “I am going to the Scandinavian peninsula.” I don’t remember what reason he gave me. “What gifts would the brujas like?” He was referring to the maestra and me.

    I replied: “I don’t know Carlos, whatever occurs to you.”

    When he returned, he brought us as a gift the most beautiful perfumes, of a truly unusual quality, and some towels. I brought to the maestra Magdalena those that belonged to her, because he gave me our packages separately. She took the gifts and said: “Give him thanks for the perfume, but I am going to prepare the towels for him.”

    Who knows what she did to the towels, but one day she gave them to me and ask me to deliver them to Carlos. But he did not want them returned, I noticed in his eyes that he was frightened. I still have them.

    The old Florinda and the maestra Magdalena did not get along well. The reason behind that was that the maestra wanted Carlos to become a healer, and Florinda was angry about that.

    In my opinion she felt jealous that the other was messing with her student. Carlos told me that he felt exhausted by the harsh and dominating way in which Florinda controlled everything.

    Owing to the fact that I was the one who carried the message from the maestra, Florinda was also angry with me, did not like me at all. Carlos told me that she scolded him a lot and blamed me for trying to change his path.

    One night I dreamt of old Florinda and she dealt with me very harshly, she fought with me, reproaching me for becoming an apprentice of Magdalena.

    I replied to her: “Look, senora, I do not want to change Carlos in any way; I am only the messenger, I do not even dare to propose anything. Why am I to blame? She who has those ideas is the maestra Magdalena, so on those matters, talk with her.”

    The following day I go to the maestra and ask her: “Listen, didn’t Florinda talk with you yesterday?” Because she was attacking me and I sent her to you.”

    She calmed me: “Don’t worry” she said, “that old woman will not be returning to talk with you. I put her in her place!”

    And that’s what happened, she never bothered me again. But Carlos called me and told me that Florinda had demanded that he stop talking with me, so that for a time we had to remain separate. That matter caused me a lot of grief.

    Many years later, the younger Florinda came to Mexico to give a talk in a hall, near Las Lomas. A friend of mine found out and called me. When Florinda finished, she said to me: “Listen, come and visit Carlos, who is at Grinberg’s house.”

    I replied to her: “Look, Florinda, there is something very dark between he and I – and I told her the story of my friction with the old Florinda. But she assured me: “Fortunately, Soledad, that problem has passed. Florinda departed and the quarrel is over. Come with me, I will take you to Carlos.

    I replied: “Praise God! How wonderful!”

    That’s what we did. I went with a little fear, but when we got to the house of Jacobo, Carlos gave me the longest hug that I’ve ever received. It went on for ten minutes. He pressed his face intensely against mine and said to those present. “Look, my little sister, isn’t it true that we are the same?”

    The last time that I saw him, was at a talk that he gave at the Casa Tibet. I arrived a little late, he had already began. I sat down at the end of the hall in order to not attract attention, but I could listen and see well.

    When he finished, I saw him leave on the arm of Carol Tiggs, taking little short steps, like an old man. She supported him, because he could not now walk alone. His condition made a great impact on me, because I had known him as a young man in all his splendor.

    I embraced him with great enthusiasm, and I felt him dissolve in my arms. I wondered how it was possible that in such a short time Carlos had passed from the heights to such a low level of energy.

    As if he read my mind, he answered me: “Do you know what? I have a very serious problem: I have one foot here and the other who knows where. Soledad, I went far and have not been able to reunite my parts. That is why I am so bad.”

    He explained to me that his illness was in reality an energetic problem, since in one of his dreams he got stuck there and now he can not put together again his totality. In a bitter tone, he complained: “Imagine! I who was always so independent, and I need them to help me – they even have to bathe me!”

    Later he added: “If I succeed in assembling my parts again, I will return to Mexico and call you. If not, then, Soledad, we will see one another in the great beyond. Remember that you and I have an appointment in the other world.”

    He was right, some years before we had arranged to meet in a world that is not human. We sealed the pact with a little ritual which took place in the living room of my house.

    He never came back to Mexico. It is said that he died from cancer of the liver, but I believe that that explanation was to fulfill a formality.

    My conclusion about Carlos is that, better than telling private anecdotes, it is worthwhile to emphasize his monumental importance for Mexico. He is the investigator who has divulged more of our traditions than anyone in the entire world, his books were translated into all the important languages and have been studied for their immense cultural and spiritual contributions. Mexico has an imperishable debt of gratitude to him.

  8. La masa crítica

    Dios Dame lo que aun te queda

    Dame lo que nadie te pide

    Yo no te pido riquezas ni fortuna

    Ni siquiera te pido salud

    La gente te pide todo eso tan seguido

    Que tu ya nada de eso debes tener

    Dios, dame lo que aun te queda

    Dame lo que la gente no quiere aceptar

    Quiero inseguridad y desasosiego

    Quiero privaciones y lucha sin fin

    Y si me das todo esto……… oh Dios,

    Damelo ahora de una vez

    Porque no siempre tendré la fortaleza

    Para pedirte lo que aun te queda

  9. Am 16.November 2009 starb einer der prononciertesten Künstler Perus, der für seine Ayahuasca-Visions-Darstellungen über die Grenzen seines Landes hinaus bekannte Maler und Curandero Pablo César Amaringo, viel zu früh, im 66.Lebensjahr, nach einem Leben voller Armut und Entbehrungen. Sein Tod kam für alle unerwartet, denn wer sonst, wenn nicht er, konnte sich einer derartig großen internationalen Fan-Gemeinde erfreuen, die sich von seinen Ayahuasca-Malereinen fasziniert fühlten und seine Werke um zehntausende von Dollar auf den internationalen Kunstmärkten handelten.

    Amaringo blieb stets vornehm zurückhaltend, eine Konsequenz seiner jahrelangen bitteren Armut von Kindheit an. In einer Menge von Versammelten hätte man ihn ohne Kenntnis nicht identifizieren können. Er tat viel für jugendliche Kriminelle und betrieb mit Herz seine eigene Malerschule, zu der er mehrere Filialen in den Streusiedlungen des Busches unterhielt.

    Sein Tod trifft seine Weggefährten aus Pucallpa hart, Don Agustin Rívas Vásquez und Don Guillermo Arévalo Valéra, war er doch ein begnadeter Heiler, dem großartigste Visionen zuteil wurden. Ein Ayahuascero ersten Ranges, dem die Freunde in der ersten Reaktion der Betroffenheit nachsagten, er habe sich, aus welchem Grund auch immer, nicht heilen lassen wollen. Er habe still gelitten. Er sei einer jener, die ihr Wissen mit ins Grab nehmen, und das, so sagen sie, sei nie gut.

    Doch ein Anderer mißt nunmehr und hat bereits gemessen.

    Gott schenke ihm den Frieden, den dieser Mann, der mit Engeln redete, verdient hat.

  10. Verhängnisvolle Verwehrungen

    Zu würdigen, was es heißt, gegen Gebote zu verstoßen, wird uns, leider, erst in voller Schwere bewußt, wenn uns die Krankheit bereits gepackt hat. Schlimmer: Erst da, im Eisengriff der Krankheit, dämmert es uns, das ansatzweise Eingeständnis, daß es in allem tatsächlich einen Grund, ein Gesetz geben könnte. Und manche schaffen es, bis zum letzten Atemzug, dem Ganzen keinen Sinn abzugewinnen. Sie nennen es lapidar den „Lauf der Dinge“. „Irgendwie müssen wir alle sterben“, sagen sie, aber zu Lebzeiten taten sie so, als würden sie ewig leben. Kein Gedanke ans Sterben, aber sich beteiligen am allgemeinen Morden mit beiden Händen.

    Jetzt, im Alter, verstehe ich, warum der Erleuchtete aus Bodhgaya die Ignoranz als die Kardinalschwäche der Menschheit hinstellte. In anderen logistischen Kreisen würde man den Begriff der „kapitalen Todsünde“ zur

    Anwendung bringen. Daran ist nichts Falsches. Es ist eine Verfehlung, eine kapitale, und sie führt zum Tod. Die kahlgeschorenen Rotmützen sind nur von einer noch erschreckenderen Radikalität: Die Ignoranz hält das „Rad des Leidens“, das Rad der Wiedergeburten in Gang. So schrecklich wütet die Ignoranz ein Leben lang, daß sie uns über den Tod hinaus mit ihrem heißen Atem anweht und in eine neue Wiedergeburt hineinsaugt, eine Wiedergeburt in Äonen, eine zum tausendsten von Millionen Mal. Milliarden von Wiedergeburten, die wir bereits hinter uns haben. Doch wohl ein Argument, einmal ans Aufhören zu denken. Ich werde dem Dalai Lama noch auf meinem Totenbett für die Waghalsigkeit eines solchen Gedankens danken, wissend, daß es ganz und gar kein Gedanke ist, sondern unverwischbare Faktizität. Diese Faktizität des funktionierenden, nicht außer Kraft gesetzten Orkus, dieses inmitten der Sozietät mit aller Wut und allem Geifer wütenden „schwarzen Loches“, das entgegen aller scheinheiligen Beteuerungen uns, die Mörder, reihum aufsaugt und am anderen Ende der Zeitlosigkeit wieder ausspuckt (wo und wann wissen wir nicht), dieses kosmische Gesetz leugnen wir, und das ist unser Untergang und wird so lange unser Untergang bleiben, bis wir uns hinsetzen, unter den Boddhi-Baum, eines Tages, in einem unbekannten, nicht bezifferbaren Jahr, vielleicht in einem Jahr, wo der Himmel gelb und orange strahlt und die Wesen ringsum mit von radioaktiver Verstrahlung entstellten Gesichtern, gehüllt in Lumpen, uns wie Werwölfe anblecken und dennoch nicht zu zerfleischen wagen, weil ein Gesetz in Kraft tritt, ein nicht für möglich gehaltenes, das Gesetz „Ja, ich übergebe mich Dir, ein für allemal.“ Und die Werwölfe sehen ein Licht und fleischen ihre Fangzähne, der Geifer trieft ihnen von den Fenzen und sie reißen ihre Augen auf aus lauter Gier und Haß, inkarnierte Teufel, die im selben Moment alle drei buddhistischen Todsünden inkorporieren, Ignoranz, Haß und Gier. Vor uns ein ärmlicher unter dem Boddhi-Baum, mit gekreuzten Beinen, die Hände aufgefaltet. Das Innbild der unzeitgemäßen Erscheinung. So wie wenn heute mitten in Pakistan, in Lahore, Momente, bevor sie Benazir Buttho, die Ministerpräsidentin, oder Indira Gandhi in Delhi, oder Anvar al Saddat in Kairo in die Luft sprengten oder mittels eines Schnellfeuergewehres erschossen, wenn in diesem todgeschwängerten, düster-grauen Moment sich ein Wesen aus dem Jahr 33.444 direkt vor unseren Augen materialisieren und handeln würde, kraft seiner Autorität, die eine Autorität des Friedens ist. Aus dem Jahr 33.444 nach Christus. Ein Christ.

    Das bringt den Vampir in uns zur Weißglut. Der Antichrist aus anderen Welten, der in seiner Umtriebigkeit, seinem Inganghalten des von Verzweiflung getränkten Orkus, gestört wird von einem über die Welt hinausgetretenen Menschen.

    Das Gleißen dieses Lichts aus einem Medaillon, das vielleicht Zeitlebens am Hals einer unschuldigen Frau gehangen hatte, dieses manchem vielleicht sogar nur unscheinbare Gleißen, als zufällig bewirkt werden sie es verharmlosen, dieser Moment, wo uns der Hoffnungsstrahl aus der Jenseitigkeit erreicht, hier im Diesseits, das den meisten nichts, aber auch gar nichts, oder wenn, dann vielleicht ein paar himmelschreiende Lügen bedeutet, in diesem Moment, und es wird nicht der einzige sein, wenn uns das Licht erreicht, aus dem Medaillon der gottesfürchtigen Mutter Maria, oder einer Theresia von Ávila. Manchen wird es ein Segen sein. „Ach, die paar“, wird Nosferatu, der weltbeherrschende Vampir, das Gesicht verziehen und sein Wüten verdoppeln.

    „Iktomi fooled all the ducks into dancing and then he told them to dance with their eyes closed. The ducks obediently got into a circle. Iktomi put himself in the middle and continued singing, while they started to dance with their eyes closed. He then proceeded to kill them so he could eat them for dinner. One duck opened his eyes and was shocked to see what was happening. He hollered as loud as he could, “Run, he´s killing us all!””

    This story has always stuck in my mind, but I never understood it until recently. It´s about the life we live today.” (Gary Holy Bull, Lakota Medicine Man).

    Im Spätherbst des vergangenen Jahres also starb dieser unschätzbare Ayahuasca-Maler und Heiler Pablo Amaringo. Als einen Lungenblutsturz schildert Agustin Rívas das Ende. “Er wollte wohl nicht geheilt werden.” Wie das? Wie das? Warum sagt er das, und wenn es so war, warum wollte Pablo Amaringo nicht geheilt werden? Hier beginnt die Demut und darf die internalisierte Sensationsmeute in einem selbst zurücktreten. Wir kennen nicht die Gedanken des Curandero, der sein Sterben spürte, nicht den Glauben und nicht die Visionen.

    Wie kann Guillermo Arévalo Valera, Kestenbetsa, “Echo des Universums”, Banco sumai icaruna so wie Don Agustin Rívas Vásquez, behaupten, er hätte Pablo Amaringo heilen können, wäre dieser länger als nur zwei Zeremonien bei ihm geblieben. Amaringo habe sein Wissen nicht weitergeben wollen, und so habe sich die Kraft seiner Mariris, deren dunkle Energie, gegen ihn selbst gewandt. Wie das, wie das?

    Der Versuchung, den Tod eines anderen zu kommentieren, zu widerstehen, fällt nicht so leicht. Zu sehr schleicht sich geheime Häme ein, eine Fratze, die wir die längste Zeit aus gutem Grund zu verbergen suchen. Der Menschheit eine gemeinsame Suhle zu bereiten, in der sie sich wolllüstig herumwälzen darf, das ist die Macht der geheimen Verführer, jener, denen es tierisches Vergnügen bereitet, das Menschenantlitz auf die Ebene tierischer Instinkte hinabzuzerren. Zu jenem Moment, wo wir die Geißel in die Hand nehmen und dem Opfer vor uns den ersten schnalzenden Hieb, die erste Blutspur über den Rücken ziehen. Sich als Triumphator über dem Leichnam eines vormaligen Heros hochzurecken, das ist einfach. Gründe für dessen Sterben besserwisserisch gewissermassen aus dem Ärmel zu schütteln, ist im eigentlichen Sinne ja bereits Gotteslästerung. Aber wir tun es automatisch, ohne Sanktionen. Es ist das Spiel der Illusion, das Spiel der sogenannten “Überlebenden.”

    Aber es gibt keine Überlebenden.

    Deshalb mutet es von Doña Soledad Ruiz, dieser bewundernswerten und eindrucksvollen Großmeisterin unter den mexikanischen Heilerinnen, heroisch an, uns in ihre Versuche des Spurenlesens nach dem Tod Carlos Castanedas’ einzuweihen. “Ich weiss genau, wo er ist. Er ist auf der Suche nach Kraftplätzen, drüben, in anderen Welten.” Und wehmütig blickt sie ins Leere. Welche Ehrlichkeit. Und keiner der Zuhörenden wagt es, die Stille im Wohnzimmer zu unterbrechen.

    Bald gehen auch wir, und bald verhallt das Echo. Doch jene, über deren Sterben Gnade schwebte, sie werden uns vielleicht bis hinein in die eigene, unsere Todesstunde, begleiten. So, nur so, aus Gnade, verhallt das Echo nicht, und, Gott steh’ uns bei, nie.

    Das ist das Erbe Castanedas’, ein einzigartiges, von seinen Kohortinnen, die ihn fortgehen sahen, bewahrt. Carol Tiggs, Taisha Abelar, Florinda Donner-Grau. Was sahen sie wirklich? Den Übergang. So wahr mir Gott helfe!

    Und die Verleumdungen finden ihr Ende. Per höherem Gesetz. Doch davon spricht der Vampir nicht. Nein, er ignoriert es. Deswegen, deswegen (!) ist er der Antichrist.

  11. Castanedas Vermächtnis

    Manche behaupten, vom ersten Wort an Lüge. Eine hierarchisch strukturierte Sekte mit einem Guru, der die Frauen, die ihm Hörigen, systematisch konsumiert und gegeneinander ausspielt. Andere nennen ihn einen zwanghaften Lügner, der mit der Zeit an seine eigenen Lügen glaubte. Ein Wahnhafter somit. Ein Peruaner, der dem Time-Magazin mit einer erfundenen Biographie sträflich ins Gesicht lügt. Ein Sektenführer, der seine Getreuen mit in den Tod zieht. Einer, der so viel Charisma zur Schau stellt, daß ihm angesehene, gebildete Leute bis zum heutigen Tag die Stange halten, Seminare mit „magischen Bewegungen“ in seinem Namen veranstalten, die von anderen Gebildeten eifrig besucht werden. Das Versprechen: Unsterblichkeit. Ein Peruaner, der sich um jeden Preis durch die kalifornische Gesellschaft durchboxen wollte. Ein Julio Iglesias-Macho, der Frauen im Dutzend genießt und sich im Handumdrehen ihrer entledigt. Ein Mann mit blühender Phantasie und erstklassigem schriftstellerischen Talent. Ein Hexer ohne Skrupel.

    In der Tat, es finden sich Aspekte, die schwer wiegen:

    • Noch in seinem letzten Buch, „Das Wirken der Unendlichkeit“, geschrieben als bereits von der Krankheit Gezeichneter, konfrontiert er den Leser mit seinem ersten „denkwürdigen Erlebnis“, dem „Tanz vor dem Spiegel“, einer Anekdote, die in Italien spielt. Ein Land, das, soviel wir von Margret Runyan Castaneda, seiner Frau, wissen, ihm damals unbekannt war. Also noch im Angesicht des Todes eine erfundene Geschichte. Starker Tobak, kaum zu verkraften. Krank, möchte man sagen. Nihilistisch.

    • Eine energetische Ausbeutung von Amy Wallace, der Tochter eines seiner Freunde und gleichzeitig Schriftsteller, mittels sexueller Winkelzüge, die beim Nachlesen nur ekel-erregend wirken.

    • Die Person von Patricia Partin, dem „Blue Scout“, der er, wie der „Kunst des Träumens“ anschaulich zu entnehmen, im Reich der anorganischen Wesen begegnet und die er in einem lebensbedrohlichen Kraftakt von dort befreit, um sie sodann auf Erden leibhaftig als Mensch einzupflanzen, durch Zeugung mit Carol Tiggs, der Nagual-Frau, wobei über die Vaterschaft Castanedas verschiedene Versionen kursieren. Patricia Partin wird von vielen als unvergleichlich exzentrisch und herrschsüchtig beschrieben, eine Frau, die bereits in ihrer Jugend, so ihre Schwester in einem Brief an Corey Donovan, ihre Familie gedanklich umbrachte und fremde Ehen zertrümmerte. Sie begeht Selbstmord im Death Valley, indem sie sich die Pulsadern mit einer Punk-Rasierklinge aufschneidet, – einen Tag nach dem Verscheiden ihres „Vaters“ und Liebhabers.

    • Die erbschaftliche Entrechtung seines legitimen, wiewohl nicht blutseigenen Sohnes Carlton Jeremy Castaneda noch direkt am Sterbebett; jenes Sohnes, den er, wie auch seinem zweiten Buch zu entnehmen, angeblich sosehr liebte, und dem er doch gleichzeitig soviel an Entbehrung wie aus zwanghafter Gefühlskälte zumutete..

    • Die Verklagung des Huichol-Kenners Victor Sanchez auf 100.000,- Dollar Schadenersatz wegen titularmäßiger Plagiatierung („Die Lehren des Don Carlos“) in dessen erstem Werk. Victor Sanchez selbst ebenfalls ein ehemaliger mexikanischer Freund, der jedoch früh hinter Castanedas unstimmige Maske blickt, ähnlich dem Leiter des „Casa Tibet“ in Mexiko, Tony Karám. Was für Kleinkrämerei, möchte man die Nase rümpfen. Ein Nagual mit Rechtsanwälten im Revolvergürtel.

    Dem Phänomen der Person Carlos Castanedas kann man sich nur mit Bedacht nähern, unter ständiger Selbstbeobachtung, doch mit breitestmöglicher Aufmerksamkeit. Diese Annäherung fordert zum einen tägliche Praxis der vorgestellten Theoreme, eine parallele Würdigung des hermeneutischen Konstruktes („Lectures in Hermeneutics“ nannte er sechs Hefte, die er zu einer bestimmten Zeit mit bestimmtem Vorsatz herausgab) seiner Bücher, und zuletzt ein Einlassen in die magische Welt des Don Juan Matus, in der es an erster Stelle um das Wort geht. „Textual Becomings“ nennt Charles J.Stivale folgerichtig seinen Artikel über narrative und metanarrative Strukturen im Werk des Angelianers. Aus dem Wort in die Wirklichkeit rufen. Ein religiöser Akt somit.

    Der Bedeutung des Angelianers kann man selbst in Ansätzen nur gerecht werden, wenn man in seine Welt eintaucht und zugleich zuzugeben bereit ist, daß es auch die eigene verleugnete Welt ist, die hier zur Sprache kommt. Die Welt des Don Juan Matus reicht von Alpha bis Omega, somit bis zum Tod. Sie zertrümmert unser borniertes Weltverständnis mitleidlos. Schlimmer: Sie zertrümmert unser Selbstverständnis mit panikerregender Präzision. Eine Präzision, die die Bestie in uns weckt und zur Selbstverteidigung reizt. Die Gestalt des Nagual Juan Matus ist wundersam und entzieht sich der Konkretisierung. Sie wirft uns auf uns selbst zurück, auf den alles umfassenden Grund unseres Anfangs. Die Gestalt des Naguals ist metaphysisch. Diese Gestalt thematisiert den Tod an, als hinge ihr ständig ein Samurai-Schwert am Gürtel, in äußerster Verwegenheit, äußerster Entschlossenheit. Ein Krieger im Krieg. Der Holocaust voll im Gange. Der Nagual fordert äußerste Selbstentblößung, äußerste Hingabe und Losgelöstheit. Eine Abtrennung aller energetisch verunstaltenden Bewußtseinsinhalte (eine Löschung der Festplatte, im Vergleich), bis hin zum frei schwingenden, plasmischen, transformierten Bewußtseinskörper als entleertem Resonanzkörper. Ein vom Tod nicht mehr angreifbarer anorganischer Resonanzkörper reiner Wahrnehmung.

    An diesem Theorem scheiden sich die Geister. Für die Polemiker ist es Größenwahn, kranke Phantasie, Tagträumerei. Für die anderen, jene, die ihn den „Nagual“ nennen, die ultimative Zielsetzung, die sie anstreben.

    Diese Orientierung mit Haut und Haaren läßt sich etwa am Gesicht der Kylie Lundahl ablesen, der Anführerin unter den drei Chacmools, jenen Frauen, die als die „wilden Beschützerinnen“ der Seherinnen Carol Tiggs, Taisha Abelar und Florinda Donner-Grau galten. Kylie Lundahl verschwand mit Castanedas Ableben von der Bildfläche, als eine von fünf Frauen, endgültig. Natürlich, sagen die Brunnenvergifter, durch Selbstmord. Tod durch einen Revolverschuß auf hoher See, so wie die anderen verwirrten, dem Guru hörigen Frauen. An Patricia Partin könnt ihr es ermessen, den Grad der Geistesverwirrung, als diese armen Frauen ihren Heros, dem sie ihr Leben auf Gedeih und Verderb übergeben hatten, unter Schmerzen in der Pandora Avenue in Westwood elendig verrecken sahen. Eine Fanatikerin, diese Schwedin Lundahl. Eine kalte Riesin, so bezeichnet sie Margret Runyan Castaneda. Frauen mit kurzem, wasserstoffblond gefärbtem Haar, wie Männer. Die kritischen Analytiker sehen sofort Indizien für einen latenten Frauenhaß gegeben. Ein zwergnasiger Napoleon-Macho mit massiven Minderwertigkeitsgefühlen.

    Aber wir, die unterschwellig von diesen Frauen, die so ganz genau wußten, was sie wollten, massiv beeindruckten Kritiker, wir sind nicht besser. Wir ziehen diese Frauen in den Dreck. Verunglimpfen deren Ausrichtung als Fanatismus, als Verblendung, und lassen uns nicht beeindrucken. Zurecht meinte Castaneda in Pomona: „By now the ladies are in command, i’m only their servant.” Und in Culver City, als alle Hexen in einer Reihe vor der Bühne saßen, fragte er das Publikum mit Blick auf Donner-Grau und Taisha Abelar ironisch: „Trauen Sie diesen Frauen zu, ihre Bücher erfunden zu haben?“ Schon wieder eine Gewissensfrage. Und meine Antwort als einer, der wie Felix Wolf jedes der 11 + 2 Bücher ein paar Mal, sozusagen als sinnvolle positivistische Lebensbeschäftigung, gelesen hat, ist ein ehrliches „Nein!“ Solche Qualität kann nicht erfunden sein. Dazu sind sie viel zu sehr stimmig. Und mehr als nur stimmig. Sie rühren etwas in uns an, als kämen sie aus dem Jenseits, aus einer versunkenen Zeit, als alles noch in Ordnung war.

    Was ist dieses Jenseits?, muß man fragen. Die Antwort, die sich von selbst nahelegt, öffnet dem Leser unmittelbar mehrere Pforten. Diese Bücher sind inspiriert, so wie die Bibel. Das zum einen. Die Bibel wurde inspiriert vom Heiligen Geist, so das Credo des Gläubigen. Die Bücher Castanedas und seiner Kohortinnen sind vom Heiligen Geist inspiriert. Kein Unterschied, bis auf die Namensgebung. Im Schamanismus spricht man von „Absicht“ oder schlicht vom „Geist“. Die Absicht ist eine bewußte Emanation Gottes, die alles erfüllt. Nichts außerhalb der Absicht. Klar, das ist für einen Atheisten und Nihilisten zu starker Tobak. Es ist skandalös und somit verboten, solche Worte in den Mund zu nehmen. Er klinkt sich aus. Oder er zieht es vor, von Naturgesetzen zu sprechen, die sich ihrer selbst nicht bewußt sind. Ein interessantes Konstrukt.

    Wir finden viele Parallelen zwischen der Bibel und dem Werk aus der jahrtausendealten Linie der mexikanischen Tolteken, so wie wir Parallelen im Übermaß vorfinden zwischen dem Nazarener und den Schilderungen über klassische Großmeister des Schamanismus. Unweigerlich findet man sich vom Duktus dieser Bücher gebannt. Ihr Inhalt leuchtet uns ein. Wir beginnen zu verstehen. Wir leben mit, sitzen neben Don Juan Matus und Don Genaro in Tula auf der Parkbank, wandern mit dem trotzköpfigen, vernagelten Anthropologen durch den Chapparal der Sonora-Wüste. Wir treten eine willentliche Zeitreise an, lassen uns entführen in die Vorzeit der toltekischen Linie von antiken Zauberern. Wir zappeln am Angelhaken und wollen nicht mehr los. „Mehr davon!“ denken wir insgeheim. „Ich will alles verstehen! Ja, ich will sehen! Ja, ich will Ernst machen!“

    Die Frauen in ihrer naturgegebenen Radikalität machen Ernst. Sie steigern sich hinein. Sie rufen die Absicht an, den Großen Geist. Um Mitternacht, im leeren Haus, beginnen sie zu rufen, aus voller Lunge. „ABSICHT! AAAABSICHT!! Der Ruf schallt von den Wänden zurück. Minuten später fährt die Polizei vor. „Madam, wir wurden benachrichtigt von lautem Schreien in einem der Häuser hier. Haben Sie etwas gehört?“ „Nein Sir, alles ruhig. Vielleicht hatte jemand einen Albtraum und will es nicht zugeben.“ „Ach ja. Danke Madam, gute Nacht!“ „Gute Nacht, Officer!“

    Diese mutige Frau – und sie war nicht die einzige, die es wagte, die Grundfesten ihres nächtlichen Hauses in Vibration zu versetzen – raffte sich also aus Überzeugung hoch. Ja, die Absicht kann herbeigerufen werden. Der Geist. Komm doch, Geist! Zeige dich mir! Ich will dich kennenlernen. Ich will wissen, wer Du bist. Will wissen, was es mit meinem Leben auf sich hat, wieviel Zeit mir noch bleibt. Komm, Geist, ich beschwöre dich, mit all meiner Kraft! ABSICHT!!

    Kylie Lundahl, Nyie Murez und Renata Murez demonstrierten es vor der diskreten Kamera Bruce Wagners im Studio, das in die körperliche Bewegungsabfolge eingebaute Anrufen der Absicht. Zu dritt. Erschütternd. Später, bei den Workshops, 600 Teilnehmer wie aus einem Mund. Das finden wir in keiner Kirche, diesen kollektiven Ausruf wie aus einem Mund: „Gott, Dein Wille geschehe!“

    Fragt man die Workshopteilnehmer in Kalifornien, „Was machen Sie denn eigentlich da? Was soll dieser Hokuspokus?“, dann wird man liniengetreue, durchdachte Antworten erhalten. „Wir bewegen gemeinsam den Fokus unserer Aufmerksamkeit. Wir versuchen eine kritische Masse zu werden, um so von der Welt, unserer Mutter, diesem fühlenden Wesen, dem einzigen, was wir in der Einsamkeit des Alls haben, wahrgenommen zu werden. Wir machen uns der Welt bemerkbar und wollen ihre Bewußtheit leicht modifizieren. Zumindest ist dies die Absicht des Naguals Carlos Castaneda. Mit dem Verändern der Aufmerksamkeit der Welt ändert sich auch die Bewußtheit aller Wesen auf ihr, ganz leicht, aber genügend. Nur wenn es uns gelingt, im Rahmen der makellosen Absicht des Naguals Carlos Castaneda als kritische Masse die Bewußtheit unserer Mutter Erde leicht zu verschieben, können wir vielleicht eine Transformation des destruktiven Bewußtseins der Menschheit erwirken. Wir dürfen keine Zeit verlieren!“

    Die Tensegrity-Workshops finden mittlerweile sogar in Moskau und St.Petersburg statt. Amerikanische Performance-Künstler mit vor Begeisterung glühenden Augen auf ehemals sowjetrussischen Podien. Die Mission wird ausformuliert, – Städte mit Bedeutung. „Ja, gehen wir nach Barcelona, gehen wir nach St.Petersburg! Alles ist eine Frage der Makellosigkeit!“

    Das Konzept der Makellosigkeit, das zur Praxis wird, kann z.B. nicht so einfach vom Tisch gefegt werden. Makellosigkeit hat sich auch Corey Donovan bei seiner Wahheitssuche nach dem wahren, dem bleibenden Vermächtnis des sosehr geschätzten Buchautors in „Sustained-action.org“ auf die Fahnen geheftet. „Makellosigkeit beginnt mit einem freiwilligen Akt in einem nicht mehr profanen Bereich. Der Akt wird durchgehalten.“ Nichts Anderes somit als mit Bedacht auf einen Berg gehen. Der Heilige Geist spricht zu uns: „Sei makellos! Tu dies nicht! Bedenke, was du gerade tun willst! Überwinde Dich!“

    Krieger zu sein, sagt Castaneda, beginnt mit einer freien Entscheidung. „Ja, ich will ein Krieger sein! Mein Wort richte ich an die Absicht. Hier mein Schwur!“ Alle gewohnten Gewässer werden damit verlassen. Das Bewußtsein verändert sich unmerklich, auf Dauer. Es gibt kein Zurück. Beobachten Sie die Chacmools bei ihren auf Video aufgezeichneten Übungen. Frauen, die sich dem Teufel mit Haut und Haaren verschrieben haben. Hexen, mit einem Wort. Beeindruckende, attraktive Hexen. Unnahbar, leider, aber bewundernswerte. Seien wir ehrlich. Und auch mit den anderen verhält es sich ähnlich. Jenen, die bei Tensegrity und Cleargreen geblieben sind, und die im Troß durch die Staaten, Mexiko und Europa tingeln. Das Erbe des Säbelzahntigers. Beeindruckend, diese eine wundersam anzusehende Farbige aus dem Contour von Cleargreen diese Lektion einer so beeindruckenden Bestie wie dem Säbelzahntiger, einer Traumerscheinung, vorführen und mit süßer Stimme erklären zu sehen. Sie sind umgänglich geworden, die Überlebenden; die nicht Versprengten. Sie haben gelernt, ihren Solipsismus abzulegen. Sie haben gelernt, mit dem KGB und dem CIA zu leben. Ein diplomatischer Parketttanz, der einige Hypothesen auf den Prüfstand stellt.

    Was, wenn Don Juan Matus wirklich gelebt hat? Dann haben wir schlechte Karten, sagt Bruce Wagner. Was tue ich, wenn ich mir vor Augen halte, daß ich eines Tages sterben werde? Nichts! Mir das einzugestehen, das tut weh. Castaneda war lebendig auf diesem Grill des alten Naguals, und Bruce Wagner war es nach ihm, bei seinem Meister. Peinlich! Beschämend! So der eigenen Lügen überführt zu werden! Nichts tun, obwohl ich die Ärmel hochkrempeln und alles anpacken müßte. Es ist höchste Zeit, und wir gefallen uns im stumpfsinnigen Nichtstun! Man möchte seinen Kopf in eine Kapuze stecken, sodaß die Blitzlichter von allen Seiten einem nichts anhaben können. Doch einige halten doch inne. Die Informationsfilterer. Jene, die an strategischen Papieren wie etwa zum Thema „Perspektiven der Ölverknappung“ arbeiten. Was, wenn die Lage bedenklicher ist als wir selbst es wahrnehmen oder glauben wollen?, fragt man selbstkritisch in Langley. Ein anarchistischer Schlurf in einem Think-tank außerhalb von Langley hat seinen Arbeitsvertrag. Womit können wir rechnen? Sollten wir nicht vielleicht doch kurzfristig eine systematische Sonderabteilung ins Leben rufen? „Particular metaphysics“. Ist die Absicht des Lebens, so es sie gibt, dem menschlichen Willen zugänglich? „Widmen Sie sich doch zuerst der Frage, was ist menschlicher Wille?“, ruft einer dazwischen. „Meine Herren, wir brauchen Grundsatzstudien! Schließen Sie die Option nicht aus, Vertreter der Hopis als Consultants anzuheuern, oder versuchen wir es mit Dr.Miles Reid. Der ist ein umgänglicher Kerl, hat Vieles gesehen und ist außerdem Arzt. Hier könnten wir gleich mal reinen Tisch machen. Starb Castaneda an Leberkrebs oder nicht? Wir sollten ihn doch einmal einladen und ihn eingehend befragen. Er wird uns keinen Korb erteilen. Sympathisch ist er auf jeden Fall. Keine Gefahr. Mit ihm können wir sicher vernünftig reden. Er muß sich nur überzeugen lassen, daß er mit nichts hinter dem Berg hält. Die Präsidentengattin hält ihm vielleicht die Stange, wie es bei diesen Frauen so üblich ist. Also gut, machen wir uns ein paar spannende Stunden. Wir müssen weiterkommen und brauchen Licht in der Sache. Vielleicht hilft uns eigenes Praktizieren? Wir brauchen es ja nicht aufs Tapet hängen! Wer weiß, wo die Kollegen in Moskau mit diesen Herrschaften bereits stehen? Frech sind sie, das muß man ihnen lassen. Fliegen beim Iwan ein und tanzen ihm etwas vor! Diese verrückten Russen! Fehlen nur noch die Schlitzaugen! Gott behüte uns!“

    Was ist das Vermächtnis des dreizackigen Naguals? Sicher ist, es ist nicht abgeschlossen. Und es sprengt unsere Vorstellungskraft. Sicher ist, daß die Hexen nicht Selbstmord begangen haben. Kein größerer Unsinn als dies zu behaupten. Taisha Abelar, Carol Tiggs, Florinda Donner-Grau, Thalia Marquez, Kylie Lundahl mit Revolvern in den Händen. Was für eine lächerliche Vorstellung. Und erst recht, daß sie diese Waffen gegen sich selbst richten. Meine Herren! Sie sitzen ihrem eigenen Wunschdenken auf! Sehen Sie sich vor!

    Doch nochmals von Beginn an: War alles Lüge?

    Und hier müssen wir Feldarbeit leisten. Wir gehen nach Mexiko und befragen jene, die ihn von der ersten Stunde an begleiten durften, – die beneidenswert Privilegierten, sozusagen. Und jene, die ihn bis zuletzt sahen, als er schon gezeichnet war. Und hier wenden wir uns nochmals und an vorderster Stelle Doña Soledad Ruiz zu, dieser 1a-Vorzeige-Schamanin. Leiterin der mexikanischen Concheros. Wie Fellini Filmregisseuse und Schauspielerin. Sie war mit Castaneda eng befreundet, aber was noch viel mehr zählt, sie begegnete Don Juan Matus, als dieser eines Abends mit Gefährten bei Großmeisterin Doña Magdalena, Soledads Lehrmeisterin, aufkreuzte, um im höheren Sinne Zeugnis abzulegen.

    Im großen Spiel des Geistes sind wir alle, ohne Ausnahme, Schachfiguren. Der Große Geist signalisiert uns, das Schachspiel kommt 2010 an sein Ende, so wie jedes Spiel an sein Ende kommt. Robert James Fischer tot, Wassily Smyslow tot, David Bronstein tot. Bent Larsen tot. Boris Spassky auf der Intensivstation. Der Tod hält gegenwärtig reiche Ernte unter den Weltmeistern und Weltklasse-Großmeistern. Doña Soledad Ruiz hatte das Privileg, eines abends Don Juan Matus kennenzulernen, etwa um 1969, in der Ciudad de Mexico. Sie erkennt ihn auf den ersten Blick, so wie ihr Gefährte Miloš, am abstehenden linken Auge. Ein Kennzeichen, von dem Castaneda niemals schreibt. Die beiden Schüler reden kein Wort, stehen auf und verabschieden sich mit einem Kopfnicken. Die Spuren sind gelegt.

    Was passierte tatsächlich bei der ersten, für uns geradezu epochalen Begegnung zwischen Don Juan Matus, dem großen Nagual aus Sonora, und seinem Schüler und Nachfolger Carlos Castaneda? Im „Wirken der Unendlichkeit“ schildert der Angelianer in seiner Wiedererinnerung die Komplexität der Interaktion. Der alte Nagual entschleiert ihm im Zustand erhöhter Aufmerksamkeit die eigene Identität und zugleich die seines Besuchers, des Suchenden.

    Jeder von uns, der den Zustand erhöhter Aufmerksamkeit bereits am eigenen Leib erfahren hat, etwa in Ayahuasca, wird bezeugen können, wie es ist, in einem solchen Zustand zu verharren. Erhöhtes Bewußtsein. Alles direkt und ohne Zweifel verstehen. Wissen. Doch dann, nach ein paar Stunden, oft nur nach ein paar Minuten, leider, zurückkehren, herabschweben von Wolke Sieben, oder hinauftreiben aus der Tiefsee, aus dem Korallenriff, in die alltägliche Stumpfsinnigkeit und Selbstverblendung, in der das Erlebte und Erkannte wie ein Morgenhauch unter der Glut der hochsteigenden Sonne verdunstet. Diesen Prozeß von der Warte der Alltagsborniertheit mit all ihren Vorurteilen und taktischen Selbstbehauptungsmanövern zu verstehen, braucht seine Zeit und läuft phasenweise dramatisch ab. Ein schmerzhafter Prozeß der Reintegration, der Wiedererinnerung. Es ist wie mit unseren Träumen. Wir haben 50 Jahre täglicher nächtlicher Träume hinter uns, doch erinnern uns spontan vielleicht an fünf. Viele glauben nicht einmal an Träume. Sie machen sie lächerlich, sprechen von Sauerstoffarmut des Gehirns. So wie vielen Blumen nchts bedeuten, sie gedankenlos ausreißen und wegwerfen.

    Doch Wiedererinnerung heißt, uns mit der eigenen verborgenen Identität, vor der wir ein Leben lang die Augen verschlossen haben, zu konfrontieren. Den sicher geglaubten Boden zu verlassen, oft sogar, von ihm gefegt zu werden oder durch ihn durchzufallen, wie bei einer Falltür unter unseren Füßen, während unser Kopf in einer Kapuze und in einer Schlinge steckt. Endgültig durch die Falltür zu fallen, heißt, ins All zu fallen. In die Schwärze. Und aus der Schwärze fliegen uns Schemen entgegen, unmenschliche. Wesen, die wir bei Tageslicht nicht sehen. Doch die Schemen stoßen uns nicht ab, sie widern uns nicht an. Wir gestehen uns ein, wir kennen diese Wesen nur allzugut. Sie sind uns bekannt aus Sitzungen am nächtlichen Klosett, von Bettwälzungen im Hochsommer. Nein, im Grunde glaubten wir nie, es handle sich um Hirngespinste. Diesen Unsinn ließen wir uns nicht einbrocken, schlußendlich sind es unsere Wahrnehmungen. Im Grunde unseres Wesens lassen wir uns unsere Erfahrungen von den Siebenmalgescheiten, den kompetenten Wissenschaftlern, nicht ausreden. Da ist mehr als wir gewöhnlich im Gespräch berichten, immer mehr, Schreckenerregendes, Fratzen, Gestalten. Viel mehr. Ich rede mit unbekannten Leuten. Ausführlich. Über komplexe Dinge. Wie das? Und nicht ein Mal. Meine Frau sagt mir, „Du hast geschnarcht wie ein Holzfäller, und später hast Du geredet wie ein Wasserfall. Du hast gestritten.“ Wie das? Ich trete eine Schiffsreise an am Großen Fluß, drei Tage lang. Die meiste Zeit verbringe ich in der Hängematte und lese Peter Handke. Zwischenzeitlich lege ich das Buch weg und döse. Die Affen in den Mangroven am Flußufer höre ich nicht mehr. Ich rede mit Leuten. Komplexe Sachverhalte. Abstrakta. Alles ist mir klar. Ich wache auf. Nach zwei Sekunden im Sonnenlicht habe ich alles vergessen. Die Fotoplatte ist wieder schwarz.

    Ein Zitat des Adepten zu diesem Sachverhalt der Wiedererinnerung dient uns, dem Drama – unserem Drama! – Tiefe und Plastizität zu verleihen:

    „In kalten Schweiß gebadet, legte ich mich wieder hin. Ich wollte mich einen Moment ausruhen, bevor ich mich aus meinem durchnäßten Pyjama schälte. Als ich meinen Kopf auf ein hohes Kissesn bettete, klärte sich meine Erinnerung noch weiter, und dann wußte ich, wer die Gitarrespielerin war. Sie war die Nagual-Frau; das wichtigste Wesen auf Erden für la Gorda und mich… Ich wagte nicht, meine Erinnerung allzu weit zu verfolgen. Intuitiv wußte ich, daß ich nicht die Kraft hatte, der vollen Besinnung standzuhalten. Ich blieb auf der Ebene der abstrakten Gefühle stehen. Ich wußte, sie war die Verkörperung der reinsten, unbefangensten und tiefsten Liebe… In dieser Nacht, während ich auf meinem Bett lag, geriet ich so in Erregung, daß ich um mein Leben zu fürchten begann. Ich fing an ein paar Worte zu summen, die für mich ein Leitmotiv geworden waren. Und erst als ich mich wieder beruhigt hatte, erinnerte ich mich, daß diese Worte, die ich mir immer wieder vorgesagt hatte, ebenfalls eine Erinnerung waren, die mir in dieser Nacht wiedergekehrt war: die Erinnerung an eine Formel, an eine Beschwörung, die mich über einen inneren Aufruhr, wie ich ihn gerade erlebt hatte, hinweghelfen konnte.

    Ich bin bereits der Kraft hingegeben, die mein Schicksal regiert.

    Und ich hänge an nichts, darum will ich nichts zu vertreidigen haben.

    Ich habe keine Gedanken, darum will ich ich sehen.

    Ich fürchte nichts, darum will ich mich an mich erinnern.

    Die Formel hatte noch eine weitere Zeile, die mir damals unverständlich erschienen war.

    Abgelöst und mit Leichtigkeit

    Werde ich an dem Adler vorbeifliegen, um frei zu sein.“

    (Carlos Castaneda, Die Kunst des Pirschens, Frankfurt am Main 1981, S.122 f.)

    Dieser Text hat nicht nur mit dem Verfasser zu tun, sondern genau so mit dem Leser. Das gilt es zu verstehen. Darin liegt die Essenz. Die Bücher des Angelianers sind eine Gewährleistung für das, was für uns alle auf dem Spiel steht, – das Mysterium unserer Einzigartigkeit in all seiner unausschöpfbaren Fülle. Und davon kann sich keiner loskaufen, auch wenn er es mit allerlei Winkelzügen, aber am liebsten mit Zynismus, versucht.

    Die Erinnerungsarbeit des Angelianers an 13 Jahre komprimierter, sich dem Verstand entziehender Erfahrungen mit dem Nagual Juan Matus kostete ihn zwanzig mühevolle, diszplinierte Jahre und mehr. Der klassische vierfältige Altnagual hatte nochmals um Tonnen mehr Kraft als der Frauenheld Carlos. So war es ihm ein leichtes, das Bewußtsein seines eingebildeten Schülers wie bei einem Spielball zu manipulieren. („Mein Wohltäter, der Nagual Julian, verfügte über Unmengen an Kraft. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, aus mir alles zu formen, was ihm beliebt hätte, – einen Angeber, einen Verbrecher, einen Priester oder einen Stumpfsinnigen. Doch da er makellos war, ließ er mich frei und zu dem werden, was mein Schicksal war, – ein Krieger, der nur eins kennt, Makellosigkeit.“) Und er verschloß nach vollbrachter Arbeit dieses Bewußtsein wie eine Konservendose. Mit ihrem Öffnen läßt uns Castaneda die in ihr eingelegten Früchte kosten, uns, den auf einsamen Inseln Gestrandeten. Es liegt an uns, diese Früchte zu kosten und zu genießen.

    Was also hat es mit dem Ende auf sich, diesem angeblich so schmählichen, profanen Ende eines gewissenlosen Frauenhelden unter Schmerzen, bis hin zur Einäscherung im Krematorium von Culver City? Zunächst, wer will richten? Wer muß richten? Richten über einen Toten! An wen richten die Kritiker ihr Wort? Etwa gar an sich selbst? Oder an die im Verborgenen oder weniger Verborgenen Arbeitenden?

    Doña Soledad Ruiz bekennt freimütig: „Er hatte viel Kraft. Er versuchte jede Frau zu verführen. Er aß Unmengen. Mit Kuchen hätte man ihn umbringen können. Er ging von hier, weil hier seine Mission zu Ende war. Ich weiß, wo er herumwandert. Er ist auf der Suche nach Plätzen der Kraft, da draußen. Ja, ich kannte ihn sehr gut. Wir waren wie Geschwister.“ (Ciudad de Mexico, 2006, gegenüber Armando Torres). „Ein Brujo ist kein Mensch mehr. Er kann nicht mit menschlichen Maßstäben gemessen werden. Er zerstört die Grenzen der menschlichen Sozietät. Der Brujo ist asozial und destruktiv. Das ist seine Aufgabe. Nur so kann er etwas bei seinen Zöglingen entscheidend bewegen und sie auf die einzige Aufgabe vorbereiten, die wirklich lohnt: El viaje definitivo.“ (Yushintaita, 2001, gegenüber Agustin Rívas Vásquez).

    In tiefster Dankbarkeit.

  12. "Wir werden alle in Los Angeles sterben"

    Aus dem Don Carlos-Zyklus. (Nachtrag vom 15.Oktober 2007)

    Als Osho Bhagvan Shree Rajneesh in einem Gefaengnis in den Vereinigten Staaten starb, war es ein Schock fuer seine Anhaenger, besonders jene, die in seinem naechsten Umkreis gelebt hatten.

    Als John Lennon von einem geistig verwirrten "Fan" vor seiner Wohnung in Manhattan erschossen wurde, war es ein Schock zum europaeischen Morgenfruehstueck. Der Unfall von Jochen Rindt in Monza geschah an einem Samstagnachmittag, dem 5.September 1970. Die motorsportbegeisterte Jugend Oesterreichs lag daraufhin in Agonie.

    Wenn Agustin Rivas, der Schamane aus dem loretanischen Tamshiyacu, eines Tages gehen wird, wird es eine Bewegung in der Luft geben. Natuerlich bei weitem nicht so stark wie bei Tenzin Gyatso, dem 14.Dalai Lama, aber immerhin ein Beben. Manche in Europa werden ihm eine Kerze anzuenden, denn am Alten Kontinent hat er Freunde, die ihm besonders nahe stehen. Es wird ein Beben in der Luft geben und nichts mehr wird sein wie zuvor. Wie beim Vater, der geht. Danach ist alles anders.

    Bei dem exemplarischen Mann aus der Stadt der Engel war es eine tektonische Verschiebung, deren Nachzittern bis heute anhaelt. Die Mitarbeiter von Cleargreen leiden noch heute an seinem Verlust, denn dieser kam voellig unerwartet, galt er doch als faehig, den Tod in einer magischen Form zu transformieren. Insgeheim erhofften sie und die Praktizierenden von "Tensegrity" von ihm das Wunder der "Grossen Ueberquerung", nicht unaehnlich dem Glauben mancher Sektenmitglieder, die in den vergangen Jahrzehnten teilweise zu Hunderten den Massenselbstmord begingen, so wie 1978 die Anhaenger des Jim Jones in British-Guyana.

    Der Mann aus der Stadt der Engel, brasilianischer Herkunft, ein Magier mit Charisma, er hatte es mit seinem Freund Rodrigo Cummings bereits zu Studentenzeiten an der UCLA ausverhandelt: Die Liebe zu dieser Stadt wuerde sie alle das Leben kosten. Es war eine Liebe so wie jene Wim Wenders‘ zu Berlin, dessen Film vielleicht das beruehrendste Denkmal darstellt, das ein Filmemacher einer Stadt setzen konnte (unter Mithilfe eines amerikanischen, verschrobenen Magiers, Peter Falk, "Columbo", Schachliebhaber. Und natuerlich mussten sie ein solches Werk in Hollywood abkupfern, mit Nicolas Cage und Meg Ryan, und nach L.A. verlegen. Ein Abklatsch.)

    Sich Castaneda zu naehern erfordert genaues Studium seiner Buecher. Genaues, jahrelanges Studium, und eine gewissenhafte, lebenslange Praxis. Praxis ist alles im Schamanismus.

    Der wahre, mystische, in seiner Geheimnistiefe unergruendliche, ja furchterregende Schamanismus ist ein lebenslanges Werk bis zur Erschoepfung, bis zur Ausloeschung, unter dem Mandat des Heiligen Geistes, dem niemand entfliehen kann, nicht einmal der Menschenschlaechter Saulus in uns. Bis zu den letzten Sekunden unseres Lebens, wenn wir den Kopf freiwillig auf den Richtblock gelegt haben und unser letztes Wort "Christus!" sein wird, so wie bei Paulus. Derart bewusst zu sterben ist Erleuchtung. ("Ich sage Dir, noch heute wirst Du mit mir im Paradiese sein").

    Wenn Agustin sterben wird, ohne Zeugen, wird es ein Wort von seiner Seite und ein Licht von der anderen Seite, vielleicht ein Feuer, geben, und es wird ein Beben in der Luft einsetzen, eine Welle, und die Voegel werden es uns kundtun: "Agustin ist tot!" Und wir werden in uns gehen und weinen, und manche werden beten, und im Stephansdom zu Wien werden wir Kerzen fuer ihn anzuenden, und er wird uns erscheinen, so wie er es uns versprochen hat.

    Als Castaneda starb, unter welchen Umstaenden auch immer und was auch immer sein Fortgehen zu bedeuten hat, und egal, ob er nun in Culver City eingeaeschert wurde, es war eine geraeuschlose Implosion, die seine Entourage bis ins Mark erschuetterte, sosehr, dass sie binnen Monaten alle verschwanden, bis zum heutigen Tag, jene aus der ersten Reihe, seine Kampfgefaehrten, die Allertreuesten. Als letzte ging Carol Tiggs, seine engste Mitstreiterin, eigentlich die Pallas Athene im Club, sie, die sich in der Oeffentlichkeit immer bedeckt gehalten hatte, obwohl sie sein Leuchtfeuer war, sie, die Meisterin, die viergeteilte Nagual-Frau, unter Traenen, in Ontario. Und die Spitzzuengler, die bis zum letzten Tag nicht fehlen werden, sprachen natuerlich sogleich von Selbstmord, erst recht angeheftet an Patty Partin alias Nurey Alexander, seiner Tochter aus der Welt der Anorganischen Wesen. Aber in der Welt der Zauberei (vielleicht ein heiligeres, weil dem Menschen zugaenglicheres Wort als das Tetragrammaton "JHWH") ist alles moeglich, – die Lottospieler beweisen es Woche fuer Woche, weltweit. Die Zauberei steckt in unseren Kinderknochen, in unserem kindlichen Verstaendnis. Wir tragen das Kind in uns, und der Nazaraener sagte es zwei Mal ganz deutlich: "Werdet wie die Kinder! Lasset die Kinder zu mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich!"

    Der Angelianer war ein Troll der Sonderklasse, ein gemaessigter Spassvogel, der dem Dalai Lama das Wasser haette reichen koennen, waeren sie wirklich zusammengetroffen und haette der gute Mann nicht ein dermassen unstillbares Vergnuegen empfunden, auf der sexuellen Neid-Schiene alle zur Weissglut zu treiben.

    Die Hopis und Tibet bilden eine Bruecke, an der das Heil der Welt haengt. Von den Hopis gibt es eine direkte Verbindung zu den Yaqui, und parallel dazu von den Navajos zu den Huicholes. Und Castaneda war zuerst eingepflanzt in Arizona. Er wuchs dort auf, unter dem Schutzmantel Meskalitos, des heiligen Peyote.

    Man kann nicht, selbst wenn es wissenschaftlich und literaturkritisch verbraemt ist, ins Gossenhafte abrutschen und feststellen, der Mann saugte sich alles aus den Fingern. Die, die so reden, stellen ihm damit das groesste Zeugnis aus. Aus welcher Feder kann ein solch magischer Text, mehrfach und komplex verwoben, entrinnen? Wer Castaneda einen Betrueger zeihen will, sollte eine hermeneutische Analyse seines Werkes vorlegen, und er wird in seiner Vorwurfsarbeit innehalten, denn er wird merken, das Geschriebene spricht ihn an. Wenn er nicht gar inmitten des Anhebungsversuches stirbt. Immer ist es einfach, einen Menschen wegen Ungereimtheiten in dessen Verhalten charakterlich mittels eines Rasierschnittes zu verunglimpfen.

    Castaneda schrieb mit dem letzten Atemzug "Tensegrity", und als er selbst spuerte, dass etwas in seinem Koerper ihm zurief "Es wird bald Zeit", "Das Wirken der Unendlichkeit". Die Leute machen bis heute elegante Boegen um diese Werke der Selbstentbloessung.

    Die Selbstentbloessung kann sich nur einer leisten, der weiss, bald gehe ich fort. So wie Christus, um dessen Leibrock sie wuerfelten, als er ueber ihnen schon am Kreuz hing, nur mehr mit dem Lendentuch bekleidet.

    Aber Castaneda ist mehr als nur der unbekannte grosse Bruder, den wir im Herzen als Vorbild mit uns tragen. Es ist seine Welt, in die nur ganz wenige eindringen durften. Wir nur literarisch. Die grossen Zauberer Mexikos. Sie sind es eigentlich, um deren Erbe es unablaessig geht und weiterhin gehen wird! Und keiner kann ihnen mehr habhaft werden. Was fuer ein Pech! Ja, was fuer ein Pech! Doch welcher Ansporn dem Lernenden! Deshalb stellen die Ideologen (und wir leben in einer Welt der Ideologie, mehr als jemals zuvor) sie kurzerhand als Produkte der Erfindung hin. Aber im Hintergrund laufen Nachforschungen; inquisitorische. Der CIA schickt Spezialisten in die Seminare, so wie die Russen, die schon immer fuer jeden Spuk zu haben waren. Und die Cleargreener, die alles dem Geist weihen, treten, das Gedraenge antizipierend, offen auf, hopp oder dropp, und gehen direkt nach Moskau, so wie demnaechst wieder. Das hat Charakter, meine Herren! Und in Langley wissen sie, oh Mann, wir haben die Crème de la crème dabei, Vorsicht, Herrschaften, Rechtsanwaelte aus New York und Washington D.C., und Schauspieler, oh, oh, Vorsicht! Besser mit Hintergrundarbeit arbeiten! Artikel lancieren!

    Was fuer ein Segen, der Buchdruck! Selbst die Nazis kamen mit ihm nicht zu Rand. Wie laecherlich muten die Feuerhaufen von damals heute an. Was war das doch fuer ein franzoesischer Geniestreich, dieses "Fahrenheit 471" mit Oskar Werner. Buecher in diktatorischer Zukunft in Waeldern auswendig lernen. Menschen als wandelnde Buecher. Francois Truffaut, ein getarnter Ausserirdischer ("Close encounter of the third kind"), der ebenso ueberraschend starb – keiner konnte es glauben -, er wusste es schon in den 60ern. Wir gehen schwierigen Zeiten entgegen. Nichts wird mehr diskreditiert werden als das Wissen, die Wahrheit. Die Wahrheit.

    Es gibt die Wahrheit. Die Wahrheit des Schamanen ist formuliert. Eines Nachts stehst Du auf, in deiner Wohnung, vom Bett, und gehst in das Badezimmr hinueber. Du machst kein Licht und siehst schweigend in den Spiegel. Etwas blickt Dir entgegen. Ein sterbliches Wesen. Deine Zeit verrinnt, auf ewig.

    "Wir werden alle in Los Angeles sterben". "Und dann, Sir, besteigen wir die grosse Faehre, den Grossen Wagen, nicht wahr, Sir? Und man erwartet uns, nicht wahr, Sir? Die Engel! Gracias por todo, Caballero!"

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