Gestern war erster Adventsonntag. Mit ihm beginnt traditionell das neue Kirchenjahr. Der G20-Gipfel in Buenos Aires ging zu Ende. Emanuel Macron sprach in einem passenden Moment unter vier Augen mit dem saudischen Mörder, einem gut genährten, großgewachsenen, bärtigen Mann in Landestracht, für den es selbstverständlich war, daß er von seiner eigenen Mordbrigade umgeben war. Macron trieb das eigene Gewissen und er wählte eindringliche, mutige Worte. Dafür gebührt dem Franzosen bereits ungeteilte Anerkennung. Die Tage in Argentinien standen unter diesem verhaltenen Eklat. Ein Mörder eingeladen auf die Weltbühne, auf der ein Schmierenstück ersten Ranges aufgeführt wird. Während es überall zuhause brennt, auch in Frankreich, wurden hier wieder einmal grauenerregend viele Kilometer verflogen. Der Macho-Amerikaner, der von seiner überlangen roten Krawatte und dem offenen Jackett nicht lassen kann, reicht der Dame aus Deutschland, die er am liebsten wie eine lästige Fliege wegscheuchen möchte, nach wie vor nicht die Hand. Der Paria ist er, nicht sie. Der chinesischen Delegation sitzt er, so wie seine gesamte Delegation, die es ihm nachzuahmen verpflichtet ist (erst recht der nationale Sicherheitberater), mit allerfinsterstem Gesicht gegenüber. Während dessen zündelt der Russe wieder einmal an der Krim, entbietet dem Saudi ganz und gar skrupellos den High-Five-Gruß, und Australien steht so wie Kalifornien vor knapp zwei Monaten flächenübergreifend in Flammen.
Dringliche Besinnung auf die eigene Arbeit tut not. Ernste Arbeit wartet auf mich. Da ist der Komplex des Jähzorns, eingebettet in „Groll, Ärger, Zorn, Wut und Haß“. Die verhaltene Mordlust eines Zwerges. Da ist das Zündeln mit dem Feuer. Da sind die Altlasten, manche 33 Jahre alt. Da ist der Komplex der Umsetzung des in der Diät Erarbeiteten. Da ist der Komplex Illusionismus, die eigentliche Spielwiese unseres Schattens, der uns im Handumdrehen, ehe wir es uns versehen, schon wieder ungezügelt aufpeitscht. Es gibt unvermutet aufklappende Falltüren in unserem Kabinett des Schreckens. Es gibt eine Flamme, die heiß und unter Druck brennt. Eine Acetylenschweißvorrichtung. Wir müssen aufpassen, daß wir uns nicht selbst verbrennen. Ich sollte mir vor Augen halten: Bitte keine Waffen, nicht einmal im Ansatz. Keine Messer! Iß mit Gabel und Löffel! Das genügt vollkommen. Lungere nicht herum, wandere! Das Wandern hält schlank, beruhigt den Geist und klärt ihn. Das Wandern ist des Müllers Lust. Du bist nicht der Richter und auch nicht der Henker. Je schneller du von diesem Morast weg kommst, umso einfacher wird das Atmen. Du kannst nicht alle Mörder und Gewaltverbrecher dieser Welt in die Todeskammer befördern. Du brächtest es ja auch niemals zustande. Wieso also bereits derartige Anflüge? Merke dir, auch Koketterie kann auf dich zurückfallen. Ja, es zeigt sich doch jeden Tag, in der Diät wie in der Reue: Du kannst dir nicht alles erlauben! Nicht jeden Gedanken, nicht jede Phantasie! Was sich hier zeigt, ist ungezügeltes Urrassen. Vorsicht! Übernimm dich nicht!
Der Dezember bringt uns eine Rückzählung. Wir sollten ihr würdig begegnen. Ja.
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Nichts ist so, wie es scheint
Die stille Zeit des Advent – und nur eine stille kann das Warten auf die Ankunft des Herrn, die Zeit der Erfüllung, sein – haucht uns, wie es in der Stille ja nicht anders sein kann, Erkenntnisse an und ein, Erkenntnisse, die wiegen, denn sie betreffen Leben und Tod. Sie betreffen die Menschen, denen wir begegnet sind. In der Stille des Dezember treten Menschen auf, und zugleich spricht und sieht uns auch noch eine andere Instanz direkt an, sagen wir, meinetwegen: ein Prüfengel. Er sieht mich direkt an. „Bist du diesem und jenem Menschen noch nachtragend? Hast du ihm noch immer nicht verziehen? Sinnst du immer noch nach Rache, jetzt, 20 Jahre später? Sei doch ehrlich! Wähnst du dich imstande, Rache auszuüben? Das Gericht, das kalt serviert wird? Siehst du? Nein. Die Rache ist niemals dein. Merk dir das. Du bist nicht dazu imstande. Aus gutem Grund. Denk an deine Mutter und an deine Tanten. Wozu dann aber deine Rachegefühle? Besinn dich doch, mein Lieber! Du weißt sehr wohl: in deiner fanatischen Gefühlsduselei übersiehst du ein zentrales Element, das deinen gesamten Gefühls- und Vorstellungsbogen unmittelbar zu Fall bringt: du weißt es selbst, kennst ja die Antwort. Also bitte: bläh dich nicht so auf im Affekt. Nur weil dich die Erinnerung jäh überfällt, mußt du dich nicht wie eine rachelüsterne Kröte aufblähen, die das Recht auf ihrer Seite wähnt. Sieh doch: selbst das Rechtsempfinden wurde dir geschenkt. Immerhin schon mal ein Gut. Gewissensgut. Aber das rechtfertigt noch lange nicht deine inquisitorischen Anfälle. Niemand hier auf Erden richtet. Niemand ist dazu berufen. Besinn dich und tritt bitte einen Schritt zurück. Du hast doch in letzter Zeit erkannt, wie wohltätig das Einen-Schritt-Zurücktreten dir tut. Beten statt Urrassen ist wahrhaftig eine tragfähige Devise. Also bleib bei dieser Linie und lass dich von nichts davon abbringen. Mir brauchst du nichts beweisen, den anderen auch nicht, doch dir selbst schon. Wollen wir es dabei bewenden lassen?“
Diese Rede (und Rede ist es) hält unangefochten. Sie führt mir unmittelbar meine Mickrigkeit und, was ich eher als beunruhigend empfinde, meine Unfertigkeit vor Augen. Wahrscheinlich machte mich die Diät etwas langmütiger. Ich registriere das mit Erleichterung. Da hat sich etwas verändert. Ich beiße mir nicht mehr aus Scham auf die Lippen oder ergehe mich in obszönen Kraftausdrucken, wohl wissend, keiner hört mich, doch in mir dröhnt es wie anno dazumal in Nürnberg im nächtlichen Fackelschein. Die Vergegenwärtigung der Vergreisung oder gar des bereits geschehenen Ablebens meiner vorgeblichen Feinde läßt mich stutzen, nur um sodann auf mich selbst zurückzufallen. Mein Engel hat recht: er weiß genau, in welchem Moment er mich ansprechen soll. Dann nämlich, wenn ich offen bin. Dann, wenn ich nicht sofort zur eigenen Verteidigung oder, was noch schlimmer wiegt, aus tiefer Verlogenheit hysterisch-theatralisch losbrülle. Dann, wenn ich fähig bin, das aufgenommene Tempo geschenkter Geistvergegenwärtigung beizubehalten. Die Wüste Nefud durchquert man auf seinem Dromedar auch nur im konstanten Schritt. Das einzige, was uns dabei leitet, ist der Wille. Ja, der Wille gestattet uns im passenden Moment, jetzt, die köstliche Sammlung. Jetzt ist der Moment gekommen. Jetzt heißt es, der Toten zu gedenken und zu bedauern. Und auf ein Mal sehe ich aus der Sammlung der Absurditäten, die das Lebensalbum darstellen, tausende von Szenen, und im nächsten Atemzug begreife ich: das Kaleidoskop der tausenden von Szenen, die meinen Kopf in Ayahuasca durchfächern, sind nichts anderes als die Erinnerung an die Absurdität menschlicher Konflikte, und Konflikt war doch alles. „Conflingere“, die Durchdrehung, die Verwebung.
In diesem Moment, wo das Verstehen wie in der Diät hochkriecht, beginne ich entschieden zurückzutreten, aus Scham, Reue, Demut und Bekenntnis. In diesem Moment des Kopfneigens erlebe ich, seit unendlichen Zeiten wieder, den Zuspruch der Gnade. Das Füllhorn göttlicher Sanftmut. Ich kann nur sagen: „Danke für den kleinen Schritt. Meine Gier hat heute nur mehr gekrächzt. Ich habe mir nicht mehr wegen eines entgangenen Gewinnes auf den Kopf geklopft. Meiner Allmachtsmeierei wurde die Luft ausgelassen. Der knoten- und stöpsellose, aufgeblasene Luftballon fliegt nicht mehr chaotisch Amok. Und da du mir schon so nahe bist, jetzt, Jesus: also bitte, du hast die Erlaubnis: Du kannst dich jederzeit bemerkbar machen. Ich bedarf deines Trostes und Zuspruchs. Habe nichts dagegen. Ich weiß, du schaffst das mit Links, superelegant. Das macht dir keiner so schnell nach. Mausbiberwort, aber immerhin. Was geschrieben steht, wird nicht gelöscht. Im Buch des Lebens ist alles aufgezeichnet, so auch meine Lügen. Schade um jeden Einzelnen. Schade. Wirklich schade! Hatten wir das nötig? Hatten wir diese Absurditäten wirklich nötig? Ich brauche nur eins, lieber Gott: Kraft, um ordentlich in deinem Weinberg zu arbeiten. Solltest du mich bereits angeheuert haben und an meinen Dienstort versetzt haben: Herzlichen Dank!“ Advent.
San Nicoláo (+6.Dezember 326)
6.Dezember, der Tag der Kinder, wie jedes Jahr. Dieser Tag soll heute zählen und kein anderer. Der Tag der Kinder, der beschenkten Kinder. Der Bischof von Myra erbarmte sich der armen Kinder und gab Ihnen Almosen und Kleider, vielleicht auch Sandalen. Immer gibt es jemandem, der einem bedürftigen, vereinsamten Kind Sandalen schenkt.
In Iquitos gibt es Männer, die haben nichts. Sie schlafen halb nackt auf dem Gehsteig, bisweilen direkt neben der Eingangstür zur bischöflichen Residenz, schräg gegenüber der Basilika. Andere liegen bewußtlos in der Nähe von Banken, am Próspero, der Hauptstraße, den Kopf vielleicht auf einen Karton gebettet. Es sind immer Männer. Frauen schlafen nicht auf der Straße, weshalb auch immer. Manche dieser Männer waschen sich mit Bedacht wochenlang nicht. Sie starren vor Dreck. Jene, die das Glück haben, sich aus Stricken eine Hängematte flechten zu können, schlafen am Geländer irgendwelcher Stiegenaufgänge am Hafen. Rissen die Stricke in der Nacht, brächen sie sich das Genick. Unter ihnen gähnt das müllüberlade Steilufer. Die Hafenstreuner baden zuweilen in der Kloake, manche von ihnen ungeniert nackt. Die Peruaner haben gelernt wegzublicken. Wäscht sich eine Bauersfrau am Amzonasufer im Kanu abends gemeinsam mit ihrem Mann den Oberkörper, erstarren die männlichen Passagiere, betreten lächelnd, zu Salzsäulen, wie vom Blitz gerührt, auch wenn die Frau bereits an die 60 Lenze zählen mag. Massive Konditionierung. Streuner hingegen nehmen sie nicht einmal wahr. Die Bettelkinder ihrerseits, die heimatlosen, sind mittlerweile vom Hauptplatz verbannt. Jene, die sich prostituierten. Zehn-, elfjährige Kinder. Die Kunden waren ältere Amerikaner. Das war vor Jahren. Heute läuft eine Kampagne dagegen, die, so scheint es, gefruchtet hat.
San Nicoláo, der Wohltäter, eine Erscheinung der Tradition, wohlgesehener Kultur. Der Wohltäter, ein Wegbereiter des Herrn. Erbarme dich des Anderen, sagt er bereits den Kindern. Wenn du hast, gib ein wenig, von dem, was du hast, einem armen Nachbarskind ab. Nicht alle haben soviel wie du. Du, mein Kind, bist froh und glücklich. Es fehlt dir an nichts. Du hast Eltern, ein nettes Zuhause, deine eigenes Bett und genug zu essen. Andere haben das nicht. Sei mildtätig, mein Kind. Du weißt, was ich meine. Du hast ein gutes Herz. Jesus wird es dir lohnen. Zu Lebzeiten, aber erst recht im Himmel. Jeden Tag eine gute Tag, wie wohltuend für das Herz. Laß dich umarmen, mein Kind, du gutes.
Das unantastbare Paradies
Kein größerer, kein ehrfurchtgebietenderer Mythos als jener vom Paradies. Das Paradies, in welches wir uns zurücksehnen. In jenen Lebensraum, in welchem es keinen Tod gab und somit auch keine Zeit. Menschen aus Fleisch und Blut, so dürfen wir annehmen, und doch keiner Alterung unterworfen. Ein magischer, ein himmlischer Zustand. Der Himmel auf Erden. Ja, so wäre es zu beschreiben.
An jenem Ort waren die Urmenschen ganz Mensch, Mann und Frau. Sie sprachen mit Gott direkt. Sahen ihn. Doch gleichzeitig gab es ein Wesen, das eigene Gedanken hatte. Ein eigenwilliges Wesen. Dieses Wesen, das nicht menschlich war und ist, kannte das Momentum der Veränderung. Es antizipierte den Moment der Veränderung. Dieses Wesen lebte am Nukleus der Schöpfung, so wie Robert Oppenheimer, der Leiter des Manhattan-Project. Dieses Wesen wußte um die Macht seiner Worte. Es war ein sprachbegabtes Wesen, einzig in seiner Art. Kraft seiner Worte wußte es um die realitätsbildende Kraft seiner Worte. Dieses Wesen lebte und lebt vollkommen mit der Erde verbunden, als deren Feuergesandter. Es war der Verwalter des Lebens auf Erden. Dieses Wesen nahm sich kraft seiner Gestalt die Macht der Verwaltung des Lebens (des menschlichen Lebens!) auf Erden. Dieses Wesen hatte das Wort inne, genau genommen: die Sprachstruktur. Es hatte nicht das Urwort inne, denn dieses war beim Schöpfer, doch dessen Struktur, dessen Aussagekraft. Eine Kraft, die sich an den Menschen richtete, und nur an den Menschen. Dieses Wesen verstand sich vorgeblich als der eigentliche Dialogpartner des Menschen, denn es erlaubte sich die freie Rede, die alternative Rede, eben die freie Schwingung des Wortes. Dieses Wesen war nicht dem gesprochenen Befehl ergeben und so pervertierte es das Wort der Schöpfung und gebar die Lüge. Es pervertierte den göttlichen Logos. Die Lüge ist das Virus allen Übels, dessen Geburtsstätte. Das Wesen, von Gott geschaffen, verstand die Macht der Lüge, und dabei benutzte es dem Menschen gegenüber zuvorderst die Illusion, die Einflüsterung des Ewigen Lebens. Dieses Wesen ist der Urmörder. Es machte sich den Sündenfall zunutze, um seinerseits die Macht des Lebens an sich zu reißen. So wie Oppenheimer verstand es das Gesetz der Überschreitung einer kritischen Masse. Die Urmenschen, die dieses Wesen ansprach, wurden, als sie ihm Gehör schenkten, darauf hin zwar nicht seine Erben, die Erben des Widerspruchs und der Rebellion, doch ihm ähnlich gestaltet. Und als solche, dem Urbild Verunweste, treiben wir, die Menschen, seitdem, seitdem wir den Urraum verloren, in diesem unserem anders gestalteten Lebensraum unser Unwesen, rebellisch und nihilistisch, ohne dabei zu erkennen, daß wir die Opfer sind, die Tag für Tag geschlachtet werden. In der potentiellen, in jeder Sekunde eingelösten Heillosigkeit. Heillosigkeit, weil seit damals, seit jener mythologischen Zeit des Paradieses, niemand mehr auf Erden das Gesetz der Sterblichkeit rückgängig machen kann. Das wissen wir, und das ist es, was uns, den Menschen, wahnsinnig macht, erst recht heute, und noch mehr morgen. Die Folge ist allgemeines, jede Vorstellung sprengendes Morden mit Hand, Zunge und Geschlechtsteil. Die Folge ist Rasen und Wüten, und generalisierte Tollwut bei all jenen, die nicht gegen dieses Virus geschützt sind. Doch selbst dieser gnadenvolle Schutz wird massiv, jeden Moment, attackiert.
Der jüdische Glaube, der ein gnadenvoller und wohltätiger ist, kennt dieses Verhängnis. Der christliche ebenso. Beide sprechen dankbarerweise vom Messias. Der gesalbte Hohepriester, Sohn Gottes, der die Schöpfung in ihren Urzustand zurückführen wird, am Ende aller Tage. Der Gesalbte, der kommen wird oder der bereits gekommen ist. Der Gottmensch, der den Menschen mit Gott wieder versöhnt, weil er die Geißel der Ursünde, den Tod, auf sich nimmt und durch ihn hindurchgeht. Durch jenes Trauertal, das bis heute etwa 120 Milliarden Menschen verschlungen hat. Vor diesem Trauertal gibt es weder fidel grölendes Zechen noch Musizieren noch zungenschweres Singen. Es gibt nur den Orkus, die Finsternis, der man gefaßt, getröstet mit den Sterbesakramenten, verwegen oder wie ein Narr gegenübertreten und sich schließlich von ihr aufnehmen lassen kann. Die Gefaßten, die Gläubigen, sehen es als den entscheidenden Moment. Jetzt treten sie Christus gegenüber. Es ist nur ein Schritt. Jenseits dieses Schrittes steht die allein gültige Instanz, die uns Rede und Antwort stehen wird. Wir waren damals in Bethlehem nicht dabei, und auch nicht die folgenden 33 Jahre. Doch jetzt gilt es uns, und es gilt uns in unüberbietbarer, in einzigartiger, in göttlicher Weise. In diesem Moment, wo wir geleitet werden ins himmlische Jerusalem. Wir. Die ultimative Einlösung eines Gotteswortes. „Wer an mich glaubt, wird leben in Ewigkeit.“ Zu einem solchen Wort ist kein Mensch fähig. Amen.
Kirche in Flammen
Das Ende ist absehbar. Ein traurig stimmendes Ende. Die Gläubigen ziehen sich zurück, nach und nach vereinsamt, traurig und wütend. Sie gehen ins Exil, denn die „guten Hirten“ versagen. Die katholische Kirche kommt an ihr Ende. Der „Corpus Christi“ von Lügnern, Heuchlern, Betrügern und Feiglingen, die unter dem Schutz ihrer Uniform nicht zur Sprache kommende Verbrechen begehen, verstrahlt. Der Fall des Kärntner Bischofs Alois Schwarz, wie er vor wenigen Tagen nunmehr öffentlich aufgebrochen ist, ist dafür nur ein Symptom. An den Diözesanbischöfen kreuzen sich in der katholischen Kirche strukturbedingt die Linien von Finanz und Moral. Und genau dort detonieren immer wieder Sprengladungen, die das gläubige Volk einfach nur mehr abstoßen. Das Ausmaß der Inkompetenz angesichts der kriminellen, ungustiösen Vorfälle macht wütend und traurig. Und so ziehen die Menschen, das Volk, ihre Konsequenz und verlassen diese Kirche offiziell. Der Glaube geht ins Exil. Das bringt die Kirche noch um.
Es ist ein Skandal, mitansehen zu müssen, wie verlogen und feige die Mißstände verschwiegen oder unter den Teppich gekehrt werden. Einigkeit unter dem Kreuz wird beschworen. Diese Herren der Bischofskonferenz treten alle in Schwarzgrau auf, Uniformen, ein jeder mit einem schweren Metallkreuz an der Brust, im Hintergrund des Fotos auch gleich noch ein Kruzifix mit dem leidenden Christus. Die Unappetitlichkeit der zur Schau getragenen Bedachtsamkeit und Mitbrüderlichkeit ist nur mehr ekelerregend. Von christlichem Charisma keine Spur. Dieser unsägliche hartgesichtige Bischof, der in der Finanzkasse der Diözese Gurk nach Belieben urraßte, so wie dieser miese, kasperlhaft grinsende Tebartz-van Elst aus Limburg, ein Doppelgesicht reinsten Wassers, der es sich nicht verhalten konnte, im Luxus einer dekadenten Bischofswohnung zu schwelgen, dieser Bischof Schwarz, dem ich die Bischofswürde wegen all des Leids, das er über Mitarbeiter und „Untergebene“ durch willkürliche Kündigungen und psychoterroristische Zwangsmaßnahmen gebracht hat, persönlich, für mich, aberkenne, hat schwersten Schaden angerichtet. Das Gebäude steht in Flammen und schon bricht das Chaos aus. Niemand löscht effizient, und schon gar nicht wagt man nach dem Brandstifter oder den Brandstiftern zu suchen. Statt minutiöse Bestandsaufnahme vorzunehmen, wird von allen möglichen Seiten das Maul (ich bitte um Verständnis für diese Wortwahl) aufgerissen und freie Rede verboten. Beispiel aus der dieswöchigen Presse:
„Das ist für mich schwer nachvollziehbar.“ Dechant Christoph Novocsinzky aus Kötschach ist gar nicht damit einverstanden, dass Diözesanadministrator Guggenberger so massiv an die Öffentlichkeit gegangen ist. Bischof Schwarz und Guggenberger seien in dem Fall zwei Parteien, deren Konflikt von außen – „der Behörde des Papstes“ – geklärt werden müsse. „Ich frage mich, was erreichen wir mit dieser Vorgangsweise“, so der Dechant in Richtung der derzeitigen Diözesanführung. „Ich erwarte mir, dass in diesem Fall jemand entscheidet, der unabhängig ist.“ Vom Domkapitel wären alle, die jetzt Vorwürfe äußern, auch in der Ära Schwarz dabei gewesen.
Die aktuelle Vorgangsweise wird auch von Pater Maximilian Krenn vom Stift St. Paul nicht gut geheißen: „Was ich bedaure, ist die unglaubliche Emotionalität, mit der der Konflikt geführt wird. Das tut mir weh und schadet uns als Kirche.“
Die Art, wie hier polemisiert wird, ist typisch für diesen verknöcherten Apparat, der eine ganze Reihe von sogenannten „Würdenträgern“ zu Memmen macht. Sie wollen die freie Rede verbieten, sie wollen die Bezeugung des Unmuts verbieten. Ein faschistisch gesinnter Klüngel, der menschliche Gefühle verbieten will. Der Bischof lüstert (um nicht zu sagen, hurt) frischfröhlich herum, zeigt in der Öffentlichkeit jedoch das schwere metallene Kreuz an der Brust, und im Privaten übt er das eingefleischte, boshafte, eiserne, frostige Gesicht und praktiziert eine schneidende Sprache, die allen Betroffenen ins Herz fährt. Und der Wiener Erzbischof Schönborn, der mit freier, unbekümmerter Rede schon die längste Zeit massive Schwierigkeiten hat, zeigt, obwohl von den Mißständen bereits seit zehn Jahren wissend, nicht die Statur, ein offenes Wort zu äußern und die Dinge in Rom klarzustellen. Dr.Schönborn ist ein doppelzüngiger Feigling, der es in seiner schauspielerisch frömmelnden, schönmalenden Art fertig bringt, daß ich immer wieder den Respekt vor ihm verliere. Der Mann ist verweichlicht und hat nicht die Statur eines Mannes, der operativ durchzugreifen versteht. Und noch weniger hat er organisatorisch-systemisches Verständnis des Körpers, den er leiten soll. So denke ich über Dr.Schönborn.
Und das genau verstehen diese ungezählten, unbenamten Schweine, die sich an Kindern vergehen oder die es (aus Verlegenheit oder auch nicht) ganz unbekümmert untereinander treiben, so als wäre dies als Priester ein notwendiges Übel, und die sogar Dr.Josef Ratzinger, den ehemaligen Papst, in aller Öffentlichkeit der Homosexualität bezichtigen. Das ist einzigartig und zum Haare Ausraufen. Die schlimmste Soap Opera, die sich nicht einmal der Ungust im Weißen Haus einfallen lassen hätte können. Die Leute verzweifeln. Unsere treugläubigen Leute. Kultivierte Europäer. Doch ungezählte haben diesem Apparat bereits den Rücken zugekehrt. Die Verbrannten, die Verletzten. Jene, die schwere Wunden an Körper und Seele tragen. Was für ein Saustall! Und das im Advent. Dieser Herr Schwarz. Ein unsympathisches, verlogenes Gesicht, bei dessen Betrachtung mich Übelkeit und Zorn überkommen. Schämen Sie sich, Sie selbstherrlicher, blasphemischer Autokrat! Und jetzt werden Sie wohl auch noch die Diözese St.Pölten, diese so schwer geprüfte, mit ihrer grenzenlosen Ignoranz verstrahlen. Und das sage ich als Mann. Ich zitiere hier nicht all die Frauen, die mir gegenüber, weil sie wußten, ich komme vom Fach, schon vor etlichen Jahren Stellungnahmen zur katholischen Kirche abgegeben haben. Diese Frauen ergingen sich in harten, entschiedenen und zynischen Worten über die unrettbare Vertracktheit dieses „Lügensystems“, wie es eine der Damen bezeichnete. Angesehene, emanzipierte Damen der Akademie, wohlgemerkt. Damen, die härtere Worte als „alles nur Schmarren“ (Formulierung von Univ.Prof.Dr.Renée Schröder) wählten. Eine Dame aus Bochum, die mir gegenüber ambivalent gesinnt war, griff zu unvergessener Polemik: „Sie sind treugläubig, lieber Dr.H. Das macht sie als Mann unattraktiv. Sie halten diesem verlogenen Pack die Stange, doch vergebens. All die Kirchen werden in Flammen aufgehen. Sie werden sehen. Wenn nicht wir Frauen es tun, werden es die Moslems tun.“ Das war 1986. Eine Dame, die wußte, was ihre Meinung war und die auch wußte, was sie fühlte. Sie war Psychologin. Lehrstuhlinhaberin. Eine mit Grips in der Birne.
Um mich nicht weiter in Zorn hineinzusteigern, stoppe ich hier vorsichtshalber einstweilen und zitiere nur zwecks weiterer Ausschmückung die Oberösterreichischen Nachrichten vom 18.Dezember 2018. Weitere Anmerkungen zum Thema werden jedoch folgen, aus Pietätsgründen jedoch erst nach Weihnachten.
„Guggenberger [aktuell eingesetzter Diözesanadministrator] ging auch auf den Vorwurf ein, dass man während Schwarz‘ Amtszeit nichts unternommen hätte. Er erklärte, das Domkapitel und auch andere Priester und Laien hätten Schwarz wiederholt mit den Zuständen konfrontiert, und zwar sowohl unter vier Augen als auch in Gremien. Die Nuntiatur in Wien und damit die römischen Stellen, auch Kardinal Schönborn sowie die jeweiligen Salzburger Metropoliten „sind seit Jahren in Kenntnis über die Auswirkungen des „Systems Bischof Schwarz“, sie waren nicht nur Adressaten zahlreicher anonymer Briefe, sondern auch namentlich gekennzeichneter Schreiben und persönlicher Vorsprachen“. Die Bischofskonferenz habe spätestens seit 2008 Kenntnis von den Zuständen. Bischof Kothgasser habe damals von einer Situation gesprochen, die einer verantwortungsvollen und entschiedenen Klärung bedürfe. Dennoch habe sich seit 2008 an den beschriebenen Umständen nichts geändert.
Zur Entscheidung, an die Öffentlichkeit zu gehen, erklärte Guggenberger namens des Domkapitels: „Wir fühlen uns unserem Gewissen verpflichtet, wollen mit diesem Statement und dem Abschlussbericht, den wir auch auf unsere Website stellen, unseren Teil dazu beitragen, dass diese Fragen, das Mensalgut betreffend, der Transparenz gerecht werden.“ Guggenberger entschuldigte sich dann ausdrücklich bei den Mitarbeitern, die gekündigt worden waren oder aufgrund der unerträglichen Arbeitssituation in Bistum und Diözese selbst gekündigt hätten. Er bedankte sich auch bei den Medien, die immer wieder Problemzonen aufgezeigt und Glaubwürdigkeit und Transparenz eingemahnt hätten. Abschließend erklärte er: „Die katholische Kirche in Österreich hat 2010 in Befolgung des biblischen Leitfadens, ‚die Wahrheit wird euch frei machen‘, einen gangbaren Weg gefunden. Möge es den Verantwortlichen gelingen, sich auf den Grundlagen dieses Leitfadens zu verständigen, das Geschehene aufarbeiten und so einen guten Weg in die Zukunft zu gehen.“ „
Himmlische Zeichen
Gestern war Vollmond, in Tamshiyacu um 12:48. Vorgestern war Wintersonnenwende, 17:23 lokaler Ortszeit. Heute und morgen sind massive Tage und Nächte.
Ein Hund unten am Hafen kläfft die ganze Nacht, das schon seit Wochen. Gestern duschte ich um Mitternacht neben einer schwarzen, mitteljungen, ziemlich kräftig strukturierten Tarantel, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war und mit ihren acht Beinen genau in die Boden- und Mauerkante gepreßt stand. Vorvorgestern, ein absolutes Novum, flog um die Mittagszeit ein nichtperuanischer Militärjet in etwa 1.500 bis 2.000 Metern Höhe von Süden nach Norden über das Kloster. Ich blickte genau in dem Moment nach oben, als er über den Bäumen erschien. Es war ein Amerikaner, eindeutig. Ich schätze die Geschwindigkeit etwa auf 800 km/h. Er schien es eilig zu haben. Im Dorf nimmt die Vögelpopulation weiterhin zu. Beinahe täglich, so dünkt mich, mischen sich neue Stimmen in das aufgeregte Schnirpen, Schnarren, Schnattern und Werben. Zeitweise erinnert es an die Kanarienvogelvolière von Rudi Kayser, die er in früheren Jahren, als Gothlinde noch am Leben war, im offenen Gartenhaus unterhielt.
Der Regen hinterläßt, so scheint es, jeden Tag neue Spuren im vergänglichen Straßenbild. Ein Tag ist denkbar, an dem keines der 500 mir bekannten Gesichter im Dorf mehr am Leben ist. Die Vermüllung des Río Itaya, in welchen die Bevölkerung im Markthafen von Belén seit Jahrzehnten alles entsorgt, wird mit dem rapide steigenden Wasserpegel nunmehr bereits im Puerto Láo, ein paar hundert Meter und eine scharfe Kurve später flußabwärts, sichtbar. Die Peruaner, kein einziger, sehen das alles natürlich absolut nicht. Ich bin mir dessen sicher wie nichts sonst. Ich weiß seit den Müllbeobachtungen seit 18 Jahren, der Weltuntergang geschieht aus reiner bodenloser Dummheit und der damit verbundenen Ignoranz. Vor wenigen Monaten erschoß ein peruanischer Polizist einen Amerikaner mitten in einer Ayahuascazeremonie im Dorf. Beide waren Teilnehmer und hatten die Medizin getrunken, der Polizist zum ersten Mal. Die Zeremonienleiterin fand es nicht der Mühe wert, den Polizisten vor Beginn um das Ablegen seiner Dienstpistole zu bitten. Der Polizist war in Begleitung seiner Gattin. Er verfiel anscheinend in eine massive Paranoia und meinte, der Amerikaner wolle ihm die Frau ausspannen. Doch vielleicht irre ich mich, und er sah nur überall Dämonen. Wie auch immer, der Polzist griff nach seiner Pistole und schoß seinem amerikanischen Sitznachbarn direkt in die Schläfe. Die Überfälle nehmen punktuell zu. Die Bevölkerung bildet Bürgermilizen. Dostojewskis „Dämonen“ stehen auf meiner Literaturliste für 2019. Die heurigen Weihnachten sind nicht umgreifend, sondern eingreifend. Ich schreibe ausgewählte Weihnachtskarten an wenige Ausgewählte. Meine Form der Einlösung persönlicher Ansprache dort, wo es an diesem Festtag nötig ist. Den Rest besorgt sowieso der Herr. Sein Wirken kulminiert, so scheint mir, jedes Jahr stärker. Vielleicht ist es abfallende Angst. Weite im Hintergrund. Phasenweise, wenn ich im Bett liege, weiß ich, der Geist ist ganz nah. Er sitzt direkt auf einer Gartenzaunsprosse in meinem Rücken. Vor mir totales Chaos, hinter mir die Dreifaltigkeit. So könnte auch der Jüngste Tag vonstatten gehen.
Das Urbild
Die Agonie des Sterbens ist niemandem zu nehmen. Das wahre Drama des Lebens durchlebt und erlebt jeder Mensch für sich alleine. Es ist bezeichnend, daß die Teufel in Menschengestalt dem Sterbenden selbst diese Erfahrung stehlen wollen. Die Manipulation, die Verfremdung vom eigenen Sein, nimmt auch am Sterbebett kein Ende. Nur allzu oft. Deshalb ziehen es manche Leute vor, alleine zu sterben, an einem Ort, den sie auswählen. Und sie ziehen es vor, im Triumph zu sterben und nicht als entweste, entpersönlichte Gehirntote. Die Agonie des Sterbens ist der eigentliche Lernprozeß des Lebens. Da im Sterben Zeit still steht, darf von einem Prozeß gesprochen werden. Der Prozeß, so bin ich überzeugt, endet auch mit dem Tod noch nicht. Ich bin sogar ernsthaft der Meinung, daß das Gegenübertreten vor Gott, unserem Schöpfer, ein Dialog und somit ein Prozeß ist. Sterben ist eine Aufblende, die hinüberführt in eine kritische, jenseitige Zone, die dem Antichristen immer verwehrt bleiben wird. Der Antichrist ist ein durch und durch irdisches Geschöpf, das mit dem Himmel absolut nichts zu tun hat. Das ist der eigentliche eschatologische Horizont des Bösen: Das Tier, das sich niemals eigenwillig von seiner Tiergestalt lösen wird können, da es sich zu Urzeiten anders entschieden hat, nämlich zum vermeintlich ewigen Widersatz. Wir Menschen hingegen erleben Erlösung. Wir gehen den vorgezeichneten Weg. Jenen Weg, den uns Christus vorgezeichnet, vorgezeigt hat. Jenen Weg, den er uns versprochen hat.
Christus, der lebendige Mythos, nimmt uns beim Wort, selbst wenn es ein stammelndes Wort ist. Irgendwann stammelt jeder Mensch. Ein Leben kann lang sein. Ein Leben ist immer lang. Ein Leben ist unendlich. Wir werden mit dem Wort geboren. Wir werden auf das Wort hin geboren. Wir werden als Namen geboren. Der Name ist uns von Anbeginn an eingezeichnet. Deshalb, und nur deshalb, sind wir von Anbeginn an Mythos. Etwas, das immer schon in der Ewigkeit wurzelte, weil ewig, seit Anbeginn an, angedacht, verkörpert das Geheimnis der unendlich vielfältigen Absicht, die sich unveränderlich im einzelnen Menschen verkörpert. Der Mythos ist eine Lichterstrahlung. Deshalb wirken Abortionen verhängnisvoll. Alles, was wir tun, hat unbeschreibliche Konsequenzen. Alles, was wir sprechen, wird eines Tages befragt. Alles, was wir zu Lebzeiten sprechen, wird eines Tages befragt. Wort Christi.
Der Mythos ist einzigartig. Nur weil er vor unseren Augen scheinbar verlischt, ist damit keinerlei Beweis erbracht, daß er aufhört zu existieren. Der Antichrist arbeitet genau nach diesem Prinzip. Dieses Prinzip, das er in aller Schärfe handhabt, ist jenes des Nihilismus. Wenn vom Menschen nichts mehr übrig bleibt, wie zum Beispiel von Menschen, die direkt im Nukleus einer Wasserstoffbombenexplosion augenblicklich ionisiert werden, wenn von diesen somit nichts, nicht einmal ein Name, übrig bleibt, meint der Antichrist, er habe die Absicht Gottes ausgelöscht. Genau diese Rede fuhr in Herodes Archelaos, als er von den Weisen aus dem Morgenland von der Geburt des Verheißenen hörte und er daraufhin den Kindermord zu Bethlehem, dessen wir am 28.Dezember gedenken, anbefahl. Lösche ich den Säugling, so dachte er, so lösche ich die gesamte Prophezeiung, und nicht nur das: ich lösche sie sogar ein für alle Mal, denn so dumm wird Gott, dieses Monstrum, das ja gar nicht existiert, nicht sein, daß er mehrere Fehlversuche in Bezug auf seinen eigenen Sohn startet. Ich töte alle Säuglinge Bethlehems, und damit hat es sich. So denken viele. Der türkische Mörder in Ankara denkt so. Laßt uns alle Kurden auslöschen, damit es sich ein für alle Mal hat. Die Chinesen des Politbüros in Beijing denken ebenso im Hinblick auf alle Minderheiten, und und und. Überall auf der Welt wird so gedacht. Komplette Auslöschung löst gewisse Probleme endgültig. Aus gutem Grund wählte Thomas Bernhard für seinen letzten Roman im Jahr seines Todes ausgerechnet diesen Titel: „Auslöschung“. Auslöschung ist ein Modewort. Ebola gehört ausgelöscht so wie die Pest. Die Christen gehören ausgelöscht. Die Schwarzen gehören ausgelöscht. Die Demokraten gehören ausgelöscht. Die Päpste gehören ausgelöscht. Die Juden gehören ausgelöscht. Alle Menschen gehören ausgelöscht. Der Planet gehört ausgelöscht. Das Universum gehört ausgelöscht. Gott gehört ausgelöscht. Und zum Schluß hört jemand eine Stimme: „Du gehörst ausgelöscht.“
Christus wurde nicht ausgelöscht. Licht wird auch nicht ausgelöscht. Nur weil es nicht da ist, ist es nicht ausgelöscht. Nichts und niemand kann Licht auslöschen. Selbst das Nichts kann Licht nicht auslöschen. Der Wille wurde Wort und gilt somit ewig. Das ist der Mythos. Die Tatsache, daß ich so sprechen kann, ist Bestandteil genau dieses Mythos, der untrennbar verwoben bleibt mit der geweihten Nacht, die sich so wie die Heilige Kommunion unaufhörlich erneuert, selbst in einer Million Jahren.
„Eine Million Jahre“ dabei ist fiktives Wort. Blasphemie in ihrem Anfang. Eine Einflüsterung.