Eva Zingerle verstarb gestern, Mittwoch, 1 Uhr frueh, in Lima. Sie hatte ein fortgeschrittenes Alter erreicht und mehrere Jahrzehnte ihres abwechslungsreichen Lebens in Peru verbracht. Seit Jahren bekleidete sie die unentgeltliche Position einer Honorarkonsulin fuer Oesterreich und lebte bescheiden in einem geschmackvollen Haus direkt an der Eingangsschranke zum Flughafenterrain von Iquitos. Die Besucher, die sie kannten, werden sich an ihre Papageien, die Hunde und ihren ueberquellenden Anekdotenschatz erinnern, der den Aufenthalt bei ihr nie langweilig machte. Wenn man ihren Schilderungen lauschte und das Wesen ihrer Ausstrahlung zu wuerdigen vermochte, stieg der Eindruck auf, sie habe bereits ihre Existenz transzendiert, ohne davon Aufhebens zu machen. Seit gut 3 Jahren rechnete sie mit ihrem Ableben, doch war sie bis zuletzt trotz zeitweise erheblicher Einschraenkungen hellwach und froehlich.
Dieses verschmitzte Laecheln war ihr Markenzeichen.
In den letzten Wochen schlug sie zweimal mit selbstgemachtem Apfelstrudel zu. „Casa Austria“ war vielen Taxifahrern eine bekannte Adresse, sie selbst wegen ihres resoluten Auftretens im wimmelnden Bel?n respektiert. Noch im vergangenen September nahm sie an den Feierlichkeiten zum 123.Gruendungstag von Tamshiyacu auf Einladung des Buergermeisters und Don Agustins teil.
Die Nachricht, die uns gestern abend per Radio erreichte, laesst alle, die sie kannten, betroffen zurueck.
Eva Zingerle wird in ein paar Stunden in Iquitos begraben. Ihr Geist aber, der wache, wird wandern, ueber dem Blaetterdach unserer Selva und dem Rauschen des ewigen Stroms.
Leb wohl, Eva! Danke fuer alles!