Die Gro?mutter, sanftm?tig ihr Leben lang, ger?t in den letzten Monaten ihres Lebens in Verwirrung, schl?gt um sich, irrt ziellos in den Maisfeldern herum.
Die Jugendlichen, als Au?enseiter behandelt, chancenlos, sich durch Mitarbeit am Gemeinwesen eine Identit?t zu erarbeiten, greifen zur Gewalt. In den Schluchten der steinernen Gef?ngnisbauten der Vorst?dte der „Grande Nation“ beginnt es zu brennen. Wie lange?
Der verwirrte Pfarrgemeinderat, der sein Leben lang mehr sein wollte, als die Entwicklung um ihn ihm zugestand, r?gt den 77-j?hrigen Pfarrer wegen einer Kleinigkeit aufs gr?bste. Dem Geistlichen treten Tr?nen in die Augen, als er davon erz?hlt.
Die im Herzen Reine, die erkennt, wie mit den Sehns?chten der zu neuen Ufern Aufbrechenden Schindluder getrieben wird und alles nur in profane Geldfl?sse einm?ndet. Dieselben Geldfl?sse, die alle Gier wecken und wie ein Sturm ?ber die H?upter der Unbedarften dahinbrausen. Das Goldene Kalb am Fu? des Sinai. Die Guhle, die ihre geifernden Gesichter erheben und in die Welt hinausschreien, Gott ist tot, das Geld ist alles.
Friedrich Nietzsche, der in Turin zusammenbricht und in 10-j?hrige Dunkelheit st?rzt, bis zu seinem Tod. Der Prophet des Antichrist.
Die Nonnen, auf den Schlingpfaden der Droge in Brasilien geopfert, so wie ihre Glaubensschwestern, verloren im tierischen Rassismus Zentralafrikas.
Wir Menschen, die wir um unser Herz bangen d?rfen, nahe am Volk der Ameisen, den herzlosen, in st?ndiger Unrast, bewehrt mit scharfen Kopfzangen, mit denen sie ihre Artgenossen zerrei?en.
Das Kardinalthema des Testaments ist das Heil. Christus am ?lberg, die Nacht durchwachend, bis die H?scher kamen. Immer wieder zog er sich in die Berge und in die W?ste zur?ck. Seine J?nger bittet er, ihn auf den See Genezareth hinauszufahren, in die Stille. Die Menschen, die ihm nachjagen, auf der Suche nach seinen Worten, die einem anderen Wasser entspringen. Er starb f?r unsere Erl?sung, sagt die Kirche, f?r unser Heil. Gl?ubige begreifen das. Doch die Unrast der sich verloren Glaubenden ?bert?nt deren leise Stimme.
In der Welt der Nachrichten existieren die Geschlagenen nur eine Minute, dann verschwinden sie in der Unterhaltung, im Wetterbericht. Wir mutieren zu Maschinenmenschen. Die tragenden Werte kommen uns abhanden. Fern erscheint der Traum menschlicher Solidarit?t. Unf?hig sind wir zum Zusammenleben.
Sind wir es?
Eines der letzten Werke von Thomas Bernhard war die „Ausl?schung“. Seine Radikalisierung, die er zeitlebens betrieb, hat ihn schlu?endlich das Leben gekostet. So wie Ingeborg Bachmann und ihr Lebenszyklus „Todesarten“. Christine Lavant, „Mondgebete“. Das bittere schwarze Wasser der Melancholie. Koryph?en des Wortes, Koryph?en des Geistes. Leuchtfeuer der Heimat.
Wie erhebend ist die Heroine der Freundschaft. Ihre Fackel, mit der sie uns im November vorangeht. „K?mpfe um die Freundschaft! Wachse!“ Und so zollen wir unseren Tribut an das Leben, als Erniedrigte.
„Wer sich erniedrigt, wird erh?ht werden.“ Auch deshalb wusch er den Seinen die F??e, als er Abschied nahm, ganz im Geist.