Vor etwa 1 1/2 Jahren war ich in Peru, dem vorangegangen ist ein tiefer innerer Wandlungs- und Veränderungsprozess. Dieser Wandlungsprozess machte sich so bemerkbar, dass ich mich überhaupt nicht mehr wohl gefühlt habe an dem Ort wo ich war und innerlich hatte ich ein ‚Rufen‘ das sich nicht klar einordnen liess. An meiner Arbeit bin ich beständig krank geworden, zum Schluss hin bin ich gar ganz ausgefallen und es war mir völlig unerklärlich was geschah. Auch im Alltag fühlte ich mich nicht mehr wohl, war unruhig, kämpfte mit vielen inneren Gemütsschwankungen und ich hatte mehrere Begegnungen mit dem Geist des Todes, innere Erfahrungen, dass ich sterben werde.

…………. und jetzt, heute, geht es mir wieder ähnlich und ich begreife, dass ich den Prozess von damals bis heute nicht abgeschlossen habe. Es ist, wie wenn ich in einer Spirale gefangen bin und immer wieder die gleichen Kreise drehe und das so lange machen werde, bis der Kreis wirklich geschlossen ist und erst dies zur nächsten Ebene führen wird. So greife ich nun zu meinen Notizen die ich mir damals gemacht, reflektiere nochmals meine Reise und die Erkenntnisse die ich gezogen habe und bringe sie in einen Zusammenhang mit dem Heute – und umgekehrt. Leider ist es mir Moment nicht möglich einen Sprung nach Peru zu machen, also geht es darum, dass ich den innerlichen Sprung hier machen kann. Auch habe ich Mutter Ayahuasca nicht zur Verfügung, nicht die Curanderos, kein Dschungelhüttchen in dem ich meine Ruhe und die nötige innere Stille habe. Aber darum geht es wohl auch nicht, in meinem Falle geht es darum, dass ich mein erworbenes und erfahrenes Wissen hier in das tägliche Leben einfüge, umsetze und danach handle.

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29. Januar 2008

Heute Morgen realisiere ich, dass das nächste Jahresfest ansteht und ich nun auch verstehen kann, wieso gerade jetzt das Rufen wieder in mir stärker wird. In der Nacht vom 1. auf den 2. Februar wird LICHTMESS gefeiert, das keltische IMBOLC oder auch das Fest der BRIGID. Dieses liegt genau zwischen Wintersonnwende und der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche.

Im länger werden der Tage, erscheint die Göttin als schöne Lichtjungfrau Brigid – "die vom Strahlenkranz umgebene" – und löst die alte und schwarze Göttin Percht (Frau Holle) ab. Mit ihr steigen die Elementarkräfte und Fruchtbarkeitsgeister aus der Erde und der Bär, der sich aufmacht seine Höhle zu verlassen. Der Bär ist dabei das Symbol für den noch verhüllten und jugendlichen Sonnengott.

Ein schönes und kraftvolles Zeichen für mich und zwei mächtige Kräfte die ich um ihre Unterstützung bitten kann in dieser Zeit: Die Göttin BRIGID, heute im Gewandt der Maria und der machtvolle Bär!

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Damals im 2006, bin ich Mitten im Jahr nach Peru gegangen, es war für mich ein fast magisches Symbol. Einerseits war ich Mitte Juni 40 Jahre alt geworden, anderseits hatte ich das deutliche Gefühl, dass ich in eine zweite Lebenshälfte übergehe. Verpflichtungen aus meiner ersten Ehe erloschen auf Ende des Monats der ersten Jahreshälfte, ich gab meine Wohnung auf die so eng verbunden war mit einem alten Leben und verschenkte fast meinen ganzen Haushalt. Das Wenige und Wesentliche was übrig blieb und ich behalten wollte, konnte ich bei meiner neuen Lebenspartnerin einstellen. Wenn ich zurückkehren würde von meiner Reise – die für drei Monate geplant war – würde ich bei meiner Liebsten einziehen. Auch das Datum und mein Flug war wie eine weitere Bestätigung: Hier in der Schweiz stieg ich am 31. Juni ein und ankommen würde ich am 1. Juli in Peru, ein Wechsel von der ersten zur zweiten Jahreshälfte, eine Reise von einer Welt in eine Andere, ein Übergang von einem Leben zu einem Anderen.

Es gab damals viel aufzulösen und zu erledigen, schlussendlich reichte fast die Zeit nicht für alles. Schwer beladen und nicht ganz ohne Stress, checkte ich dann am Flughafen ein und musste feststellen, dass ich zuviel Gepäck dabei hatte. Dies wäre zu teuer geworden und so blieb uns – meine Liebste brachte mich an den Flughafen – nichts anderes, als nochmals das ganze Gepäck auseinander zu nehmen und neu zu sortieren und mich dabei auf das zu beschränken, was wichtig und nötig schien. Ein klein wenig musste ich dann doch noch drauf zahlen weil ich immer noch zu schwer war, aber das war zahlbar.

Aber heute gesehen, war dies ein Symbol dafür, dass ich wirklich ’schwer‘ aus der Schweiz nach Peru angereist kam. Ich brachte einen äusseren und inneren grossen Rucksack mit und für diesen musste ich zahlen, wie ich schon mein ganzes bisheriges Leben für den inneren Rucksack ‚bezahlt‘ hatte. Dies zeigte sich auch in einem gewissen körperlichen Übergewicht das ich mit rüber brachte, das aber in den ersten Wochen langsam weg schmolz.

Es war für mich das erste mal, dass ich ganz alleine auf eine solch grosse Reise ging und war darum besonders herausgefordert, weil ich ausser ein paar wenigen Brocken Englisch, gar keiner Fremdsprache mächtig bin. Aber der innere Ruf nach Peru, dem Dschungel, nach der Mutter Ayahuasca war so stark, dass dieser Aspekt ziemlich in den Hintergrund rückte. Es war auch wichtig, dass ich alleine ging, denn schlussendlich kann ich immer nur für mich alleine entscheiden und bin vom Leben eingeladen, die volle Verantwortung für mein Denken und Handeln zu übernehmen.

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Wenn ich heute meine damaligen ersten Notizen durchlese, dann könnten sie auch heute geschrieben sein. Obwohl in diesen zwischenzeitlichen 1 1/2 Jahren sehr viel geschehen ist und die Reise nach Peru massgeblich dazu beigetragen hat, dass ich gewisse Dinge angehen und verändern konnte, so sind andere aktive Themen fast unverändert.

Notizen vom 1. und 3. Juli 2006:

"Ich mag das offene Leben hier, ………….. Bei uns in der Schweiz da fühle ich mich eng, unwohl, nicht dazu gehörig. Nur, wo ist mein Platz? Gehöre ich hierher, gehöre ich an einen anderen Ort?"

"Ich bin erfüllt mit Trauer und Schmerz wenn ich an meine Heimat denke, in der ich mich überhaupt nicht wohl fühle. Ich fühle mich beengt in der Schweiz, von unserer Art zu leben, es macht mich krank und unglücklich. Wo jedoch ist mein Platz, was ist mein Platz?"

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Die Reise nach Peru als solches war sehr schön. Ich habe zwar Angst vor dem Fliegen, Höhe liegt mir einfach nicht, und trotzdem genoss ich das Fliegen. Im Flug von der Schweiz nach Amsterdam hatte ich eine innere Vision, in der mir mein Grossvater erschien und mir versicherte, dass alles gut werden würde, was wesentlich zu meiner Beruhigung auf der Reise beigetragen hat. Ausserdem sass rechts vor mir ein buddhistischer Mönch und von ihm ging eine schöne Kraft aus, eine Energie die das Gefühle der BARMHERZIGKEIT in mir auslöste und das so intensiv war, dass ich immer wieder mit den Tränen kämpfen musste. Es war, wie wenn der Buddha und Jesus in ihrer Kraft dort sassen und mir ein Zeichen gaben, was vor mir liegen würde und wohin ich den Fokus setzen sollte.

So verlief denn wirklich auch alles reibungslos auf der Reise und gespannt stieg ich in Iquitos aus dem Flugzeug. Ich war fast schon etwas überfordert, als am Ausgang dann eine Horte von wild gewordener Menschen auf die Ankommenden einriefen und ihre Taxis feil boten. Zum Glück tauchte winkend mein ‚himmlischer‘ Reisebegleiter auf und die Dinge nahmen ihren weiteren spannenden Verlauf. ………. und nun tauchte ich in eine Welt und Kultur ein die mir sehr fremd erschien und doch war ich fasziniert davon von Anfang an. Glaubte ich bisher, dass die Stadt in der ich wohne lärmig ist, dann überzeugte mich Iquitos eines besseren, fand es jedoch äusserst abenteuerlich, mit diesen mir befremdlichen und lärmigen Motorrad-Rikschas durch die Stadt zu ‚brettern‘.

Alles war nun neu, die Stadt, die Fahrt mit dem Boot nach Tamshiyacu, das Dorf, die Menschen, die Art zu leben und erst heute kann ich mir eingestehen, dass ich teilweise etwas überfordert war. Aber ich war willkommen dort, wurde herzlich aufgenommen und ich kann nur hoffen, dass ich in einem nächsten Besuch die Sprache etwas erlernt habe. Ohne diese und die direkte Kommunikation mit den Menschen, geht vieles verloren oder kann nicht stattfinden, was ich schlussendlich vermisst habe. ……………… Nach einer kurzen Angewöhnungszeit im Dorf dann, ging es ab in den Dschungel ins Camp OTORONGO, ich lernte dort die Arbeiter und den Koch kennen und bezog meine kleine Hütte im Dschungel.

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REFLEKTION

* Bis zu Maria-Lichtmess und dem Ritual das ich machen werde, sehe ich meine Aufgabe darin, nochmals darüber zu reflektieren welch inneren und äusseren Rucksack ich mit mir mittrage. Das Gleiche gilt für das innere und äussere Gewicht und was es mir über mich zu erzählen hat.

* Ebenfalls was es braucht, damit ich meinen Platz finde und vor allem einnehme, und was es braucht damit ich den unvollständigen Kreis (ab)schliessen und dann erweitern kann.

* Im weiteren was es in dieser Hinsicht mit dem Aspekt der Barmherzigkeit auf sich hat und den ich nach Peru aus den Augen verloren habe.

(Text mit Bilder unter www.nebelkraehe.ch.vu)

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