Das Spinnennetz von Otorongo
Ich werde um 3 Uhr nachts wach und sehe das Spinnennetz vor dem Eingang zu Otorongo, das am Wegesrand hängt, groß und deutlich vor mir, es hat mich gerufen. Schon als ich 2010 das erste Mal diesen Weg entlang ging, war es schon da, aber wesentlich kleiner und jünger.
Ich frage, warum rufst du mich?
A: „Weißt du, alle Menschen, die hier vorbeigehen, können hier vieles abladen, sie sehen mich nicht und wissen deshalb auch nicht, dass sie dies tun können. Wenn du hineingehst, streifst du deine rechte Seite ab, alles, was von draußen auf dich projiziert wurde, bleibt hier in diesen Netz gefangen. Wenn du hinausgehst, ist das deine linke Seite, dein Persönliches wurde gereinigt, alles, was du hier gelehrt bekamst, durch die Reinigung, von der Madre und den Wesenheiten des Dschungels, nimmst du mit, denn auch ich habe hier alles Negative gewandelt. Ich helfe ihnen insgeheim, ihre Sorgen, Nöte, Belastungen, Krankheiten u.v.m. in mein Netz zu stecken. Es ist das Netzt zur Transformation und Klärung der Vergangenheit.
Nun zu dir. Ich bin ja inzwischen, seit du mich das erste Mal sahst, schon 9 Jahre alt. Mein Netz ist inzwischen schon alt und voll gefüllt. Viele Blätter des Dschungels haben sich hier zu Tode gebettet. Ich trage inzwischen eine schwere Last und meine Tage sind gezählt. Wenn der blaue Schmetterling über die Lichtung fliegt, besucht er mich und streift mit seinen zarten magischen Flügeln über mein Netz um meine schwere Last zu erleichtern.“
„Warum erzählst du mir das“, frage ich dich. „Das ist mein Geschenk an dich. Weil du mich respektierst mich ansiehst und in deinem Schritt inne hältst, wenn du auf dem Weg nach Otorongo vorüber gehst.
Ich bin dir am 1.1.2016 um 7.30 Uhr frühmorgens als Tarantel begegnet. Ich war der erste Anblick an diesem Tag für dich, ich habe dich in einen Schock versetzt, du hattest große Furcht vor mir. Ich habe dich gesucht und im Hause von Wolfgang gefunden, ich brauchte einen Verbündeten für dich, der dir später alles erklären konnte, es war Wolfgang. Ich habe das so gewollt, denn nur er konnte dir alles erklären. Ich war dein Omen für dich und habe dich als Geistseele für die kommenden zwei schweren Jahre begleitet. Ab 2016 hattest du eine große lebenswichtige Entscheidung zu fällen. Darauf folgte das Jahr 2018 das zweitschwerste für dich, das umzusetzen was du dir vorgenommen hast, deine gesamte Vergangenheit zu löschen und nur deine Erinnerungen mitzunehmen und im Herzen zu behalten und dich von allem zu trennen. Ich habe dich in dieser schweren Zeit begleitet und deine Entscheidungen mitgetragen. Aber jetzt brauchst du mich nicht mehr, du bist angekommen. Mein Leben habe ich für dich gegeben. Du bist FREI!“
Ich danke dir du große allmächtige Geistseele aus dem Königreich der Tiere, 9 Jahre warst du mein stiller Begleiter und erst jetzt nehme ich dich wahr weil du zu mir sprichst, hättest du doch schon früher getan. Ich verneige mich vor Dir, “ du weise Spinne “
25. Jänner 2019, Bristall
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Ansprache
Spinnenbegegnungen zählen im Kloster von Otorongo zu den denkwürdigen Momenten an ausgewählten Tagen. Gewöhnlich finden sie in idyllischer Stille bei Sonnenschein statt, und natürlich, wie es so Sitte ist, ohne Vorankündigung. Spinnen kündigen sich noch weniger an als Schlangen, weil sie bisweilen auch dort auftauchen können, wo man es nicht vermutet, wie zum Beispiel am Frühstückstisch oder auf der Toilette. Bisweilen auch beim Griff zu einem auf einer Holzstange, einem Holzgestänge aufgehängten Kleidungsstück. Spinnen können sich zudem unsichtbar machen. Schlangen für gewöhnlich nicht. Die Medizin hält Geisterspinnen bereit, Geisterschlangen hingegen nicht. Geisterspinnen beißen mit ihren kräftigen Zangen in den großen Zeh. Das tut zuerst mal weh. Noch am Abort sitzend, beugt man sich im Schock bei heruntergelassener Hose nach vor und begutachtet den Schaden. Eindeutig: Zwei blutunterlaufene Punkte. Zum Glück tritt kein Blut aus. Geistverlassen steckt man die Hand in den Mund und reibt die Wunde mit Speichel ein. Zu Gedanken ist man immer noch nicht fähig. Man erledigt die Sitzung in konformer Weise mit Klopapier und Sägespänen und schreitet hernach die Rampe hinunter von dannen. Der Abt des Anwesens läßt sich bezeichnenderweise nicht blicken und auch sonst ist niemand greifbar. Judith, die Köchin, wird mich nicht verstehen. Außerdem, was soll eine peruanische einfache Frau mit Geisterspinnen am Hut haben. Immerhin war es keine Tarantel, kein tellergroßes Monstrum mit dicken, zotteligen Haaren, die sie wie von einer gespannten, aufgeblähten Gummiballonhaut abschießt. Das hätte noch gefehlt! Später erlangen mich Berichte: Eine Dame wird am Mittagstisch in den Zeigefinger gebissen, mitten aus dem Unsichtbaren heraus. Wieder die zwei blutenden, ominösen Zangenpunkte. Die Frau ist ziemlich genervt. Der Abt, den nichts von seinem Sessel hebt, unterbricht sein Essen und erzählt sogleich eine Schauergeschichte. Die Frau werde nicht ohne Grund von der Geisterspinne verfolgt, so wie ich am Klo mit meiner großen Zehe. Der Mann hat offenkundig wirklich ein Faible für Schauergeschichten. Er berichtet von Selbstmördern, die sich aus Langeweile umbringen. Ein Zwicker einer Geisterspinne, so führt er ungerührt aus, sei unter Umständen eine Vorbeugemaßnahme gegen solche Anwandlungen. Er erzählt von Frauen, die aus Langeweile abtreiben und von Nymphomaninnen, die aus ebensolcher Langerweile in einer einzigen Nacht mit einer Kompanie von Männern schlafen. Fürwahr, ich bin hier am falschen Platz.
Aber, eingestanden sei es, diese Spinnen sind doch seltsame Geschöpfe. Immerhin. Manche sind knochig und riesengroß. Ihr Netz wirkt wie ein klebriges Nylongeflecht, wild gestrickt, scheinbar ohne System. Da hängen sie drin, wie Gevatter Tod, dick und knochig, das Sinnbild unbarmherzigen Todes. Grad wollte ich noch in meinem Bungalow im ersten Stock in der Nachmittagshitze nach meinem Siestaschlaf ins Freie treten, auf den Balkon, da halte ich mich, wie ich mich schon an der Brüstung abstützen will, im letzten Augenblick wie von innerem Todesschreck zurück. Meine Nase steht ein paar Zentimeter vor einem unbeweglich in der Luft lauernden Monstrum. Klebefäden kreuz und quer, einer hängt mir bereits am Arm. Schnell abstreifen! Hoffentlich springt es mich nicht an, dieses Monstrum. Aber nein, das Biest hat die Ruhe weg. Offenkundig weiß der Weberknecht (wieso nenn ich ihn Weberknecht?), daß er sich innert ein paar Stunden, wohl über Nacht, auf meinem Menschenbalkon breit gemacht hat, und ich somit gewisse Vorrechte genieße. Nun gut. Keiner wird mir glauben, was sich da auf meinem Sonnenbalkon tut, also wollen wir das Tier einmal fotographieren. Ich hole mein Masturbationsgerät, doch welch schlechter Scherz, der Knochenmax hat sich dematerialisiert. Ahem. Was soll das heißen?: Dematerialisiert. Wo ist er hin? Hallo! Wo kann er hin sein? Das ist doch ein schlechter Scherz. Und typisch: Keiner hat mich gewarnt! Hier wirst du vor solchen Begegnungen nicht gewarnt. Ganz typisch. Kann es Skorpione am Dach geben, die sich einfach in mein Genick hinunterplumpsen lassen? Dann wäre ich geliefert! Keiner hat mir noch erzählt, wieviele Todesfälle sie in den letzten Jahren gehabt haben. Müssen sie doch gehabt haben. Der Bach dort drüben, so erfrischend er wirkt, ist unheilvoll dunkel. Drüben beim Kohlenhaus lauern die Giftschlangen auf die Kröten, und was sich bei der berühmten Diäthütte schon alles zugetragen hat, will ich gar nicht wissen. Man wird hier über nichts aufgeklärt. Typisch für dieses Land! Alles Feiglinge! Wahrscheinlich lassen sie manche Leichname einfach verschwinden. Zuzutrauen wäre es ihnen! Das hier ist alles verlogen! Sie reden von Gottesbegegnungen. Sogar manche Teilnehmerinnen reden von Gottesbegegnung. Daß ich nicht lache! Ich habe Todesbegegnungen, und das nicht allzu schmal! Vorgestern hat mir jemand bei dem nächtlichen Jahrhundertblitzgewitter einen Eimer Wasser mitten auf mein Bett geschüttet. Im ersten Stock! Wer war das bitte? Doch alle glotzen nur ungläubig. Du machst dich nur lächerlich, wenn du so etwas erzählst. Geisterspinne, Wurzelsepp mit Totschlägerklöppel, der unten am Fundament Rattatta macht, und dann, nur so zum Drüberstreuen, kurz vor Morgengrauen, ein Erdbeben, geräuschlos, eine ganze Minute lang. Also wirklich: Brauch ich das? Was wird hier wirklich gespielt? Kann mir das jemand einmal erklären? Die Leute weinen hier Länge mal Breite. Manche können sich in der Zeremonie ja gar nicht mehr halten. Wer wird mir das glauben? Heftig. Ja, heftig. Aber wenigstens ist das Futter, das sie hier servieren, anständig, und die Spannseile, an denen meine Hängematte hängt, hat noch kein Oppossum durchgenagt. Mal sehen, was die Leute heute alles von vergangener Nacht erzählen. Nein, das glaubt mir keiner!
Eingekesselt!
Die Medizin (welche Medizin? Die Medizin des Lebendigen) inmitten der Natur der Ferne, der Natur des Waldes und des zeitlosen Stromes, läßt die Damen nach und nach die Fassung verlieren. Zuerst die Damen, dann, viel gemächlicher, die Herren. Die Damen, kaum haben sie ihren Fuß in das Areal der gefahrdräuenden Verwunschenheit von Otorongo gesetzt, scharren schnurstracks mit ihren Hufen in der Koppel. Wir trinken Dr.Ojé am ersten Morgen, schon geht’s los. Der Park des Anwesens wird zum Areal gestreckten Galopps. Das nackte Herumlaufen und Umarmen reglos dastehender Bäume, die sich, gemeinerweise, bisweilen als stachelbewehrt erweisen, hilft nicht dermaßen, wie es eigentlich helfen sollte. Die Frau sucht einen handlichen Stamm, keinen Urwaldriesen, an dessen jahrhundertealter Rinde Termitenstraßentunnels in die Höhe führen. Doch niemand versteht sie. Niemand will sie, die Splitternackte, verstehen. Niemand der anwesenden Männer handelt plangemäß nach Cosy-rosa-Panther-Manier. Wozu bin ich hierhergekommen, wenn nicht für höhere Gesundheit? Und höhere Gesundheit fängt doch im Höllenschlund an. Oder etwa nicht? Diese Leute hier, so sagt sich die kampfeslustige, gut bestallte Wikingerin, sind doch alle mit Weichspüler gewaschen! Ich bin einem fundamentalen Irrtum aufgesessen! Ich wollte zu Wilden, und bin in einem Schübel von scheinheilig von nichts wissenden Urintrinkern und Pseudopileptikern gelandet. Doch von meiner Epilepsie wendet jeder dieser Schlappschwänze den Blick ab, und wie sie ihren Blick abwenden – faßt müßte ich sagen: angewidert -, das ist das Allerschlimmste. All diese Männer, so wie sie heiligmäßig tun, wollen ja gar keine Indios sein. Wenn ich mich nicht selbst genieren würde, würde ich es ja hinausposaunen: Wir leben in einem Zeitalter flächendeckender Dekadenz. Man hat diese Männer kastriert! Sehen sie eine nackte Frau, mich, tun sie so, als wäre ich nicht nackt. Irgend etwas läuft hier grundlegend schief. Spreche ich einen Mann abends direkt an, ich wolle heute mit ihm schlafen, laufe ich Gefahr, daß er mir vor lauter Schreck tot umfällt. Ein anderer verweist auf sein Verheiratetsein, der dritte, seine Frau, die totkranke, schlafe geradewegs da drüben, und der Abt, der allerverlogenste von allen, verweist auf seinen Glauben. So machen sie mich fertig, diese Schweinekerle. Doch ich werde mich zu wehren wissen. Laßt euch das gesagt sein. Ich terrorisiere euch mit Briefen. Ich werde mich rächen. Irgendwann werden euch eure berühmten Ehefrauen fragen, Schatzi, von welcher Süßen bekommst du soviele Briefe? Dann ist er geliefert.
Die Einkesselung im freien Feld der Medizin geschieht mit System und Beharrlichkeit. Kälte trifft auf Leidenschaft. Chaos siegt. Chaos und Verzweiflung. Chaos und Verzweiflung treiben uns zurück, zurück in unsere Hütte, zurück in unser Bett, zurück, vielleicht, in unsere Hängematte, zurück auf unseren Sessel. Vielleicht werfen sie uns kurzzeitig auf den Sandboden, doch die neugierigen Küchenschaben treiben uns wieder hoch. Wir greifen zum Nachttopf und beginnen zu husten. Unser Blick wird glasig. Tatsächlich, ich habe einen Feind, eine Feindin, und sie will mir nichts Gutes. Wär hätte das geglaubt! In der Stille der dunklen Nacht, mitten in Ayahuasca, mitten im Tempel, mitten in aufziehender Qual, wird es ernst. Wie lange noch kann ich mir meine Verworfenheit leisten? Was leiste ich mir da überhaupt? Die komplette Narretei…
Medizin zu trinken heißt, Sich bereit Machen. Bereit Sein für das Unerwartete. Ein Angriff kommt immer, jeden Tag. Schaffe ich es, den Angriff umzuformen in einen Anstoß, bin ich beinahe gerettet. Ich beginne zu ahnen. Jemand will etwas von mir. Genau das ist die Rettung.
Die Wut
Die Eintrittskarte in die Welt des Schamanismus erarbeitet man sich selbst. Es genügt der Eintritt in diese Welt, sofern man dies überhaupt will. In der Welt drüben ergibt sich alles Weitere von selbst, das heißt, der Kampf, dem niemand entkommt, kommt von selbst heran und nimmt Gestalt an. Das ist der Weg des Kriegers, den die Kreatur nicht mehr verlassen kann. Ein Kampf nimmt Gestalt an, und danach gibt es nur mehr Scheitern oder die Grenze des Erdenklichen überschreiten. Doch die Eintrittskarte kann sich jeder selbst erarbeiten, diese alphabetisch geordnete Liste der 500 persönlichen Schwächen. Bereits die Darstellung dieser Aufgabe zeigt, wo jemand steht. Bei manchen ist die Gefährdung durch eingefleischte Verfahrenheit dramatisch. Viele Frauen etwa meinen, wenn sie ihrem Guru 12.000,- oder 20.000,- Euro für ein Jahr des Lernens bar in dessen vor Aufregung zitternde Hände drücken, hätten sie die Garantie gewonnen, waschechte Schamaninnen mit Zertifikat werden zu können. Und das tun manche tatsächlich. 12.000,- bis 20.000,- Euro. Soviel ist ihnen der Blick in den Spiegel wert. „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Mächtigste im ganzen Land?“ „Du, Majestät, denn du hast den gottähnlichen Supergroßmeister bereits generös entlohnt. Dafür wird er dich bei passender Gelegenheit sogar ins Bett entführen.“ Diese Frauen verkörpern Hoffart und Eigendünkel. Sie verdammen die Kirche bedenkenlos in Grund und Boden, ohne zu wissen, was Kirche ist. Doch das ist ihnen egal. Was für sie zählt, ist ein Hofstaat an Galanen, die von ihrem Sex Appeal, ihren schweren Medaillons an der Brust und den schwer erworbenen Machtringen an den Fingern fasziniert sind. Für diese Damen zählen Sex, eingebildete Anbetung, eingebildeter Pakt mit der Macht und Exzentrizität in jedem Moment. Widerspruch ahnden sie mit eingebildetem Mord, Gedanken der Verwünschung und, sollte es soweit kommen, mit ausufernder, explodierender, vulgärer Niedertracht. Öffentliche Denunziation als Abfallprodukt sowieso. Diese Damen führen hohe Meinung von sich selbst an der seidenen, perlenbestickten Leine: „Ich bin die Hohepriesterin des Tantra. Ich bin die Hohepriesterin von Mutter Gaia. Ich bin die Hexe Tara, die sich in 10 Tiere zugleich verwandeln kann. Ich bin die Trägerin des Lichts. Ich bin die bittere Rächerin der am Scheiterhaufen Verbrannten. Ich bin die Göttin. Kein Mann hat mir etwas zu sagen.“
Diese Frauen wehren das Ansinnen des Herren, der da vorgibt, in einem katholischen Kloster zu hausen, rundweg ab. Die Argumente kommen wie aus der Pistole geschossen: „Sie sind ein Sadist. Soviele Schwächen gibt es nicht. Ich habe keinen Grund, mich selbst dermaßen zu erniedrigen. Ich lasse mir von Ihnen aber schon überhaupt nichs anschaffen, nur damit Sie es wissen. Was für eine Zumutung! Warum meine Schwächen und nicht meine Stärken? Wozu? Yin und Yang! Haben Sie schon einmal etwas davon gehört, Sie dahergelaufener Verkommener, Sie Kretin? Ich sehe keinerlei Veranlassung, diese Liste anzulegen, und noch weniger, meine Schwächen aufzulösen. Ich bin stolz auf meine Schwächen. Ich bin ich! Und jetzt scheren Sie sich von dannen, bevor ich Ihnen einen Tritt in Ihrem lächerlichen Hintern gebe.“ Manche Frauen sind fähig, dann, wenn es darauf ankommt, eine klare Sprache zu sprechen, und wenn sie dann loslegen, dann wie ein Bulldozer. Macht man eine kurz angedeutete Kung Fu-Bewegung und erstarrt in der Luft, haben sie kurzum das griffbereite nächste Messer in der Hand. Damit wird klar: „Ich bin bereit. Täusche dich nur nicht in mir. Auch ich bin wie Arya Stark fähig, die Männer der Reihe nach mit meinem Stilett aufzuspießen. Und dann gibt es nur mehr ungläubiges Staunen in den Verröchelnden, bevor sie wie ein Stück Holz umplumpsen.“
„Was schert es mich, daß der Dalai Lama diese Aufgabe als Jüngling übertragen bekommen hat? Nicht die Bohne! Ich habe keinerlei Allüren, diesem ungewaschenen Grinser nachzueifern, nur damit Sie es wissen. Und – ich will mich nicht wiederholen, das habe ich nicht nötig – was Schamanismus ist, das bestimme ich, nicht Sie, denn als Frau verfüge ich über mehr Wissen als Sie. Ich bin der Igel und Sie der Hase. Merken Sie sich das! Ich gewinne. Sie fallen tot um, mögen Sie noch so schnell laufen können. Besser also, wir gehen uns aus dem Weg. Trollen Sie sich dorthin, von wo Sie gekommen sind und lassen Sie mich in Ruhe. Ich will Sie nie mehr wieder sehen. Sie sind krank, nur damit Sie es wissen.“
Gewöhnlich, wenn man Glück hat, kommt ein älterer Herr mit einem Zitat aus seiner Sprüchesammlung zu Hilfe. „Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Alles nur Schall und Rauch. Hat sie dir einen Tritt in die Eier gegeben? Das wollte sie gerne, aber dann hat sie sich doch zurückgehalten. Du Armer! Diese Superhexe wirst du nicht mehr los. Besser, du versöhnst dich gleich morgen wieder mit ihr, denn sonst belegt sie dich mit einem Fluch, und du fängst wieder zu husten an. Sei froh, daß du kein Schürzenjäger warst so wie ich. Ich habe tausend Frauen im Genick. Du nur ein Dutzend, wenn überhaupt. So sind halt die Gringos, erst recht jene, die irgendwo ein Kreuz eingesteckt haben. Hast du doch, oder?“