Jenseits der Zeit und meiner selbst
Meine Reise beginnt Anfang Februar. Ich wusste, es wird schwierig werden, denn es zeichnete sich schon im Dezember davor ab, indem ich 3 Wochen gezwungenermaßen in das Klinikum gehen musste. Meine Fußsohlen hatten sich verfärbt. Meine Tochter bat Dr. Himmelbauer, er möge mir helfen, denn ich sei psychisch am Ende. Der Durchcheck brachte keine Ergebnisse, ich war gesund. So kam ich 14 Tage vor Abflug nach Hause. Nach einer Woche hatte ich was Neues, ich konnte nicht mehr am rechten Bein auftreten. Die Schmerzen waren übermächtig. Aussage des Arztes: wahrscheinlich eine Thrombose. Auch die wurde nach der Untersuchung ausgeschlossen. Stetig in Verbindung mit Wolfgang, der natürlich schon seine eigene Diagnose gestellt hatte. Was ist es, das mich abhalten möchte, meine Reise nach Peru abzusagen. So flog ich also allem zum Trotz mit der Unterstützung von Wolfgang nach Peru, in mein geliebtes Otorongo in das Herz des Dschungels, ich wusste, nur dort kann ich Heil werden. Wolfgang hatte alles mobilisiert und vorbereitet, ich wurde in den Dschungel getragen, denn Gehen war nicht möglich. Ich bezog meine eigene Hütte, die ich seit 2017 besitze. Schon beim ersten Gespräch am Abend höre ich, dass ich vielen Menschen, die ich mag, Vertrauens Vorschuss gebe und mich diese Menschen nach einiger Zeit enttäuschen, damit lebte ich. Ich bin der Toröffner für sie und mit nichtigen Worten oder Streit möchten sie mich verletzen. Stimmt, das kann ich alles nachvollziehen, es bereitet mir körperliche Schmerzen.
Es ist später Abend, und ich gehe mit der Taschenlampe durch die Nacht in meine Hütte. Als ich durch die Tür trete, fällt ein Tropfen Wasser auf mich, etwas fliegt vor mir her. Ich leuchte, ein großer grüner Grashüpfer setzt sich auf mein Moskitonetz. Der Waldgeist Chullachaqui hat mir als Begrüßung seinen Abgesandten geschickt. Eine liebe Geste des Willkommenseins. Um 2 Uhr nachts werde ich wach, das Käuzchen ruft rechts vom Tempel her und singt sein nächtliches Lied. Ich freue mich über diese Begrüßung. Danach eine fremde Vogelstimme klagend und laut, ich konnte mich erinnern, im ersten Jahr 2010 hörte ich diese Stimme schon einmal. Es war der „Aymama“. Die Legende besagt, dass dies Geschwister waren, die von ihrer Mutter wegen des neuen Liebhabers ausgesetzt wurden. Eine barmherzige Fee verwandelte sie, um ihnen den Schmerz zu lindern, in einen Vogel. Die Geschwister klagen seitdem: „Ay Mama!“. Was bedeutet es, dass dieser Vogel nach 10 Jahren zurückkehrt und jetzt sein Lied anstimmt, gerade wo ich da bin. Seltsam. Es könnte in unsere Zeit passen, wo auf ihrer langen Reise viele unschuldige Kinder ihre Mutter auf den Weg in die sogenannte Freiheit verlieren. Welch ein Trauma.
Am nächsten Tag sagt mir Wolfgang, dass dieses Käuzchen eine große Heilerin ist und diese mich lange begleiten wird. Ich solle ihr vertrauen, sie wird meine Gesundheit überwachen. Seltsamer Weise ist am vierten Tag mein Bein geheilt, ich konnte wieder normal gehen und ich hatte keinerlei Schmerzen. Also auch kein Muskelfaserriss.
Mein Leben wird von Kind an beleuchtet. Wolfgang klemmt sich dahinter, mein Leben völlig zu durchleuchten. Dazu muss gesagt sein, das dies nur funktionieren kann, mit absoluten Vertrauen ihm alles zu erzählen, sich bedingungslos zu öffnen und die absolute Wahrheit zu sprechen. Abgesehen davon würde Wolfgang das sofort durchschauen, wenn es eine Lüge wäre. So beginnt die Rekapitulation meines Lebens, von Kind an.
Viele solcher Tage mit Gesprächen vergehen, äußerst schmerzhaft, es vergeht kein Tag an dem nicht Tränen fließen.
Heute Nacht träume ich von violetten Früchten. Lila Tomaten, Zwetschken, die angelaufen sind, von überdimensionalen riesigen lila Pflaumen, die keine sind, riesigen Weintrauben. Wolfgang sagt, das ist ein Hinweis von Pflanzengeistern, diese Früchte zu essen!
Ich erzähle von Amsterdam. Ich saß auf einer Wartezone T3 und da sah ich das Wolfgang im schnellen Schritt mit einer schwarzen Aktentasche vorbeigehen. Wie war es möglich, daß ich ihn sehe. Er ist doch bei seiner Familie. Angezogen mit seiner weißen Hose, braune Rauhleder Jacke und seiner weißen Windel am Kopf, seinen braunen englischen Schuhen, geht er im schnellen Schritt zu einem Gate, seltsam. Man muss dazu sagen, daß sein Vater heute verstorben ist. Ich weiß, er war bei seinem Vater, zu dieser Zeit wo er dort war, war der Vater noch in der Sonntagsmesse, Wolfgang nahm Abschied.
Heute ist unsere erste Ayahuasca Zeremonie. Nun gut, ich habe bereits sehr viele Zeremonien in 10 Jahren hinter mir, aber immer aufs Neue ist es eine Herausforderung zu trinken. Bevor es los geht ziehe ich mich um, da sitzt im Schatten der Kerze eine riesige Spinne, Gänsehaut, die mich erschauern lässt. Ich hole Leonidas zu Hilfe. Danach sitzen wir alle im Tempel, die Medizin haben wir bereits getrunken und warten, was die Nacht uns bringen wird. Ich weine und immerzu sage ich „Fürchterlich!“ Ich bin in einem Theater und sehe an die 100 Menschen, es ist wohl mein eigenes Theater, das ich hier erlebe von den Menschen, die mein Vertrauen missbraucht hatten. Deshalb war alles fürchterlich zu erkennen, wie enttäuscht sie mich haben. Mein körperlicher Schmerz.
Der Meister kommt in der Finsternis der Nacht und sagt: “ Unkraut verdirbt nicht!“, streicht mir über den Kopf und bläst mich mit Mapacho ab, oh welch ein Trost in dieser dunklen Nacht. Die Zeremonie ist zu Ende und Evi schleppt mich in meine Hütte. Ich bin dankbar dafür.
Am nächsten Morgen bin ich abwesend und nachdenklich, und ich bin in einem meditativen Zustand. Zur Besprechung sagt Wolfgang vieles über mich, das ich nicht wiedergeben möchte, aber auch, dass ich so nicht weitermachen kann. Ich habe noch immer die Trombo Ass Tabletten, die bei jedem Kratzen tiefblaue Flecken hinterlässt. Ich muss Nein sagen zu den Ärzten, die mich in ihren Fängen hatten, sonst geht das immer so weiter, meine Angst steht in meinem Gesicht geschrieben. Also ich muss entscheiden, was ich will. Ich werde sie absetzen. Mein Entschluss steht fest.
Wolfgang und ich sitzen alleine bei Tisch, da läßt mein Seelenführer einen kryptischen Satz los.
„Die kommenden 24 Stunden werden die entscheidensten deines Lebens sein!“
Wolfgang sagt: Ich werde im Traum eine Aufgabe erhalten, die ich auch im Traum lösen werde. Die wahre Meisterschaft! Eine magische Aufgabe – reizvoll.
Er selbst wird mir diese Aufgabe im Traum übertragen!
Ich frage, warum vergesse ich viel, was gesprochen wird. Wolfgang sagt: du speicherst alles, was ich sage, in deinem Körper an bestimmten Körperstellen ab, wie bei Florinda Donner Grau. Eines Tages, wenn die Zeit reif ist, wird alles da sein, was du brauchst.
Jede Nacht ist das Käuzchen da. Es ruft zu unterschiedlichen Zeiten, und meist schlafe ich zu seinem Ruf ein, wirklich magisch. Heute haben wir einen Abend für uns. Wolfgang geht ins Dorf. Brigitta, erzähle uns von dir, bittet mich die Gruppe! Ich weiß viel zu erzählen wenn ich schon das zehnte Jahr hierher komme. Ich erzähle von den Diäten und einigen Vorkommnissen, und plötzlich hinter uns, aus den Dschungel, ein Pfeifen, laut und schrill, sodaß wir erschrocken die Luft anhalten, still sitzen und gleich ein zweiter Pfiff, die Gänsehaut steigt uns allen hoch, auch den Männern. Seltsam: war das? Es ist ca. 19 Uhr, wir sitzen im Kerzenschein. Gerade jetzt, wo ich erzähle? Lange Stille, bis ich sage, Lutz bitte hinten ist das Tor offen, bitte schließe es. Er ist ein großer starker Mann, aber trotzdem zögert er kurz. Wir rätseln, was das wohl war, jedenfalls nicht menschlich, da sind wir uns einig. Jeder geht mit Grummeln danach im Bauch in seine Hütte. Es ist schon sehr gespenstisch anzusehen, wie die Lichter der Taschenlampen durch die Nacht wandern, jede in eine andere Richtung. Am nächsten Morgen kommt Wolfgang, wir erzählen ihm, was am Abend geschehen ist, und er sagt: das war ein Tunshi, ein Untoter, in Otorongo ist das oft der letzte Zufluchtsort. Das waren Menschen, die ohne Vorwarnung zu Tode kamen, oder Menschen, die hier eine lange Zeit verbracht haben. Keine Sorge. Die letzte Zeremonie wird abgehalten, ich entschließe mich, nicht dabei zu sein, denn ich bleibe noch und da werden noch viele folgen. Als ich zu Bett will, sehe ich immer gewohnheitsmäßig im Bett nach, ob da alles sauber ist, alles OK. Mach die Kerzen aus und leuchte nochmal innen alles aus,. Ich traue meinen Augen nicht: das gibt es nicht! Da sitzen doch am Fußende innen am Moskitonetz ein Frosch und eine Kakerlake, wie kann das sein? frage ich mich. Also, ich hebe das Netz und bitte den Frosch und die Kakerlake zu gehen, hier schlafe ich und sonst niemand. Der Herr des Waldes hat sie mir wieder geschickt, er stellt meine Angst auf eine harte Probe.
Ich schlafe und irgendwann vor Mitternacht höre ich leise Musik auf meinem Balkon, ein liebevoller leiser Gesang eines Schlafliedes zart und fein, ich lag wohl in tiefer Trance, denn der Sänger hat leise meine Tür geöffnet und bat die Pflanzengeister einzutreten, ich träumte auch von Pflanzen. Es war einfach wunderschön und magisch.
Wolfgang erzählte am Morgen davon und bestätigte meine Trance, zugleich sagt er. Der Frosch ist ein Glückssymbol von der ganzen Welt, was zetterst du und hast Angst, eine gestandene Hexe fürchtet sich nicht.
Es ist Ende Februar und die kleine Gruppe nimmt Abschied von diesem kleinen Paradies. Ich und Helmut, der noch eine Woche da ist, bleiben alleine zurück. Wolfgang geht mit der kleinen Gruppe ins Dorf und nach Iquitos. Meine Heimreise ist für Anfang April geplant.
Als Wolfgang wiederkommt richtet er mir Grüße von Diana aus, die sich bei mir bedankt für meinen Gleichmut, welch eine wunderbare Frau. Meist haben die Frauen mit mir ein Problem, warum auch immer, sie erkannte mein wahres Sein, so wie auch Evi. Es bleibt noch eine Abschiedszeremonie mit Helmut, die heute stattfindet. Es wird eine leichte Traummedizin ausgeschenkt, dezente Musik. Gegen Ende bittet mich der Meister nach vorne zum Altar, da werde ich meist mit Sie angesprochen, denn da spricht die Madre aus Wolfgangs Mund. Er beginnt mich zu durchleuchten, Kopf, Nacken Wirbelsäule, Herz, jetzt verstehe ich, murmelt Wolfgang. Keine Sorge, das bringen wir wieder ins Gleichgewicht. Sie können ins Bett gehen. Ich bedanke mich und torkle im Schein der Taschenlampe in meine Hütte. Nach 2 Tagen nimmt Helmut Abschied.
Wir besprechen, was ich in der verbleibenden Zeit nutzbringend machen soll. Ich will vorankommen, mein Leben soll endlich frei sein, das ist meine Intension seit 10 Jahren. Eine Pflanzendiät welche soll es sein? Wolfgang sagt, „Bete!“
Ich bete zur Madre und dem Waldgeist, sie mögen mir bei der Entscheidung helfen. Ich höre dann im Schlaf „der Lichtbaum “. Bei der Besprechung am Morgen erzähle ich davon, es soll der Windbaum sein? Wie, was? Ich hörte doch deutlich: der Lichtbaum, seltsam, warum sage ich der Windbaum. Hinter diesem Versprecher, sagt Wolfgang, steht der Heilige Geist. Du wirst den Windbaum, den Huayra Caspi, diätieren, er wird deine Gedanken ordnen, du kommst zur Ruhe, 3 Wochen strenge Diät. 1 x in der Woche, jeden Freitag die Pflanze trinken mit Gebet und Anrufung in der Morgenstunde. Um 10 und 16 Uhr essen, nur Kartoffeln und Reis, Gemüse, vegetarischer Fisch der selbst nur von Algen lebt und Tee. Kein Zucker, Salz, Öl, oder Gewürze, nichts. So wenig wie möglich sprechen. Bei deiner Hütte bleiben, keinen Kontakt mit dem Personal, Lucy wird dir das Essen bringen und dich zum Gespräch zu mir holen, wenn niemand mehr da ist. Es werden sich verborgene Erinnerungen einstellen, die du brauchst für die Rekapitulation und Aufarbeitung deines Lebens, so sagt mein Seelendoktor. Die Nacht bricht an und wir gehen. Ich lese, danach Kerze aus. Am Dach wieder Lärm. Ich bitte den Herrn des Waldes, mich nicht immer so zu erschrecken, es knackt und Früchte werden zu Wurfgeschoßen. Ich beginne zu träumen. Am Morgen erzählt Wolfgang, er träumte von meinem verstorbenen Mann,… ich seltsamer Weise auch. Wolfgang stellte ihm viele Fragen, die ich hier nicht wiedergeben werde. Es stellt sich heraus, daß mein Thema meine Ehe und meine Kindheit ist, das in dieser Diät einer Aufarbeitung bedarf. Mein Umfeld macht mich krank. Die angeblichen Bekanntschaften von Frauen die sich als Freundinnen deklarieren, benutzten mich und entwickeln neidisches Verhalten. Frühmorgens, meist um 6 Uhr, beginnt der Tag, mir geht einiges durch den Kopf. Gehe zum Teich Baden. Als ich beim Frühstück sitze, fragt Wolfgang aus heiterem Himmel nach meinem Befinden? „Wie du weißt“, antworte ich ihm, „kam ich ja auch mit Ohrenschmerzen am linken Ohr, jetzt bin ich 4 Wochen da und noch immer keine Besserung.“ Seine Antwort sehr einfach: „Du hast Leute um dich, die dir die Ohren vollsudern, alle weg damit!“ Er zählte alle auf, die da so in Frage kommen. Was soll ich sagen, mir wurde in dem Augenblick vieles bewusst, wer bleibt übrig? Niemand, meine Familie. „Du hast mich und Ayahuasca“, spricht Wolfgang weiter, „du musst nur ans Ufer, du siehst es bereits, aber du brauchst einen Weg um ans Ufer zu steigen. Ich habe dich in der Zeremonie 5x gerufen, doch du schliefst tief und fest. Du hast verborgene Qualitäten, die man nicht übersehen und wegdenken darf. Bald die Diät beginnen, heute ist Dienstag am besten am Freitag und 3 Wochen lang. Du versprichst das! Der Windbaum hilft dir deine Gedanken zu ordnen. Was kann passieren? mMsive Albträume, die du aushalten musst. Der Herr des Waldes kann kommen, fürchte dich nicht und lasse alles zu. Du hast jetzt hier die Möglichkeit dazu, du hast mich und die Medizin. Du brauchst zu Hause gute Gesprächspartner. Deine Beschwerden sind alle psychisch!“ Er geht schlafen kommt jedoch nach ein paar Minuten wiederund kommt nochmal und sagt: „Du wirst nie von mir Gegenteiliges zu dir hören“ Danke sage ich. Du machst 3 Wochen Diät mit dem Windbaum, Essen 2x am Tag in deinem Haus, Baden, Lesen, Schreiben erlaubt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, wir brauchen einen Durchbruch. Es wird eine Krise geben. Er gibt Anweisungen weiter an die Köchin und Luis, den Vorarbeiter. Er geht heim. Ich gehe in meine Hütte, draußen ist es laut, das Dach ächzt und stöhnt, es wackelt und es schnauben und pfeifen die Tiere, ich habe keine Angst ich bin sicher, die Pflanzenwesen passen auf mich auf.
Ich stehe sehr früh auf. Ich möchte ein neues Gedankenbild und hoffe, der Windbaum hilft mir dabei. Ich liege in der Hängematte und lasse so meine Gedanken ziehen. Langsam wird es Abend, wie jeden Tag ab ca. 5 Uhr wird der Tagesrythmus etwas stiller, die Vögel ziehen sich zurück, jene, die tagsüber ihre fröhlichen Melodien zwitscherten. Der Kolibri kommt zu meinem Balkon, er wohnt in einem Blütenbaum vor dem Haus. Er zieht seine Runden. Später ab ca. 6 kommen die Nachtvögel. Ihr Zwitschern ist nicht mehr so fröhlich wie am Tag, sondern etwas melancholischer. Bald ist es ganz finster, ich liege im Bett und dann kommen die Tiere, sie rücken mir immer näher. Am Balkon wird hin und her galoppiert, gelaufen geschnaubt. Heute kommt ein Gewitter, es grummelt und blitzt. Die Gewitter sind sehr laut, anders wie in Europa. Es kracht ordentlich und der Regen lässt meine Hütte vibrieren. Am Dach wird hin und her gelaufen und gesprungen. Es klopft an der Tür, am Balkon rattert ein Stock über den Boden. Wie immer überlebe ich alles und schlafe endlich ein. Ich übe mich im Gleichmut.
Wolfgang kommt heute am Donnerstag wieder aus dem Dorf. Nach dem Mittagessen ein Gespräch. Heute steht meine Ehe auf dem Prüfstand, viele persönliche Erfahrungen werden durchleuchtet, vieles kommt an den Tag. Der Ablauf der Diät noch einmal besprochen. Der Windbaum ist anspruchsvoll, du trinkst im Wochenabstand, es werden sich drei Pflanzengeister um dich kümmern, die Madre, der Herr des Waldes und der Herr des Windes. Albträume kommen über den Waldgeist. Ich verstehe diese über Ayahuasca.
Phasen :
- Wut und Zorn
- Traurigkeit und Niedergeschlagenheit,
- Leere und Antriebslosigkeit,
- Verstehen und Erkennen,
- Wandern und Arbeiten!
Heute Abend ist die letzte Zeremonie, vor meiner Diät. Ich trinke, was eingeschenkt wird, und das war nicht wenig. Ich weiß, heute gibt es Geschrei, und das ist bei dieser Menge nicht verwunderlich. Wut und Zorn bauen sich auf. Ich will das alles in meinem Leben nicht mehr, ich zettere und grummle herum, ich bitte Gott um Hilfe. Die Zeremonie geht nach fast 3 Stunden zu Ende. Wolfgang segnet mich mit Aqua Florinda. Er bringt mich in meine Hütte, ich bin kaum gehfähig. Ich spüre hinter mir noch jemand mitgehen. Als ich im Bett bin, spüre ich jemand hat sich auf den Balkon gelegt, mein Beschützer? Ich bin noch lange wach, der Prozess geht noch weiter, das Käuzchen singt und pfeift so wie jeden Abend.
Heute ist Freitag, es ist mein Beginn der Diät, es ist der letzte Tag im Februar der 29. Auch ein magisches Datum. Wolfgang holt mich ab mit feiner leiser Musik seiner Maultrommel. Er wünscht mir, daß meine Diät etwas Besonderes wird und ich keine Angst haben muss. Ich komme nach zum Teich. Da steht der Becher. Zuerst bitte in den Teich baden, es ist ein Ritual. Danach Übergabe des Bechers. Wolfgang betet zur Morgengöttin Aurora und erbittet für meine Diät, daß sie erfolgreich sein möge, ich spreche nach. Die Diät ist mit dem Gebet feierlich eröffnet. Ich trinke. Das Getränk ist geschmacklos. Mein Rücken wird eingecremt mit einer besonderen Creme. So, jetzt geh ins Bett und schlafe dich aus, sagt mein Diätmeister. Noch einige wichtige Worte. Das Tor wird verschlossen. Du bist bis Montag früh, wo die Arbeiter kommen, alleine hier, drei Nächte, sagt Wolfgang. Das Essen steht vorgekocht am Herd. Er lacht verschmitzt, du hast es wohl vergessen, ich fliege 8 Tage nach Lima zu meiner Familie. Ja, das hatte ich völlig ausgeblendet. Wir verabschieden uns und er geht. Ich bleibe alleine in Otorongo zurück.
Der Frosch
Der Regenfrosch tanzt um die Casa der Hexe und plappert drauf los,
hier sei er der Herr in dieser Hütte.
Ganz leise spricht die Hexe: „Das kann nicht sein,
hier gehe ich seit vielen Jahren aus und ein!
Bist du der Frosch, der hier saß in meinem Bett?“
Oh Ja, der bin ich!
Du hast mich erlöst, du gabst mir die Freiheit,
so konnte ich gehen zu meiner Frau, die da wartet im Regen auf mich.
Ich danke dir, du gottgefällige Hexe,
tanz weiter im Regen, dann wird etwas gescheh´n, du wirst schon seh´n.
Ich gehe nun Schlafen in meinen Schlamm,
der Regen vorbei, der Morgen ganz nah.
Ich besuche dich wieder ganz gewiss,
Ich vergesse dich nicht!
Zur Mittagszeit stehe ich auf und gehe in die Küche. Die Hühner laufen glücklich umher, die Enten schnattern. Die Katze Ewa, die schwanger ist, streicht mir um die Beine. Der Tag ist melancholisch, ich bin traurig und mir ist zum Weinen. Ich frage mich, warum mache ich das? Eine innere Kraft treibt mich voran. Nein, ich esse nichts, ich gehe wieder ins Bett. Der Herr des Windes rauscht in den Blättern, ich frage: „Was willst du mir sagen?“ Gehe nach draußen und lege mich in die Hängematte auf meinem Balkon. 1000 Gedanken, über dies und jenes. Ich muss Wolfgang fragen, was er meinte, als er sagte: „Gehen und nicht sterben“. In der Magie zu leben ist auch anstrengend, oder? Was noch kommen wird, weiß ich nicht, aber ich weiß eines, leiden möchte ich nicht mehr. Es ist nicht möglich zu lesen, schaue nur herum, der Huayra Caspi beginnt bereits seine Wirkung zu zeigen. Die Vögel schreien heute unentwegt, höre ich lauter oder war es immer schon so? Ich gehe um 18 Uhr zu Bett. Ich habe sehr intime Gedanken, eigenartig, auch eine Wirkung der Diät, sie soll förderlich sein, sagte Wolfgang. Ich gehe baden, die Tiere haben Hunger und ich auch. Nach dem Bad setz ich mich hin, mein gelbes Handtuch ist wohl sehr verlockend, ein großer gelber Schmetterling setzt sich auf meine Beine. Erinnerungen an meinen Mann machen sich breit, ich habe Kopfkino, alles möchte gemeinsam an den Tag, es ist anstrengend. Gehe und mache mir Frühstück. Kartoffeln, Reis, Karotten und Tee. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Du hast es versprochen, sagt eine Stimme in mir. Gehe am Balkon und schaue in das grüne Blätterdach und lasse mich treiben. Es ist Abend und ich gehe früh zu Bett. Regen setzt ein und er trommelt auf dem Blechdach, es kratzt und stöhnt das Dach, tagsüber die Hitze und nachts der kühle Regen. Schlafe wieder ein und werde wieder wach, es knabbert ein Tier an einem Holz, 2 Stunden lang, es zerrt an meinen Nerven. Am Dach trommelt weiterhin der Regen, ein Sturm zieht auf es ist Mitternacht, er fegt durch mein Moskito Netz, der Herr des Windes besucht mich. Ich habe keine Angst, ich schlafe ein und träume. Inzwischen ist Montag, ich gehe baden und nochmal ins Bett. Am Nachttisch steht eine Tasse Tee, ich höre es platschen und sehe nach, eine kleine Eidechse fiel in den Tee, ich rette sie. Alle Tiere rücken näher, das sagte schon Wolfgang , „Die Tiere werden zu dir kommen“. Um neun Uhr kommen die Arbeiter und Lucy.
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Die Krise
Ich stehe zur Mittagszeit auf und gehe in die Küche. Die Hühner laufen glücklich umher, die Enten schnattern. Die Katze Ewa, die schwanger ist, streicht mir um die Beine. Der Tag ist melancholisch, ich bin traurig und mir ist zum Weinen. Ich frage mich, warum mache ich das? Eine innere Kraft treibt mich voran. Nein, ich esse nichts, ich gehe wieder ins Bett. Der Herr des Windes rauscht in den Blättern, ich frage: „Was willst du mir sagen?“ Ich muss es erst wohl lernen, ihn zu verstehen. Gehe nach draußen und lege mich in die Hängematte auf meinem Balkon. 1000 Gedanken, über dies und jenes. Ich muss Wolfgang fragen, was er meinte, als er sagte „Gehen und nicht sterben“. In der Magie zu leben ist auch anstrengend, oder? Was noch kommen wird, weiß ich nicht, aber ich weiß eines, leiden möchte ich nicht mehr. Es ist mir nicht möglich zu lesen, so schaue ich halt nur herum, der Huayra Caspi beginnt bereits seine Wirkung zu zeigen. Die Vögel schreien heute unentwegt, höre ich lauter oder war es immer schon so? Ich gehe um 18 Uhr zu Bett. Ich habe sehr intime Gedanken, eigenartig, auch eine Wirkung der Diät, sie soll förderlich sein, sagte Wolfgang.
Die Nacht ist unruhig, ich schlafe erst nach Mitternacht ein. Zeitig in der Früh hüpfe ich in den Teich, die Schildkröten schlafen noch, mich quält der Hunger, die Tiere wohl auch. Noch ein bisschen hinsetzen und Aurora, die Morgenröte, begrüßen. Mein gelbes Handtuch ist wohl sehr verlockend, ein großer gelber Schmetterling setzt sich auf meine Hand und befühlt mich überall! Er fliegt weg und kommt wieder, er busserlt meine Beine. Ich bleibe ruhig, denn es ist wunderschöner Tagesbeginn.
Erinnerungen an meinen Mann machen sich breit, ich habe Kopfkino, alles möchte gemeinsam an den Tag, es ist anstrengend. Gehe und mache mir Frühstück. Kartoffeln, Reis, Karotten und Tee. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Du hast es versprochen, sagt eine Stimme in mir. Gehe danach auf meinen Balkon und schaue in das grüne Blätterdach und lasse mich treiben, ich merke, daß es anders gar nicht möglich ist. Gedanken und ein Film, als ich Kind war, die Geschwister sind da. Ich hatte keinerlei Erinnerungen an meine Geschwister, haben wir gespielt? Was bekam ich zum Christkind geschenkt? Nichts gar nichts, und plötzlich sehe ich es. Es bewegt mich zutiefst. Wolfgang wusste schon in der Vorbereitung, was ich sehen und erfahren werde. Für mich ist er der beste Meister, denn er arbeitet aus dem Herzen und das spürt und fühlt man.
Es ist Abend und ich gehe früh zu Bett. Regen setzt ein und er trommelt auf dem Blechdach, es kratzt und stöhnt das Dach, tagsüber die Hitze und nachts der kühle Regen. Schlafe wieder ein und werde wieder wach, es knabbert ein Tier an einem Holz, 2 Stunden lang, es zerrt an meinen Nerven. Am Dach trommelt weiterhin der Regen, ein Sturm zieht auf, es ist Mitternacht, er fegt durch mein Moskito Netz, der Herr des Windes besucht mich. Ich habe keine Angst, schlafe ein und träume. Inzwischen ist Montag, ich gehe baden und nochmal in die Hängematte. Ich döse noch so vor mich hin, als ich ganz deutlich höre, es schnarcht jemand in meiner Nähe, laut und deutlich schlummert dieser Jemand. Eine Tasse Tee steht am Tisch, ich höre es platschen und sehe nach, eine kleine Eidechse fiel in den Tee, ich rette sie. Wolfgang sagte doch: „Die Tiere werden zu dir kommen“, und siehe da, auch hier behielt er recht. Um acht Uhr kommen die Arbeiter und Lucy. Wolfgang kommt heute später, Lucy kommt und holt mich am späten Nachmittag zum Gespräch. Wie geht es dir? Seine Frage. Ja, gut, ich bin melancholisch, ich habe so viele Gedanken, alles will gemeinsam gesehen werden, es ist anstrengend. Luis hat sich verabschiedet, er kam zu mir auf den Balkon, er wird nicht mehr kommen bis zu meiner Abreise in April, und stell dir vor, ganz schnell gibt er mir ein Bussi auf die Wange. Ja er mag dich, und er ist traurig, daß er gehen muss, aber er muss seine Ernte einbringen.
Du bist in den Händen der Madre, dem Waldgeist und dem Herrn des Windes, mach dir keine Gedanken, lass alles geschehen, du kannst dich sowieso nicht wehren.
Ich sagte, du warst am Sonntag nicht da, obwohl du es versprochen hast. Wolfgang: Ich war da, aber du hast mich nicht gesehen! Das Essen wird gebracht. Nachmittags Ruhe ist angesagt, ich gehe und hole mein Klangspiel, so wandere ich durch das Kloster. Am Abend noch ein Gespräch, Wolfgang sagt: „Dein ganzes Leben lang schwammst du im „Scheißesee“. Deinem Mann warst du unheimlich, deshalb so seine Behandlung. Ihn haben höhere Kräfte angeleitet, deshalb die vielen Sturznfälle, er konnte sich nicht wehren, letztendlich starb er. 10 Jahre kämpfst du bereits für deine Freiheit. Aber du sitzt jetzt bereits am Ufer, keine Sorge. Du bist die einzige am Tisch, die so privilegiert ist, aber ich helfe dir dabei, schlußendlich bin ich dazu da! Die Diät besagt nicht, dass du etwas beweisen musst. Niemendem mußt du etwas beweisen, auch nicht dir oder dem lieben Gott. Einzig dein Durchhaltevermögen wird getestet. Das ist doch nicht viel, oder? Mein Vater ist heute, 30 Tage nach seinem Tod, in den Himmel aufgefahren. Und er ist still. Gute Nacht meine Liebe, rufe mich, wenn du Hilfe brauchst. Ich bin noch am Balkon, da höre ich Stimmen hinter der Diäthütte. Verängstigt hole ich den Chef, der sagt, keine Sorge da ist niemand, es ist das Geflüster der Nacht, die Frösche und die Bäume, die wie Menschen reden.
Erholt erwache ich, Wolfgang ruft „Guten Morgen, komm bitte zum Teich“. „Was ist los?“, frage ich mich, es ist Freitag. Er steht mit dem zweiten Becher da. „Sprich mir nach und schaue nach vorne.“ Das Gebet zu Aurora der Morgenröte wird gesprochen, mein Versprechen, 3 Wochen Diät zu halten wird wiederholt. Er gibt mir den Becher und ich trinke. Ich setze mich, dann beginnt er: „Als Dank, daß du hier alles durchstehst, bekommst du von mir ein persönliches besonderes Geschenk, welches, werde ich dir im Laufe deiner dreiwöchigen Diät erzählen. Du hast dich gestern töricht benommen, als du mich holtest und sagtest, da sprechen Leute. Ich sage, das waren Frösche und die Bäume sprechen nach dem Regen!“ Wolfgang erzählt mir etwas über seine Belohnung….der Tag wird kommen! Er erzählt weiter, bei mir war es fast genauso wie bei dir. Als ich das erste Mal nach Peru kam, wusste ich, ich gehöre hierher. Wir haben doch einiges gemeinsam. Deine dritte Medizin bitte in ein paar Tagen zu Vollmond trinken, das ist pure Hexenarbeit. Er schnallt sich den Gurt seines Korbes um die Stirn, drückt mich und verabschiedet sich, du weißt, ich fliege für 8 Tage am Montag nach Lima. Ich melde mich bei dir, und weg war er. Ich bin traurig, denn nachmittags gehen auch die Arbeiter, das Tor wird verschlossen und ich bleibe alleine zurück. Die Aussicht auf die Belohnung macht es etwas leichter durchzuhalten.
Auszug aus dem Buch Der Pfad des Träumens: „….zu sterben heißt, alles in deinem Leben loszulassen, alles fallen zu lassen, was du hast, alles was du bist…“
Antwort:
Habe ich gemacht, als ich eure Welt beitrat.
Antwort:
Offenbar nicht, denn sonst würdest du dich nicht in so einem fürchterlichen Zustand befinden! Wärst du gestorben, wie die Zauberer es verlangen, würdest du jetzt keine Qualen empfinden! Doch dieses Mal träume tot. Dein Fehler war lebendig zu träumen! Tot zu träumen heißt ohne Hoffnung träumen. Lebendig träumen heißt, Hoffnung zu haben!
Ich frage gar nicht, wer da in mir redet, druckreif redet, schulmeisterhaft.
Der Preis ist sehr hoch. Freiheit kann nur durch das Träumen ohne Hoffnung erreicht werden! Nur wenn du des Willens bist, alles zu verlieren, selbst den Traum.
Gehe um 18 Uhr zu Bett. Draußen poltert es herum, etwas fällt zu Boden. Egal, ich lese die Zauberin und 4 Mücken in meinem Moskitonetz müssen sterben. Gebet zu meinen Pflanzenwesen und danach im Schlafen Üben. Ein neuer Tag beginnt, es ist Samstag. Heute bin ich mit einer neuen Frage konfrontiert, schon damit aufgewacht. Ich lege mich Vormittags in die Hängematte, denn wenn ich dem Flüstern der Blätter lausche und dem Gesang der Vögel, bekomme ich viele Antworten zugeflüstert.
Was ist der Sinn meines Lebens?
Mein Egogedanke: warten von hell auf dunkel,
warten, daß wer anruft,
warten, daß jemand spricht,
warten, daß jemand zu mir kommt usw.
Das ist alles Schwachsinn, sagt mein Verstand, du verrennst dich da, höre auf zu denken.
Es ist später Nachmittag, halb fünf. Da höre ich das Schloss des Tores, ich traue meinen Augen nicht, Wolfgang kommt, den Gurt des Korbes auf seiner Stirn, ich winke, er hebt Früchte auf. Ich warte, bis er ruft, aber er tut es nicht. Ich bin schon am Weg, aber eine innere Stimme zwingt mich zur Umkehr. Es wird dunkel ich gehe in mein Zimmer, ich verstehe es nicht. Habe ich einen Geist gesehen? Das Bett ist heute Zuflucht, ich weine mich in den Schlaf, es ist alles so verwirrend oder ich bin verwirrt.
Heute ist Sonntag ich gehe um 6.30 Uhr zum Teich, da ist der Meister. Ich bade und dann sagt Wolfgang mit lauter Stimme: „Setz dich!“ Er sieht mich an und fragt, wo ich war? Ich habe gewartet, daß du mich rufst! Bist du Dornröschen, oder was? Du kannst dich frei bewegen, kommen und gehen wie du willst. Du bist in einer schweren Krise, das hat mit deiner Ehe zu tun. Denk nach! Sei dir dessen gewahr! Dein eigener Körper hat das inszeniert, damit du in die Krise kommst mittels Einsamkeit und Traurigkeit.
Komm mit! Nein, ich ziehe mich erst um. Nein, sagte ich, sofort, denn ich gehe gleich wieder. Nochmal: du kannst dich hier frei bewegen, es ist dein Haus und keine Zelle. Ich rufe dich nur, wenn alle Angestellten hier sind, sonst kannst du kommen und gehen, wie du willst. Das hat alles mit deinem Mann zu tun. Du hast die ganze Nacht gedacht, ist er böse, warum hat er nicht gerufen, anstatt nach vorne zu gehen. Wie recht er doch hat, meine Stimme versagt, ich bin keines Wortes mehr mächtig. In mir war das völlige Chaos, ich konnte nicht gehen, wie soll ich das erklären? Es war ein großer Fehler. Mein Mann ist gestorben, ich habe so vieles nicht gesehen, er ging einfach so, er ist komplett verschwunden und hat mich mit all dem Kram zurückgelassen. Jetzt, nach 7 Jahren, arbeite ich noch immer daran. Wolfgang kommt diesen weiten Weg, 12 Kilometer, zu Fuß, um mich zu fragen, wie es mir geht und um sich zu verabschieden. Ich sollte einfach nur nach vorne gehen, doch ich konnte es nicht.
Noch ein Wort, sagt Wolfgang, bevor ich gehe: „Ich lebe mein Wissen, dafür würde ich sterben!“ Ich habe es nie infrage gestellt, und das weiß ich schon seit 10 Jahren.
Die Arbeiter haben ein Handy, du kannst mich wegen jedem Furz anrufen, ich bin immer erreichbar für dich. Wir umarmen uns und er geht, nochmal Winken. Ich bleibe zurück, mit so einem Donnerwetter hatte ich nicht gerechnet, was für ein Sonntag, er wird mein Leben auf den Kopf stellen, aber anders als gedacht. Ich brauche Stunden zum Nachdenken. Weinkrämpfe schütteln mich, mein Herz weint, und obwohl Wolfgang recht hat, bin ich zutiefst verletzt. Heute ist Vollmond, ich nehme mir eine Kerze und gehe zum Teich, die Medizin habe ich dabei, es ist der dritte Trank.
Gebet:
Ich grüße dich Luna, große Mondgöttin,
ich bin Brigitta, ich diätiere 21 Tage die Kraftpflanze Huayra Caspi.
Ich bitte, dich diese Kraftpflanze zu segnen!
Du bringst Zauber, Magie und Mystik in unser Leben,
deshalb bitte ich dich, auch meine Medizin Huayra Caspi
mit Zauber, Magie und Mystik zu segnen. Danke!
Ich trinke und gehe zu Bett. Ich habe Albträume. Als ich wach werde, denke ich an gestern, habe ich das wirklich alles erlebt oder träumte ich? Mein bisheriges Lebensgerüst bricht zusammen, ich dachte ich hätte alles richtig gemacht, doch so war es nicht. So beginnt die Rekapitulation, 43 Jahre meiner Ehe auf dem Prüfstand, die da gesehen werden wollen. Täglich und auch des Nachts quälen mich die Gedanken und Bilder.
Ich brauche ein neues Gedankenbild, denn so ein Chaos geht nicht mehr, ich brauche Fröhlichkeit und Glücklich sein, aber ich habe noch Zeit, sie arbeitet für mich, denke ich.
So gehe ich zum Teich, da ist schon viel los. Der Tag erwacht. Heute, nach so vielen Jahren, muss ich erkennen, daß ich noch immer nicht frei bin von der Manipulation. Ich bin nicht ich, sondern wie H. es wollte. Mein bisheriges Lebensgerüst bricht zusammen. Wie soll es weitergehen? Wohin soll ich mich orientieren? Wie komm ich da raus? Viele Fragen auf einmal. Wolfgang ist in Lima, ich brauche einen neuen Plan. Es laufen alle Stationen meines Lebens ab, ich gehe alles durch, was auf meiner Lebensleinwand abläuft. Ich bin erschöpft. Es gibt heute Fisch und eine Kartoffel. Ich bin alleine und so gehe ich baden. Da sitzt die Entenmutter und schnattert, ihre Babys sind durch den Steg gefallen. Der ganze Tag ist verregnet, so gehe ich in meine Hütte. Es ist inzwischen Dienstag, heute Telefonat mit Wolfgang, es ist Tag 11. Er sagt, bald hast du 2 Wochen, in der letzten Woche wird noch eine Krise kommen. Die Tage vergehen, und heute ist Donnerstag, nur noch 8 Tage. Überraschend kommen Judith, Eugenia und Isabella. Was ist los? Wolfgang will mich sprechen, er ist ja in Lima. Er erzählt, daß in Europa verschiedene Institutionen geschlossen wurden, denn es sei das Corona Virus ausgebrochen. Meine Töchter haben ihm geschrieben in voller Sorge um mich. Ich solle überlegen ob ich verlängere oder bleibe. Ich habe einen Tag Zeit zu überlegen, was ich machen soll. Am nächsten Vormittag telefonieren wir. Wie geht es dir, seine erste Frage? Müde, schwach, keuchen beim Gehen, kraftlos. „Du bist in einer Krise, das ist so bei einer strengen Diät!“
Eine Entscheidung ist schwierig, denn wir wissen nicht, wie lange es dauern kann, alles ist erst am Anfang und zurückgeschraubt. Ich entscheide zu bleiben. Ich wünsche mir, daß das Virus beendet ist, sofort, aber das ist leider ein Wunschdenken, wie sich später herausstellen wird. Heute ist Freitag, und ich bin wieder am Wochenende alleine. So vergehen die Tage, heute geht es mir besser, die Nacht war kühl, es regnet. Was mache ich heute? Wandern zwischen Teich, Haus und Restaurant, witzig. Leider wurde vorne die Hängematte abmontiert. So sitze ich wie Oma im Schaukelstuhl. Ich werde heute nur eine Kartoffel essen. Heute ist Sonntag, da kommt Judith wieder mit Isabella, sie klettern über den Stacheldraht, unter dem Arm viele Blumen, die sie später rund um meine Hütte einsetzen wird. Sie kocht mir noch, und wir tratschen ein wenig, nach 2 Stunden gehen sie wieder. Dazu muss gesagt sein, daß kein Motokar am Sonntag fährt, also muss sie 2 ma1 12 km zu Fuß gehen. Ich hole Wasser aus dem Teich für die Blumen und bin sosehr erschöpft, daß ich kaum gehen kann. Der erste Kolibri hat sich eingefunden, der meine Blüten besucht. Gehe zu Bett, es ist Abend.
Am Morgen kommen die Arbeiter, es ist Montag, um 10 Uhr telefoniere ich mit Wolfgang.
Er sagt, es ist absoluter Notzustand, der Präsident hat ihn ausgerufen. Er muss jetzt schauen, daß er nach Iquitos fliegen kann. Die Flüge werden alle eingestellt, auch in Europa, die Flughäfen gesperrt. Alles ist dramatisch. Wie jeden Tag kommt Lucy und bringt mir das Essen und dann macht sie jeden Tag mein Bett und macht sauber. Sie macht alles sehr genau und hat Freude an ihrer Arbeit, sie ist ja erst 24 J. und sie kann kochen, was ein Luxus ist, denn in der Regel können peruanische Frauen kaum kochen.
Meine Rekapitulation schreitet voran und es ist eine schwierige Zeit.
Am nächsten Morgen sehe ich, daß Lucy krank wird und sie sagt, Wolfgang kommt heute auch nicht, es ist Mittwoch, ich mache mir Sorgen, hoffentlich konnte er heimfliegen. Überraschender Weise kommt Wolfgang doch um 11 Uhr mit großen schwungvollen Schritten daher.gestapft. Er ist mit meinen beiden Töchtern in Kontakt. In Österreich sind alle Flughäfen gesperrt, alles wurde geschlossen, Schulen, Kindergärten, Arbeit, alles ein Polizei Staat, sie stehen und kontrollieren alles, Banken und Geschäfte ein paar Stunden geöffnet, Hamsterkäufe. Meine Töchter meinten, ich soll heimfliegen, er sagte Nein, das wird zu kompliziert. Mir ginge es hier gut, und wenn alles läuft fliegen wir gemeinsam im Mai. Er erzählt weiter, viele Tote in Italien, die Epidemie verbreitet sich anscheinend überall.
Nun zu dir! Alleine am Wochenende hier zu bleiben hat noch keine Frau geschafft. Am Samstag wird die Diät gebrochen, und am Sonntag kannst du wieder essen, zur Feier ein Beefsteak, das hast du verdient. Die kleinen Fliegen, die dir immer in deine Augen fliegen, sind Mediziner, sie sollen dein Auge heilen, denn alles, was an Seltsamem geschieht, wird vom Pflanzengeist geschickt. Wie mir scheint, entwickelst du dich trotz deiner Diamanten in der Schublade zur Nonne, und lacht.
Wir plaudern noch, er hat Sorge um die Familie, die in Lima ist. Es ist Mittagsruhe.
Je länger ich nachdenke, bin ich unendlich dankbar dafür, daß ich hier alleine war, es ist ein Geschenk, das ich alles aus meinen bisherigen Leben erfahren und erlösen darf mit einem Vertrauensmann an meiner Seite. Der Grundstein wurde 2004 gelegt. Schon da rief mich die Madre, aber ich hörte sie nicht. Als mein Mann 2010 krank wurde, hörte ich sie. Ich konnte sie verstehen und war bereit, ihrem Ruf zu folgen.
Der Ruf der Göttin
Heute ist Samstag und es wird meine Diät gebrochen. Wie immer findet das in den Morgenstunden beim Teich statt. Wolfgang bringt mir einen Löffel mit Öl, Salz, Zucker und Essig, aber vorher wird zu den Pflanzenwesen gebetet und sich bedankt, besonders bei Huayra Caspi, denn er war ja mein dreiwöchiger Begleiter und Lehrer. Dieses Gebet ist ganz besonders stärkend und in mir kommt Freude auf, dass ich diese strenge Diät durchgezogen habe. Natürlich war das ja auch die stetige Begleitung und Zuspruch von meinem Meister. Danach Frühstück. Wir besprechen meine Diät, die alles andere als leicht war. Kindheit, Ehe, Freundschaften u.v.m. standen auf dem Programm, es kam einfach so, wie meine Seele es sich wünschte, dass ich es mir ansehen sollte. Danach wurde besprochen was hier alles passierte, wie es dazu kam, dass ich nunmehr ohne Rückkehrtermin in meine Heimat hier in Otorongo bin.
Ich hatte mir bis 2018 ein Ziel gesteckt, nach dem Tod meines Mannes. Meine Vergangenheit auszuräumen und aufzuarbeiten, umziehen in eine Wohnung. 2018 bekam ich eine neue Wohnung, die ich auch teilweise mitplante, Einrichtung usw. Ich habe alles weggegeben und mich von dem getrennt, was mein bisheriges Leben ausmachte. Dann mußte ich akut hüftoperiert werden, was überhaupt nicht am Plan stand. Im November zog ich um, zu Weihnachten war ich fertig. Als ich zur Ruhe kam, wollte ich mir ein neues Ziel stecken, aber ich fand keines. Wolfgang sagte, der Hl. Geist wird es dich wissen lassen, wenn es so weit ist. Im Juli 2019 war ich wieder 4 Wochen im Regenwald, aber ein Ziel hatte ich immer noch nicht.
2020 war der Jahresanfang total schwierig, erst waren 4 Wochen geplant, dann auf 2 Monate verlängert und jetzt mein Rückflug gesperrt. Dieser Aufenthalt wurde von der Geistigen Welt für mich bestimmt, deshalb gab es kein Ziel, sie hatten das seit Jahren so geplant. Wie soll ich es ausdrücken ich wäre nie freiwillig 7 Monate geblieben, ich konnte mir das nie vorstellen. Jedoch war es so einfach. Einfach hat es mir Wolfgang gemacht, er sagte: „Die geistige Welt hat es so gewollt, es ist ein Privileg, hier deine eigene Hütte zu haben und in meiner Gegenwart hast du jetzt die Möglichkeit, dein ganzes Leben aufzuarbeiten, ich werde dir immer helfen. Die geistige Welt hat es so gewollt, deshalb gab es kein Ziel für dich.“
Ja ich habe einen Meister an meiner Seite, der spirituell lebt und mit dem Glauben verbunden ist, sein Wissen ist grenzenlos, weit über den Horizont blickend. Ich wurde in geheimes Wissen eingeweiht und durfte Erzählungen lauschen, die anderen Menschen verborgen blieben und nie zu hören bekamen.
Das war die Erkenntnis meiner Diät, mein Innerstes hat sich verändert, meine Augen sehen neu, und mit der Welt da draußen in Gleichmurt zu leben, wird die Probe sein für das, was mich die Pflanzenwesen lehrten.
Einen Medizinpfad zu gehen bedeutet nicht, dies als Brotberuf ausüben zu müssen. So wie du deinen Alltag lebst, wie du in Beziehung mit den Menschen stehst, deine Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit, dein Mitgefühl, deine Liebe und Sanftheit machen dich als Medizinfrau aus.
Als es noch kein künstliches Licht gab, standen die Menschen mit der Sonne auf und gingen abends früh zu Bett. So wie hier im kleinen Paradies hier im Dschungel.
Die Vision der Träumerin zu finden, ist sehr machtvoll. Die Vision ist der Ruf der Göttin. Eine Vision kam ich als Bild 2010 im Tempel. Ich durfte es erkennen. Es war tief durchdringend und unvergeßlich bis heute. Dadurch berührte mich die Göttin in meinem wahren Selbst. Immer wieder werde ich diesem Ruf folgen, denn meine Seele ist glücklich, wenn das wahre Selbst wieder gelebt werden darf.
Das Lied der Göttin
Gib doch nicht auf, so kurz vor dem Ziel.
Schon hast du es geschafft. Geh durch die letzte Härte – durch!
Vergib dir und geh – was ist denn so schwer an der Sache?
Dein Herz, wird schwer und schwerer, blick in die Sonne.
Die Vögel singen mein Lied, was bist du doch für ein Wesen?
Komm und mach dich nicht schwer, heb deine Flügel und flieg!
Die Freiheit ist so nah!
Spüre die Heilkraft der Erde, spüre meine Hände auf dir.
Komm- heb deinen Kopf, schau aufwärts, niemals blicke zurück!
Ehre deine Weisheit, achte dein Alter, von nun an nimm nur die Essenz!
Was macht dich traurig?
Nun geh schon den letzten Schritt, lass deine Liebe fließen!
So ist es gut,
ich spüre dein Vertrauen, mein innigst geliebtes Kind,
nie wieder bist du verlassen, nie wieder bist du allein.
Im Dorf
Es ist Sonntag, gestern wurde meine Diät beendet. Wir haben beschlossen, nach Tamshiyacu zu gehen. Es ist einfacher für die Angestellten, in Zeiten wie diesen. Jeder trägt die Angst mit in seinem Einkaufskorb, die Angst in den Augen. Ostern steht auch vor der Tür, alle haben sich Urlaub verdient. Luis, der Gute, hat mir Wanderstöcke geschnitzt, damit ich gut durch den Dschungel komme. Am Vormittag gehe ich alleine los. Gehzeit für mich etwa 45 Minuten. Ich singe vor mich hin und bete das diamantene Mantra. Da fliegt der große magische blaue Schmetterling geradewegs vor meiner Nase vorbei, sodass ich stehen bleiben muss. Der Herr des Waldes hat ihn zum Abschied geschickt. Ich rede vor mich hin „Ich komme ja wieder, Herr des Waldes!“ Wolfgang hat mich überholt und wartet im Motocar, wir fahren los. Im Dorf erwartet uns schon die Familie.
Ich ziehe in den Bungalow der im Hof steht, ein. Ich gehöre ja schon zum Inventar, erinnert mich der Hausherr immer wieder, mein eigenes Zimmer, mein Schaukelstuhl, ich kann kommen und gehen, wie ich will.
Es wird der neueste Stand besprochen. Türen und Fenstern müssen geschlossen sein. Nur mit Maske hinausgehen, einkaufen zum Mercado darf nur einer. Das ist Wolfgang, er macht das mit Leidenschaft. Die Motocar dürfen nicht fahren, das schreckt die Leute ein, es sind durchwegs alles Tagelöhner, viele ältere Personen, die von der Hand in den Mund leben und auf das tägliche Fischen oder vom Verkauf ihrer Früchte oder des Gemüses angewiesen sind. Fast alles ist eingestellt. Die ersten Wochen ein Geisterdorf, die Leute lugen durch die Ritzen der Fenster oder Türen. Verängstigt durch die Verordnungen und Strafandrohung. Die Polizei mit Motorräder steht an jeder Ecke, ein Polizeistaat, die totale Überwachung, mit Ausgehzeiten und abendlichem Ausgehverbot, manchmal wird auch das nächtliche Licht abgedreht. Dazu muss gesagt werden, Tamshiyacu kann man sich als riesige Insel vorstellen, die am Ufer des Rio Amazonas liegt und nur mit Booten zu erreichen ist. Die Bootsfahrten wurden gesperrt, so konnte keiner weg und keiner kommen. Daher gab es keine Kranke, das Dorf war mit Disziplin verwaltet, auch wenn es sehr streng her ging. Das Eigenartige, fand ich, war folgendes: Türen und Fenster zu, bei Strafe in den ersten Wochen wegen der Ansteckungsgefahr. Dazu muss gesagt werden, die meisten Häuser und Hütten haben einen Innenhof mit Garten und Haustiere, Hühner, Enten, der meist nur überdacht ist, hier wird auch gekocht und meist gegessen. Hier wird die gleiche Luft geatmet wie auf der Straße, ohne Maske wohl gemerkt. Aber das verstehen die Leute nicht.
Heute war ein nachdenklicher Tag und so gehe ich abends in mein Zimmer, die Hoftiere schlafen, jedoch, kaum kuschle ich mich in die Decke, wird es lebendig. Mit Freude höre ich jede Nacht das Käuzchen sein magisches Lied pfeifen, schon seltsam, so wie im Dschungel auch. Die Fledermaus zieht bei mir ein, ich merke, auch hier rücken die Tiere immer näher. Der verliebte Kater am Dach, der Hund Max kackt mir des Nachts immer vor die Tür, wo so viel Platz im Garten ist, der Hahn kräht vor meiner Tür. Sogar der Windbaum, den ich diätierte, will, so scheint es mir, zu mir, er schickt mir den Regengott, der es in der Nacht in mein Bett regnen lässt. Meine Nerven liegen blank, und so ziehe ich nach mehreren Wochen um in das Haus. Der Hausherr wohnt einen Stock höher, so bin ich wohl behütet, denke ich. Aber es kommt immer anders als man denkt und so beginnen Albträume zu entstehen. Weinen, Schreien und leidendes Reden in fremden Sprachen, so wird mir erzählt, ich kämpfe mich durch die Nächte, mit wem, ist ungewiss. Wolfgang will dem auf den Grund gehen, doch kaum hat er darüber gesprochen, ist wieder Stille in der Nacht.
Auch hier geht meine Rekapitulation meines Lebens weiter. Es wird nichts ausgelassen, und es wird mir nichts erspart. Wolfgang ist ein strenger Lehrer und zimperlich sein nützt hier gar nichts und Donnerwetter machen kann er auch. Du hast viele Energiedellen von den Leuten die dich verletzt haben und diese auszubügeln macht Schmerzen. Meine körperlichen Zustände sind nicht die besten, meint er.
Das Telefonat mit meiner Familie ist auch trostlos, über Quarantäne und den vielen Toten, über Hamsterkäufe, Sperrung der Schulen und Kindergärten, Arbeitseinstellung, Kündigung ect. Bleib doch dort, rät meine Tochter, niemand kann sich um dich kümmern, dort hast du alles, und vor Juli gibt es keinen Flug nach Europa.
Wolfgang erzählt er geht heute nach Otorongo nachsehen, er muss alles zu Fuß gehen, ca. 12 km. Am späten Vormittag geht er los, zwei Tage will er bleiben.
Heute wird im Haus gearbeitet, der Wassertank geputzt, Judith kauft ein und kocht, Isabella säubert das Haus und ich entspanne und denke nach!
Hier gibt es alles zu essen, keine Einschränkungen, Obst, Gemüse, Fleisch. Trotz alledem wird nur das nötigste gekauft, kein Überfluss und nur das, was jeden Tag verbraucht wird.
Ostern steht vor der Tür, hier gibt es keinen Rummel um Ostern, nicht eingekauft, als würde man verhungern, so wie bei uns. Die Kirche ist gesperrt, so gibt es keine Messe, die Leute beten zu Hause mit der Bibel. Keine Geschenke wie bei uns, alles sehr einfach. Am Sonntag werden Nachmittag die Familienbesuche gemacht und Obst, Kochbananen oder Eier mitgebracht, und die Zeit mitsammen ist wertvoll, das Kind spielt mit der Katze oder dem Hund. So vergehen die Wochen im Dorf.
Endlich, nach mehreren verregneten Tagen, kommt Wolfgang wieder zurück, müde und langsam. Er war seit Mitternacht unterwegs, erzählt er, er hat einen Besuch gemacht bei einem Freund im Dschungel, sie haben Ayahuasca getrunken und danach, um Mitternacht, ging er ohne Taschenlampe freiwillig durch den Busch los, nach Hause ins Dorf, 35 km. Ich bin stolz auf meinen Meister und habe Tränen in den Augen, welch eine Leistung.
Er sagt: „Du hast jetzt die Möglichkeit zu lernen, ohne Skorpion, ohne Spinne vor der Tür oder Blindschleiche oder Frosch im Bett!“ Und weil ich ihm gegenüber so viel Vertrauen habe, geht das übergangslos, meinte er. Er wird mir einiges beibringen, was nicht am Programm steht. Das sind harte Bandagen, aber du hältst das aus, weil du ja lernen möchtest!
Wolfgang erstellt mir ein Horoskop, und alles, wie es gerade passiert, steht in meinen Sternen, ich bin beeindruckt. Meine Berufung steht auch darin, ich bin gerade dabei es auszuleben und Verborgenes mit seiner Hilfe an den Tag zu bringen.
Heute am späten Nachmittag werde ich im vergitterten Patio zum Gespräch gebeten, eingeladen zu einer Mapacho, es wird ein sehr schamanisches Gespräch, er erzählt mir von Castaneda, den er persönlich kannte!
Ich höre zu, denn diese Bücher mag ich, ich fühle mich dann, als wäre ich darin verwoben in all den Geschichten, als wäre ich in diesem Büchern und erlebte vieles davon selbst. Durch seine Erzählung sehe ich an ihm ein anderes Gesicht, einen anderen Menschen, eine andere Welt, einen Lehrer der mich etwas lehrt, erzählt, was ich schon kenne, eine Erinnerung beginnt zu keimen ganz langsam. Viele solcher Tage und Erzählungen folgen.
Ich denke nach, in welchen Umfeld ich bin und daß ich so ein großes Privileg genießen darf, hier zu sein, und das alles, weil Wolfgang und seine Frau es befürworten. Ich kann kommen und gehen, bleiben, so lange ich es möchte, ich gehöre zur Familie.
Heute Nacht habe ich wieder einen Albtraum, ich kämpfe mit dem Moskitonetz und mit der Matratze, ich erwache schreiend und schweißgebadet um drei Uhr nachts.
So geht das nicht weiter, sagt Wolfgang am Morgen, ich bringe dich in den Dschungel, das Dorf ist nichts für dich, hier bist du eingesperrt, du brauchst die freie Natur und die Pflanzenwesen, der Herr des Windes ruft nach dir! Konnte er meine Gedanken lesen? Was ich nicht bezweifle. Im Herzen bin ich dankbar, endlich wieder frei und draußen, frei von der Quarantäne. Am Mittwoch früh fahren wir los.
Beschwingt gehe ich leichtfüßig durch den Dschungel alleine, denn ich bin langsam und genieße den Weg, Wolfgang überholt mich und freut sich über meinen Schildkrötengang. Die Vögel singen und die Waldgeräusche sind nah. Man erzählt, wenn jemand durch die Pforte des Waldes eintritt und die Vögel nicht pfeifen, erkennen sie dich nicht, du bist ja ein Fremder für sie, kein Willkommen. Seltsam schon: vor 10 Jahren als ich das erste Mal kam, haben die Vögel gesungen, immer wenn ich den Dschungelweg gehe, pfeifen sie, ich bin immer willkommen, sie erkennen mich. Ist das nicht Freude pur? Und beschwingt gehe ich meinem Otorongo entgegen.
Die Hüterin von Otorongo
Auf der Suche
Es ist Montag, ich spüre das die Diät in mir ein anderes neues Bewußtsein entfacht, ruhig und nicht mehr so viel Kopfkino, aber das machen auch die vielen Gespräche mit meinem Meister, der mir wirklich alles erklärt wie ich mich fühle und warum das so ist. Heute bin ich allein, es ist der 27. Tag meiner Diät. Wolfgang wollte nach Iquitos in die kranke Stadt wo sterbende am Gehsteig liegen, die Bettler und Obdachlosen Hilfe erbitten. Ich bete das er gesund wieder kommt. Es ist weiter sehr kalt, in Decken gehüllt lege ich mich hin. Es ist inzwischen dunkel und halb acht, da beginnen die Stachelschweine hinter meiner Hütte am Feld zu grunzen und knurren. Ich höre Luis mit ihnen reden und still waren sie. Die übrige Nacht träume ich aus meiner Vergangenheit. Am kommenden Nachmittag erzähle ich es Wolfgang der wieder da ist. Er spricht mit Luis. Dann sagt er: was hätte Luis davon in der Nacht mit Stachelschweinen zu sprechen und ihnen zu sagen sie sollen still sein! Er lacht, das war der Waldgeist, er kommt immer näher zu dir, merkst du das? Unsere Gespräche und Inhalte werden immer intensiver. Ich merke das die Tage eher zu meiner Erholung dienen und die Nächte aufregend und voller Spannung sind, es tut sich immer etwas.
Heute ist der 10. Juni der 28. T der Diät, magische Arbeit steht am Programm, mit Badeanzug in den Dschungel um mir den Duft des Regenwaldes zu holen, danach Eingrabung, die Brüder Luis und Milton haben auch ihren Spass dabei wenn sie mich bis zum Hals in Erde einbuddeln dürfen, am Abend Lagerfeuer. In der Nacht stampft jemand mit Stiefel um mein Haus und verschwindet im Wald. Das Käuzchen mein Beschützer singt. Ich träume viele eigenartige Dinge die selbst nicht zu enträtseln sind aber Wolfgang als Traum- Analytiker sehr wohl, so gelingt es Stück für Stück mein Leben zu entschlüsseln und verborgenes an den Tag zu bringen.
Heute ist mein Geburtstag, aber das ist egal eine Standpauke vom Herrn zum Frühstück muss ich wohl einstecken, weil ich noch immer nicht beim Feld war, bzw. weil ich gestern fragte ob er mitkommt? Ich muss erst mal schlucken. Diese Prüfung hat dir der liebe Gott zugedacht, da komm ich nicht mit, da musst du alleine hin. Ja ich habe meine erste Aufgabe noch nicht erfüllt zum Feld des Herrn des Waldes zu gehen, das stimmt. Da lag doch der Riesenbaum ! Meine Gedanken stehen Purzelkopf.
Ich sagte nicht, ich gehe nicht, sondern wenn es mir angenehm ist, aber heute gehe ich, es passt. Du wolltest das so, du hast es vor 10 Jahren entschieden hier zu lernen, jetzt hast eine einmalige Gelegenheit, du bist alleine hier, gutes Essen, du hast mich und dein eigenes Haus. Ich gehe also los zum Feld. Viele Hindernisse, gebrochene Äste, eine Kreuzung die ich das erste Mal nicht sah usw. aber an jedem Weg gibt es ein Ende. Gehe danach barfuss zurück. Am Abend das Lagerfeuer.
Heute morgen Sonntag der 14. Juni am 32 T. bin ich in einem Zustand alles tut mir weh schon des Nachts, meine Stirn, der Bauch, alles voller Schmerz. Ich muss reden und von meinem Zustand erzählen. W. das ist eine Krise, alles aufarbeiten, der schwierigste Teil, alles aus der Ehe, könntest du das mit einer Feder ausradieren, hättest du nicht geheiratet und keine Kinder. Ja du hast wohl recht. Ich hatte noch nie jemand wie dich, du arbeitest dich seit 10 Jahren durch, aber du hast mich! Ich bin wieder allein, gehe zu Bett, es beginnt heftigst zu regnen. Luis stiefelt munter um 18.15 Uhr daher, er umrundet wie jeden Abend meine Hütte. Meine Tage und Nächte werden immer intensiver viele magische Augenblicke, ich sehe vor meinem Balkon Kolibris die spielen, magische Schmetterlinge, Bäume die im Regen sprechen, Frösche die singen oder es sich in meinem Bett bequem machen, riesige Grashüpfer auf meinem Moskitonetz und ein Kolibri der meine Hand küsst, Träume aus der Anderswelt, wo Göttinnen mein Schicksal stricken. Magische Momente die ich nicht mehr missen mag, welch ein Geschenk. Es ist der Wille Gottes und seine Absicht das ich den Kolibri sehe im Augenblick, oder wenn der Kolibri vor meinen Augen stehen bleibt, ein Geschenk an mich.
Die Männer bauten in den letzten Tagen wieder einen Kohlenmeiler hinter meiner Hütte am großen Feld. Es ist viel Arbeit, Holz zusammentragen, kranke Bäume fällen und viel Erde zur Absicherung für den Regen.
Heute ist der 25. Juni und diese Nacht werde ich nie vergessen. Ich begebe mich wie jeden Abend nach der Einnahme der Medizin um 19 Uhr zu Bett. Um halb 10 nachts klopft Luis, die Erde auf dem Meiler, damit der Regen nicht durchkann, ich sehe das nicht sondern ich höre nur. Ich schlafe gut ein. Um 1 Uhr beginnt vor meiner Hütte ein Huhn zu schreien und gefledere, ( wohlgemerkt sind alle Hühner im Hühnerhaus, das abends verschlossen wird ) es wird wohl noch eines draußen unterwegs sein, plötzliche Stille, kein murren und kein knurren, mein Herz klopft mir bis zum Hals. Schlafe wieder ein. Um halb 3 wird der Meiler wieder geklopft, danach von vorne gestiefle um meine Hütte nach hinten. Hinter dem Balkon ein leises Radio das auf deutsch eingestellt ist und leise Musik spielt, dazwischen gehen Stiefel nach hinten und es wird gesägt, ritsch, ratsch höre ich die Säge und danach genagelt, gehämmert, die Uhrzeit wird angesagt es ist 3 Uhr und während ich die Taschenlampe nehme ist alles plötzlich still. Es ist 3 Uhr Nachts. Erschöpft schlafe ich ein, der Hahn weckt mich früh morgends.
Wolfgang kommt aus dem Dorf, erzähl mal, seine Aufforderung. Ich erzähle von dieser aufregenden Nacht, bevor eine Antwort kommt hinterfragt er bei Luis.
Seine Antwort: Dazu muss man wissen das der Waldgeist Yushin Kohlenmeiler liebt, er hat geklopft. Luis hat nicht gesägt und geklopft und er hat schon gar kein Radio mit deutschen Sender in der Nacht. Warst du nicht draußen ? Nein ich war wie gelähmt ich konnte nicht aufstehen. Ich wurde reichlich beschenkt, wäre ich rausgegangen wäre ich dem Waldgeist begegnet oder auch nicht wer weiß das schon.
Es war die letzte Nacht vor dem Ende meiner Diät,
Abendliche Medizin und ins Bett. Dann beginnt der Roman meines Lebens, hätte ich heute Nacht ein Diktiergerät wäre es bis in die Morgenstunden – Mein Lebensbuch !
Jenseits der Zeit und meiner Selbst !
Der Weg führte mich nach Otorongo in das Herz des Dschungel, Geheimnisse, die hier tief verborgen sind, dürfen mir offenbart werden. Der liebe Gott hat dies schon vor 10 Jahren eingefädelt. Der bisherige Weg war verschlungen, ein Labyrinth, in dem ich gefangen war. Mein Neues Leben beginnt im Regenwald!
Licht am Horizont.
Mein wahres Selbst
Wenn du als Opfer zu mir kommst, werde ich dich nicht unterstützen.
Aber ich werde den Mut haben, mit dir durch den Schmerz zu gehen, an dem du leidest.
Ich werde dich ans Feuer setzen, dich ausziehen und auf die Erde setzen.
Ich werde dich mit Kräutern baden, deinen Körper reinigen und du wirst die Wut und die Dunkelheit in dir erbrechen.
Ich werde deinen Körper mit guten Kräutern geisseln, und dich aufs Gras legen, in den Himmel schauend.
Dann werde ich dein Kronenchakra bepusten, um die alten Erinnerungen zu reinigen, die dich in alte Verhaltensmuster fallen lassen.
Ich werde auf deine Stirn pusten, um die Gedanken zu verscheuchen, die deine Vision trüben.
Ich werde auf deine Kehle pusten, um den Knoten zu lösen, der dich nicht sprechen lässt.
Ich werde auf dein Herz pusten, um die Angst zu erschrecken, auf eine Art, dass sie weit weggeht, wo sie dich nicht finden kann.
Ich werde deinen Solarplexus bepusten, um das Höllenfeuer zu löschen, dass du in dir trägst, und du wirst den Frieden kennenlernen.
Ich werde deinen Leib mit Feuer bepusten, um die Anhaftungen zu verbrennen, und die Liebe, die es nicht gab.
Ich werde die Geliebten bepusten, die dich verliessen, und die Kinder, die niemals kamen.
Ich werde auf dein Herz pusten, um dich zu wärmen, um deinen Wunsch zu fühlen wieder zu erwecken, zu erschaffen und neu anzufangen.
Ich werde deine Energiezentren mit viel Kraft bepusten, um die sexuelle Tür deiner Seele zu reinigen.
Ich werden den Müll entsorgen, den du angesammelt hast bei dem Versuch das zu lieben, was nicht geliebt werden wollte.
Ich werde den Besen benutzen, den Schwamm und den Lappen, und werde ganz sicher alle Bitterkeit in dir reinigen.
Ich werde auf deine Hände pusten, um die Bande zu zerstören, die dich daran hindern zu erschaffen.
Ich werde auf deine Füße pusten, um die Erinnerungen der Spuren zu entstauben und zu löschen, damit du niemals an diesen schlechten Ort zurückkehren kannst.
Ich werde deinen Körper drehen, damit dein Gesicht die Erde küssen wird.
Ich werde deine Wirbelsäule von der Wurzel bis zum Hals bepusten, um deine Kraft zu erhöhen und dir dabei helfen aufrecht zu gehen.
Und ich werde dich ausruhen lassen.
Danach wirst du weinen, und nach dem weinen wirst du schlafen.
Und du wirst herrliche und bedeutungsvolle Träume haben, und wenn du erwachst, werde ich dich erwarten.
Ich werde dich anlächeln, und du wirst mir das Lächeln zurückgeben.
Ich werde dir Essen anbieten, das du mit Genuss essen wirst, das Leben schmeckend, und ich werde es dir danken.
Denn das, was ich heute anbiete, hat man mir früher angeboten, als die Dunkelheit in mir wohnte.
Und nachdem ich geheilt wurde, fühlte ich, das die Dunkelheit gegangen war, und weinte.
María Sabina, mazatekische Schamanin, † 1985
Vorahnung 11. Reise 4.11. – 27.12.2021