Trifft man Agustin privat, egal wo, hat man zumeist groesste Probleme mit ihm. Er wandert bei sengender Hitze auf Feldern oder auf dem nunmehr ausgedehnten Terrain seiner Privatschule herum, diktiert den Feldarbeitern, was als naechstes zu machen sei, Teicharbeiter schickt er ins Wasser, um massive Pfloecke auszuhebeln. Sie tun es auf der Stelle, so wie sie gewandet sind. Doch leider legen sie sie an der falschen Stelle ab, die zugespitzten Enden ragen in den Weg hinein, wo er mit dem Motorrad vorbeikommen koennte. Augenblickliche Ratlosigkeit der Arbeiter, die der Geist angesichts der noergelnden Worte des Alten scheinbar verlassen hat. So darf man selbst Hand anlegen. Noch waehrend man sich den Schweiss im Lehmwasser abwaescht, gibt er Erklaerungen zu Feldfruechten, von denen nur ein zartes Gewaechs zu sehen ist. Es folgen ausgedehnte Ausbrueche der Unzufriedenheit ueber das Verhalten der Schueler, die Papier in den Paiche-Teich werfen, die Lehrer sehen das gar nicht. Dann haben es ihm die Blaetter eines Jungbaumes angetan. Er reisst eines ab, kaut eifrig darauf herum und beginnt seinen Spass mit dem unwissenden Begleiter, indem er sich in der Identifizierung vergessen zeigt. Dann blickt er an eine Hangstelle jenseits des Teiches, zeigt mit dem Kinn dorthin, dort sei er geboren, dort stand das Haus seiner Grosseltern, zu denen sich seine schwangere Mutter gefluechtet hatte. Und hier, wo wir stehen, sei er tausend Mal auf seinem Weg zum Feld vorbeigekommen. Als wir dann hinuebergehen, kommen wir an einer Umzaeunung vorbei. Toelpelhaftig fragt der muede, hitzeverdrossene Begleiter, was denn da grossgezogen werde. Medizinpflanzen, ist die kurze Antwort. Man haette nur ein bisschen denken muessen, denn er hatte schon zuvor auf sie hingewiesen. Und was erst Tage spaeter wie ein verspaeteter Blitz nach einem der zahlreichen Wolkenbrueche niederfaehrt: Gerade dort stand die Geburtshuette. Der Garten selbst ist das Monument. Es braucht keiner Bronzestatue mehr, wie man verblendet zum besten gegeben hatte.

Dagegen die Zeremonien: Alle, die mit ihm laenger zu tun haben und ebenso an ihm leiden, lassen sich fallen. Der strenge Zuchtmeister dreht die Daumenschrauben um einen Grad zurueck, ueberlaesst die anstehende Kopfwaesche seiner jahrzehntelangen Begleiterin. Er haelt eine kleine Ansprache, dann tritt er hinter den Altar. Er ruft sie an und heiligt sie. Immer wieder, wenn er die ersten Worte ausspricht – sie kommen stets zum unerwarteten Zeitpunkt, obwohl wir ihm alle an den Lippen haengen -, schrickt man zurueck, allen geht es so, vor allem den Haudegen, ich bin sicher, auch Toni, der oft weint, ohne dass er es selbst merkt. In der Dunkelheit, in der Geborgenheit Yushintaitas lassen wir uns aufsaugen. Der Meister, in Hochform, geniesst wieder den Abend, ein unverbesserlicher Schelm und Hohepriester. Gegen Ende zuendet Lucho wieder die Kerzen an, Agustin macht Rundgaenge, setzt sich zu Wenigen. Sein Gesicht von den Visionen und der Heilarbeit gezeichnet, entrueckt. Das Menschliche, die Namen sind nicht mehr von Belang. Nur mehr die Seelen.

Schreibe einen Kommentar

Weitere Artikel