Wasserreiche Tage. Von Sonntag Nacht bis Mittwoch regnet es beinahe ununterbrochen. Des Nachts in Stroemen, tagsueber in zeitweiligen Guessen. Die Wassermassen auf der Lehmstrasse in den Wald hinein, das Schandmal Tamshiyacus, machen die Arbeit des ruecksichtslosen Caterpillars zunichte. Eine Erdbruecke wird weggeschwemmt, gut so, kein Durchkommen fuer die Holzraeuber. Der Sonntagabend bedrueckend. Um 9 klopft die Polizei am Tor, wo ist Do?a Socorro, in Otorongo, nicht? Ihr Sohn Miguel, der Ziegeleibesitzer, der auf der Balsa lebt, ist toedlich verunglueckt. Angeblich geriet er beim Reparieren des Fernsehers in den Stromkreis. Sie konnten ihn nicht mehr retten. Die Polizei verbietet die Obduktion. An einen Boten nach Otorongo ist jetzt nicht zu denken. Tatsaechlich erfaehrt Socorro es im Camp am naechsten Morgen aus dem Radio, macht sich barfuss auf den beschwerlichen Weg, wir begegnen ihr im Schlamm. Der zweite Sohn, den sie verliert. Die Apristen, deren Kandidat fuer die Buergermeisterwahlen des kommenden Jahres Miguel Mu?oz war, bemaechtigen sich inzwischen des Sarges und schmuecken ihn mit politischen Parolen, das im Haus seiner Mutter.

Tags darauf. Agustin telefoniert in der Zentrale seiner Tochter Pochita. Er philosophiert ueber die Zukunft des Waldes, seine Arbeit in Deutschland und das mysterioese Ableben Miguels, der sich in den letzten Monaten in Yushintaita von seinem Lebenswandel auszukurieren versuchte. Der Dorfarzt kommt vorbei, kurzer Wortwechsel. Wir brechen zeitgleich auf. Ein paar Meter weiter kreuzen wir den profan-politischen Leichenzug, die Anhaenger skandieren Parolen. Agustin steigt vom Motorrad, reiht sich barhaeuptig in vorderster Linie in den Kondukt ein, der seine Runde durch das Dorf zieht, bevor es zum Friedhof hinaufgeht.

Abreise nach Iquitos. Der Fluss, an der Kante zum Uebergehen, schaeumt. Hoher Wellengang im Hafen. Nemias sitzt triste in seinem vom Wasser umspuelten Bau am Friedhof. Seine schwangere Frau hat ihre Frucht verloren. Betsabe bringt ihn zur Vernunft. „Warum tust du das? Denk an deine Arbeit!“ Am Abend am Flughafen. Der Flug wird gestrichen. Nemias Familie steht immer noch draussen, verzagt, kann nicht fassen, dass der Vater nicht abgeflogen ist. Wir kehren in die Stadt zurueck. „Alles hat seinen Sinn“, sagt Nemias. „Du wirst sehen.“ Das Abendgluehen der Sonne bricht nach Tagen der Tristesse wieder durch.

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