Pelé Agustin entsprang einer Verbindung von Flecha, seinem stuermischen Vater, und Ramera, der altgedienten Mutter. Flecha, eine Edelbracke, hatte Agustin um 500,- Dollar in Lima gekauft, der Transport in den Dschungel kostete ihn nochmal 100,-$. Ramera, deutsche Schaeferin, ist die Stammutter einiger gesuchter Kinder in Iquitos.

Als Kind, noch ein Wollknaeuel, trollte sich Pelé Agustin gerne naechtens in den Zeremonien herum, ohne dass es auffiel, bis er einmal gegen Ende der Nacht Agustins Zehen anknabberte und Besucher von Geistern und Unholden sprachen, die scheinbar am Topf scharrten. Als Pelé das erste Mal einen Topf umkippte, machte Agustin kurzen Prozess und liess ihn gewaehren. Der kleine Max fand Gefallen daran und gewoehnte sich daran, auch wenn es ihm gehoerige Wandeleien einbrachte, die ihn gleich am Ort des Werkes einschlafen liessen.

So wuchs Pelé, mit Medizin gestaerkt, in Windeseile heran, kaum von seinem Vater zu unterscheiden, den Agustin dem Regionalgoverneur geschenkt hatte. Ab einem gewissen Alter war es nicht mehr statthaft, ihn zu den Zeremonien zu lassen, auch wenn er, um Einlass bettelnd, an der Tuer schabte. Wir erinnern uns einer Nacht, als draussen lautes Bellen und Winseln einsetzt. Marlene laesst Andacht und Wuerde fahren und stuerzt hinaus, man hoert sie mit dem Waechter kommandieren, das Winseln hoert nicht auf, Pelé Agustins Schnauze voller Stachelschweinstacheln. Es dauert eine Weile, bis Yabuziel ihn vom Schmerz befreit hat.

Es gab eine Zeit, da verabschiedete sich Agustin mit Worten wie: "Besser, es begleitet euch Pelé Agustin, heute treiben sich wieder die Tunchis herum (die Untoten)". Am Tor, mutterseelenalleine, wartete der Treue wie auf Bestellung, ganz in freudiger Erwartung eines Mitternachtsabenteuers.

Agustin hatte einen Narren an dem Hund gefressen, brachte ihm teures Essen aus Iquitos und Huehnereien vom Morgenmarkt. Spaeter hatte er seine eigene Huette, die seinen bulligen Ausbruchsversuchen standhielt. Besuchte man den Chef in seinem Kastell am Bach, konnte es vorkommen, dass man anstelle eines Gespraechs Zeuge einer Abknuddelei zwischen Hund und Mensch wurde.

Einmal hatten sich Wuermer in ihm eingenistet. Die Operation, mit Mapachosaft, unter Aufbietung von 3 Maennern und einem, der ihm die Parasiten, Monstren, ausdrueckte.

Im September 2005, als der Hund in Iquitos im Haus von Marlene weilte, ging ihr Bruder mit ihm aeusserln. Pelé, ein Bulle, reisst sich mit Gewalt von der Leine los, zu einem Masten hin, wo die Elektrizitaetsgesellschaft noch bis vor Stunden Arbeiten verrichtet hatte. Die stromfuehrenden Kabeln liegen offen herum, Dutzende Kinder spielen in der Naehe. Pelé Agustin, keine 5 Jahre alt, stirbt. Ein Opfer.

Agustin erzaehlt uns Dreien, Silke Labudik, Guenter Alter und mir, beim Ausflugs-Kaffee in seinem Iquitos-Refugium davon. Dann deutet er auf das Ende des Grundstuecks, dort, wo die Baeume stehen. "Dort ist er begraben."

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  1. "Siehst Du dieses Wollknäuel, Salomonsito, diesen kleinen Zwerg, der da vor deinen Füßen liegt? Diesen Zwerg fand ich vor ein paar Jahren vor meiner Haustüre, nackt. Er hatte kein einziges Haar und war voller Blut. Jeden Moment hätte er seinen letzten Hauch geben können. Ich nahm ihn zu mir ins Haus. Zuerst gab ich ihm etwas zu essen, dann übergoß ich ihn voll mit Benzin. Am nächsten Tag kam er von einem Spaziergang zurück, die Haut trocken. Nach zwei Tagen kaufte ich 3 Packungen Losban, du weißt schon, das Insektengift, und rieb ihn mit meinen Händen ein. Dann badete ich ihn mit der besten Seife von Marlene. Das wiederholte ich zwei Mal. Nach dem Baden zog ich mein Hemd aus, wickelte ihn wie ein Baby ein und trug ihn herum. Die Nachbar, die mich so sahen, lachten. "Hat er ein neues Baby?", fragten sie. Da steckte er seine Nase aus dem Hemd. "Was, diesen Nichtsnutz Vino verhätschelt er? Agustin muß den Verstand verloren haben!" Ja, sie hatten ihn geschlagen, wahrscheinlich verletzt. "Vino" nannten sie ihn, – "Wein". Er hätte jeden Moment sterben können. Nach der Prozedur sah ich mir Challenger, mein Hündchen, näher an. Die Haut war sauber, Haar wuchs hervor. Und heute? Siehst Du, Salomon, was er für einen dicken Pelz hat und wie er sich seines Lebens freut? Heute ist er sieben Jahre alt. Mein Maskottchen. Ich habe viele Hunde in meinem Leben gekauft, die meisten verschenkt. Aber diesen hier, Challenger, werde ich nicht verschenken. Er ist mein Maskottchen. Er hat die Tortur ausgehalten, das Benzinbad."

    (Agustin Rivas Vásquez, 28.August 2009, an seinem 76.Geburtstag, Calle Almirante Grau, Tamshiyacu)

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