„Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Gott“, sagte der Hl.Augustinus nach langen Jahren der Suche nach dem wahren Glueck. Nach einer Predigt des Hl.Ambrosius fand er Christus und in Ihm nahm diese Suche ein Ende. Aehnlich erging es der Hl.Edith Stein. Nach dem Lesen der Selbstbiographie der Hl.Theresa von Avila schlug sie das Buch zu und rief aus: „Das ist die Wahrheit!“ Sie sagte ueber ihr Leben: „Meine Suche nach der Wahrheit war ein einziges Gebet!“

Johannes Paul II sagte zu den Jugendlichen: „Die Wahrheit ist eine Person uns sie hat einen Namen: Jesus Christus.

Um nun auf die Sehnsucht des Menschen nach dieser Wahrheit eine Antwort zu geben, moechte ich in wenigen Saetzen die Lehre der Hl.Theresa von Avila darlegen.

Theresa verwendet den Begriff des „Inneren Gebetes“. Sie vergleicht diese Art des Gebetes mit einer Reise in das Innere der Seele, in eine innere Burg, in deren Zentrum der Braeutigam, Christus, wohnt. Jeder traegt in sich einen Palast mit vielen Wohnungen, und es bedarf der festen Entschlossenheit und der Ausdauer im taeglichen Gebet, damit der Braeutigam die Tuer oeffnet. Theresa brauchte 20 Jahre, bis sie ihr geteiltes Herz ganz Gott schenkte und sie ihn auf den ersten Platz in ihrem Leben stellte. Ab dann ging ihr geistlicher Weg steil bergauf, und sie wurde die beruehmteste Lehrmeisterin der Innerlichkeit.

Was ist das Ziel? Es geht um die Vereinigung unserer Seele mit Gott. Er moechte sich uns ganz schenken. Diese Auslieferung an Gott bedarf einer Grundhaltung: der Demut. Je mehr sich der Mensch seine Schwaechen und seine Armut eingesteht und sie Gott zeigt, umso mehr wird gerade diese Armut der Ort, wo diese Liebesbegegnung stattfindet und Er alles mit dem Feuer Seiner goettlichen Liebe verbrennt. „Haette ich die Verbrechen der ganzen Welt begangen, behielte ich immer noch dasselbe Vertrauen, denn ich weiss gut, dass diese grosse Zahl an Vergehen ein Wassertropfen sind in seiner Feuersglut!“, sagte die Kleine Therese von Lisieux, die eine wahre, geistliche Tochter von Theresa von Avila war. Gott ist Liebe und Sein Vaterherz sieht, dass wir nur Staub sind. Seine Barmherzigkeit will uns bekleiden mit dem Gewand der Wuerde der Kinder Gottes.

Eine wichtige Haltung im inneren Gebet ist also, alles Gott zu uebergeben: Freude, Leiden und auch den noch so kleinsten Schmerz, und Jesus will alles in die Freude seiner Auferstehung verwandeln. Es geht um eine Verklaerung unserer irdischen Bedingung, um ein Ergriffensein vom Heiligen Geist, so wie Jesus am Berg Tabor: Sein Gewand wurde strahlend weiss.

Wenn dieser Schritt zu Beginn des inneren Gebetes nicht gemacht wird, bleibt man an der Oberflaeche. Ist nicht Jesus der goettliche Arzt, der alle Krankheiten heilen kann? Durch Seine Wunden sind wir geheilt. Jede unserer Krankheiten und Leiden hat Jesus in Seiner Passion durchlitten und mit uns geteilt. Nichts ist ihm fremd oder unangenehm. Seine Ordination ist immer geoeffnet. Das Gebet ist also ein vertrautes Gespraech mit einem lieben Freund, und dieser Freund ist auferstanden. Er ist immer bei uns bis ans Ende der Welt und noch mehr: Er wohnt in unserer Seele im innersten Raum, den niemand ausser Er und wir betreten koennen, weil er Gott gehoert. Nicht einmal der Daemon hat Zugang zur innersten Wohnung. Der Weg besteht also jetzt darin, alle „Feinde“, die um die Burg herumschleichen und den Menschen behindern wollen, zu dieser Begegnung mit dem Geliebten zu gelangen, ausser Kraft zu setzen. Wer sind nun diese Feinde?

Es sind zunaechst unsere Gedanken. Der schwierigste Weg ist der vom Kopf zum Herz. Nicht das Nachdenken UEBER ETWAS ist wichtig, sondern das Denken AN JEMAND, der da ist und uns erwartet. Nun ist Jesus entweder aeusserlich gegenwaertig oder/und innerlich. Um in seine Gegenwart zu kommen, kann eine Ikone hilfreich sein, wie wir sie aus der Ostkirche kennen, oder ein Kreuz oder eine Statue. Sie sind Zeichen einer unsichtbaren Wirklichkeit. Wir beten diese Gegenstaende nicht an, aber sie sind eine Bruecke, eine Hilfe. „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“

Nachdem das Herz entleert wurde von allen Sorgen und Leiden, sollte man sich angewoehnen, Jesus zu betrachten in seinem Menschsein. Dazu kann die Bibel hilfreich sein. Manchmal ist es gut, bei ihm als Kind zu bleiben oder Ihn anzuschauen, wie er geheilt und gepredigt hat, oder auch sein Leiden, seine Auferstehung. Und dann schauen Sie nur in seine Augen. Lassen Sie Seinen Blick auf Ihnen ruhen. Es ist der Blick der Liebe, des Erkennens, der Ermutigung. „Ich schaue Ihn an, und Er schaut mich an“, so formulierte jemand seine Art, das innere Gebet zu pflegen.

Wenn sich in diese Begegnung stoerende Gedanken einmischen, empfangen wir sie im Frieden und kehren wir zu Gott zurueck. Theresa empfiehlt, die Zerstreuungen zum Gebet zu machen, das heisst, mit Jesus darueber zu sprechen. Aber die Sorgen sollten zum Schweigen kommen, und die Liebe sollte Platz bekommen. Viel zu lieben, das waere das Ziel, – und sich lieben zu lassen. Und dann, nach diesen kostbaren Augenblicken des Gebetes, schreiten wir zu Werken der Liebe. In der Welt ist es kalt geworden, weil die Liebe in den Herzen erloschen ist. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt.

Ich moechte mit einer Botschaft der Muttergottes in Medjugorje vom 3.Juli 1986 schliessen: „Liebe Kinder“ Heute lade ich euch alle zum Gebet ein. Ohne Gebet, liebe Kinder, koennt ihr weder Gott noch mich fuehlen noch die Gnaden, die ich euch gebe. Deshalb rufe ich euch auf, dass ihr den Tag immer mit Gebet beginnt und mit Gebet beendet. Liebe Kinder, ich moechte euch von Tag zu Tag mehr ins Gebet fuehren. Ihr koennt aber nicht wachsen, weil ihr nicht wollt. Ich lade euch ein, liebe Kinder, dem Gebet den ersten Platz zu geben. Danke, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid.“

Sr.Benedicta de la Cruz,

Haus St.Joseph, Medjugorje,

Bosnien-Herzegowina

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