Viel Lärm um nichts. Stille um alles

Wohin uns der Weg führt, werden wir niemals wissen. Ja nicht einmal ihn nachzuvollziehen ist uns je möglich. Wir haben keinen Bezugspunkt. Darum hat der Spruch "Irrsinn und Schwerkraft stehen nebeneinander. Beide benötigen nur einen Anstoß" seine Berechtigung.

Der, der diesen Spruch schuf, bewegt sich in der Dunkelheit, und der, dem er ihn in den Mund legte, ist nicht mehr. Heath Ledger alias der Joker aus dem letzten Batman-Film "Ritter der Nacht" ist nicht mehr. Er empfing posthum im Spätwinter dieses Jahres den verdienten Oscar für die ekstatische Darstellung einer Kreatur, die keine Grenzen kennt. Eine ekstatische Inszenierung, die ihn das Leben kosten mußte.

Heath Ledger ist der Mann des Jahres 2009. 2010 kehrt er zurück, wieder als Joker, doch diesmal im Sold und unsichtbar. Diesmal nicht, um Leben zu nehmen, sondern um Leben zu retten. Das zu Heath Ledger.

Frau des Jahres 2009 ist die gläubige Angela Merkel, die betende Bundeskanzlerin des großen Deutschen Volkes. Die, die sich nicht damit abfinden kann, daß diese Herren aus allen Himmelsrichtungen, aber vor allem dieser mitten in der Konferenz von Kopenhagen dahindösende chinesische Delegierte die Zukunft der Menschheit verspielt haben sollen. Die Zeit der Angela Merkel wird noch kommen, schnell.

Ich sage Dank allen Besuchern in diesem Jahr und jenen, die so eng mit uns verbunden bleiben. Im besonderen Ilse Hubmann, Hubert Gratzer und dem verstorbenen Erich Reiner. Er wird den Erzengel Gabriel bereits geschaut haben. Danke für alles, Herr Reiner. Ihre Lupuna Blanca wird wachsen, auf 60 Meter Höhe.

2010 ist das Jahr des Eisernen Ritters. Ein Ritter in Rüstung reitet auf seinem gewappneten Streitroß über morgendliche Weide. Der Galopp der Hufe des Pferdes ist weithin zu hören. Niemand sieht ihn, die Gegend ist menschenverlassen. Er reitet in geradem Schritt, in seiner Zeit, seinem Raum. Der Ritter hält nicht an. Leichter Nebel von rechts. Niemand ist zu sehen. Nicht Tier noch Mensch. Kein Vogel am Himmel. Das Traben der Hufe seines Pferdes hallt schwer.

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  1. Irren ist menschlich

    Da war einer, der sagte: „Christus hat nie gelebt. Ein „Fake“ der Kirche, um ihre heutige Machtposition zu erlangen.“

    Andere meinen, die Mondlandung habe nie stattgefunden. Alles ein Fake.

    Manche führt all das zur Resignation. „Es gibt doch wahrlich nichts, auf das man sich wirklich verlassen könnte!“

    Manche sagen: „Unser Problem ist wahrlich nicht gerade von schlechten Eltern: Wir sind in diesem ekelerregenden, lebensfeindlichen Kosmos mutterseelenallein. Was das alles zu bedeuten hat, das werden wir niemals wissen.“ Andere fallen ins Wort: „Du Armer! Darf ich Dich aufklären? Das alles, was Du da siehst, hat überhaupt nichts zu bedeuten! Sei ehrlich! Gehen Dir nicht endlich die Augen auf? Ich sage es Dir langsam nochmal, damit Du Hornochse es begreiftst: Das alles hat nichts zu bedeuten!“

    Manche sagen: „Jetzt sind wir in Europa mit unserem Latein am Ende. Bald gibt es den großen Knall.“

    Ein Anderer sagt: „Habt ihr die letzte große Sauerei schon gehört? Da gibt es einen Typen, der sagt, das alles könnte mit einem Schnippen zuende sein. „Stichwort „Antimaterie", sagt er. Was auch immer das sein soll, "Antimaterie"…"

    Wieder ein anderer, ein Stammtischbesucher, meint: „Ich habe eine Tochter. Wenn sich einer dieser hergelaufenen Neger an ihr vergreift, werde ich zur Bestie. Ich schwör’s euch!“ „Und wie erklärst du’s der Polizei?“, fragt ihn einer der Bier-Kumpel. „Da brauch ich nichts zu erklären! „Laßt ihn verschwinden!“, werde ich ihnen sagen.“

    Ein braver Zeitgenosse, Religionslehrer in einem Gymnasium, erklärt privat: „Egal, wer mir einmal nach meinem Tod gegenübertritt, ich habe ein paar Fragen an ihn.“ „Meinst Du das ernst?“, fragt ihn seine Frau. „Na sicher! Egal wie ich’s betrachte, die Rechnung geht nicht auf!“

    In meiner sporadischen Ratlosigkeit gehe ich in die Klinik oder halte mich an die Kinder. Das hat noch immer geholfen. Ich protokolliere dann deren verbalen Auswürfe und versuche, meiner faden Suppe die richtige Würze zu verleihen. Friedhofsgänge haben auch noch immer geholfen. Deshalb heute, da doch Allerheiligen grad vorbei war, ein paar Erinnerungen.

    Die beiden Großväter: „Der Hitler ist unser Untergang. Er macht noch alle zu Nazis und führt sie in den Tod.“ Der andere: „Die Kirche ist eine Schleimscheißerorganisation, die sich an der Gutgläubigkeit der geistig Minderbemittelten bereichert.“

    Die Mutter der Mutter: „Gott hat für jedes Wehweh ein Kräutlein geschaffen.“ Die Mutter des Vaters: „Gott hat mir meine Eltern innerhalb einer Woche genommen. Ich war damals sechs. Ich sagte zu meiner vierjährigen Schwester: „Rosl, jetzt müssen wir stark sein!““

    Der Bruder des Großvaters väterlicherseits, er selbst ein Teilnehmer der „Mühlviertler Hasenjagd“: „Die Amerikaner haben der russischen Militärpolizei Einlaß gewährt ins Mühlviertel. Das ist das Ende. Pfiat eich!“

    Die Schwester des Großvaters väterlicherseits (sie wurde 92): „Verlieren will gelernt sein, Bub. Kannst in deinem Jähzorn mit dem Kopf gegen die Wand rennen. Verloren ist verloren! Ich habe nicht geschummelt!“

    „Kurz und schmerzlos soll es sein“, sagte mir damals, im vorigen Jahrhundert, also gestern, jeder zweite. Und von denen, die aus eigener Hand gingen, hatte es keiner geahnt, und schon gar nicht den Tag, als sie zur Tat schritten.

    Ich höre ein Brüllen in der Luft, wie auf den Schweinebauernhöfen um 17:30, wenn die Schweine das warme Futter, den Sterz riechen. Das war damals, in den glücklichen Zeiten, als es die EU noch nicht gab und auch noch keiner an sie dachte.

    „Alles Teufel!“, sagte Anna im Jahre 1939, acht Monate vor Ausbruch des Völkerschlachtens. Sie, ein neun Jahre junges, zerbrechliches Mädchen. Fünf Jahre später sah sie die Schornsteine von Mauthausen rauchen. Alle wußten, was dort geschah.

    „Schön, daß ich dich hier treffe“, sagte Andreas vor mehr als zehn Jahren, als er Matthias, ein Mathematiker, am runden Tisch vorgestellt wurde. „Erklär mir einmal, was ist Pi? Das habe ich nie verstanden.“ Die Antwort aus wahrscheinlich berufenem Munde lautete: „Die Kreiszahl Pi ist eine mathematische Konstante, die als Verhältnis des Umfangs eines Kreises zu seinem Durchmesser definiert ist. Dieses Verhältnis ist unabhängig von der Größe des Kreises. So wie bei verschieden großen Münzen. Und dieser Wert, Pi, beginnt eben mit 3,1415.“

    Das Ende nach Rede und Gegenrede war ein Eklat. Andreas stürmte wutentbrannt davon.

    Als Andreas fort war (ein trauriger Moment), fügte Matthias an: „Pi ist eine irrationale und transzendente Zahl und kommt in zahlreichen Teilgebieten der Mathematik, auch außerhalb der Geometrie, vor. Sehr faszinierend. Sie ist nicht unendlich, doch ebenso nicht endgültig darstellbar. Ein in der Mathematik nicht unbekanntes Dilemma, doch „Dilemma“ ist hier vielleicht nicht der passende Begriff. Damit beginnt Mathematik im ersten Semester.“

    „Das Leben ist ein Kampf“, sagt einmal Karl resignierend nach einem Problemtelefonat mitten beim Sonntagsmittagessen. “Wenn es schon Jesus so ging mit seinen Mitmenschen, wie können da wir uns beschweren? Aber Einsicht wollen sie halt nicht zeigen. Nie und nimmer!“

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