„Lucho“ Panduro kennen alle, die bei Don Agustin aufkreuzen, denn er gehoert seit mehr als 10 Jahren zum Inventar der naechtlichen Zeremonien. Ein Wuschelkopf, der immer rechts von der Tuer im Schatten sitzt und der nach den Zeremonien sofort nach Hause zu Frau und 6 Kindern statzt. Agustin stellt ihn stets als den Erstrangigen seiner Helfer vor, sein Neffe. „Lucho“ gehoert zum Inventar der Unauffaelligen, gleichwohl ist er vielen Besuchern bekannt oder bleibt in Erinnerung. Sein Repertoire ist bemerkenswert. Neben den eigenen hoechst komplexen Icaros hat er das medizinische Repertoire seines Meisters zur Gaenze und in relativ kurzer Zeit inhaliert. Lucho ist der Prototyp eines „Wissenden“, den man unterschaetzt, wohl, weil die im Dorf wissen, dass er mit Gewalt und Machismo nichts im Sinn hat, auch wenn versteckte Eifersucht wegen seiner bildhuebschen Gattin seine Schwaeche ist. Dadurch kommt er nicht ins Gerede. Immer noch lebt er in einer ueberaus bescheidenen Huette, die fuer den Besucher nur Kinderstuehle bereithaelt.
Es ist auffaellig, dass Agustin mit ihm waehrend der Zeremonien verschwiegene Fachsimpeleien unterhaelt. Bisweilen singen sie im Duett. Er assistiert dem Meister waehrend der „Operationen“, aktiviert dabei hoerbar seinen „magischen Schleim“, mit dessen Hilfe er das Uebel, das ihm Agustin mit lapidarem Fingerzeig ausweist, „aussaugt“.
Luchos Markenzeichen sind seine Diaeten, denen er sich selbst immer noch jedes Jahr 3 mal unterzieht. Das ist beglaubigt und bezeugt, kein leeres Prahlen. Weiters ist auffaellig, dass er dazu zeitweise den beruechtigsten der „Schwarzen Gilde“ Tamshiyacus einlaedt, mit dem er in jungen Jahren gemeinsam bei Meisterin Adela lernte. Mutlosigkeit kann man unseren „Brujos“ nicht nachsagen. Sie setzen sich partout mit ihren Feinden zu einem Umtrunk zusammen und singen sich gegenseitig etwas vor. Dann halten sie inne und legen, immer noch in Ayahuasca-Mareaci?n, dem Zeitgenossen vor, was sie an ihm soeben wahrgenommen haben. Freilich unter Ausschluss der Oeffentlichkeit. Selbiges tut Lucho in der Diaet. Er nimmt irgendein Gift, z.B. den Huayruru, eine Woche lang, dann zeigt sich, ob der Begleiter auf seiner Hoehe ist.
Lucho ist einer, der den Spruch „Du musst beide Seiten der Medizin kennen, sonst bist du kein Brujo“ ernst nimmt, ohne etwas zu verschweigen. Alleine die Schilderungen seiner Visionen, Pruefungen der Geister, koennen grauenerregend sein. Lucho, wie koennte es anders sein, ist wie viele andere ein Verfechter der starken Medizin, doch ist er imstande, einen Brau nach Wunsch aus dem Hut zu ziehen, einen Goldwurf. Von allen Ayahuasca-Koechen der letzten 15 Jahre hat Luis Panduro mit Sicherheit die groesste Erfahrung. Auf seinem Mist wuchs die Idee, soeben gekaufte Pfeifen in den Hexentopf Yushintaitas zu werfen und muetterlich impraegnieren zu lassen. Man darf gespannt sein, welchen Schabernack er in Zukunft noch fuer uns Unbedarfte bereit haelt.