Im ganz Besonderen, dem Moment der Besinnung, der ehrlichen Aufnahme, an einem Morgen, der die Besinnung "Heute anders!" denkt, an einem Morgen im Juni, dem 24., Gedenktag des ersten Maertyrers noch zu Lebzeiten Christi, an so einem halbnassen Morgen mit Alkoholleichen auf Tuerschwellen und jugendlichen, naechtlich-fruehmorgendlichen Stakkatoschrittsingern, die schon wieder in ihren Betten liegen, wollen wir uns einmal fragen, was liegt an? Kehren wir vor unserer eigenen Schwelle und lassen wir Ehrlichkeit walten, soweit es unsere Intelligenz zulaesst.

Johanni 2008.

Bleiben wir bei Elfriede Jelinek: Die Gier besiegen. Das ist ein Nahkampf.

Wahrer Christ sein und achtsam den Dalai Lama lesen.

Dem Mitmenschen so gut es geht zur Erleuchtung verhelfen ("Boddhichitta" nennen es die Buddhisten), eine Aufgabe fuer jede Sekunde.

Beten. Das koennte man auch jede Sekunde, wenn einem zeitlang ist.

Johanni 2008 sieht meine Blindheit. Auf den Philippinen sind 800 ertrunken und unbekannt viele am Festland einen Katastrophentod gestorben. Kinder, Babys, Greise, Eltern, Verzweifelte.

In Tibet sitzen Tausende in den Gefaengnissen. In 45 Tagen sollen Olympische Spiele stattfinden, waehrend das Land von Katastrophen heimgesucht wird. Es ist mir nicht vorstellbar. Wir suchen alle nur unser eigenes Heil.

Johanni 2008. Charlton Heston, Darsteller des Moses, des Ben Hur und des Johannes, starb vor wenigen Wochen in geistiger Umnachtung. Ich mochte ihn, trotz seines Waffenfetischismus. "Jahr 2021 – Die ueberleben wollen" ("Soylent Green" auf Englisch), war einer seiner Filme aus den 70ern. Eine Zukunft des industriellen Kannibalismus. Er wird wohl selbst daran geglaubt haben. Fern liegt es nicht. Die Menschenfresserei hat ja nie aufgehoert. Was mag sich gerade auf Haiti abspielen? Von Schwarzafrika gar nicht zu reden. In Somalia – zum wievielten Male? – stehen Hunderttausende vor dem Hungertod, und wir trinken weiter Englischen Tee mit Bergamotte. Charlton Heston war ein "Charakterdarsteller", wie man im Fachjargon sagt, ein Typ fuer historische Figuren. Auch "El Cid" gehoerte zu ihnen. Sein Tod macht mich nachdenklich. Er verlor im 5-jaehrigen Hinueberdaemmern sein Ich-Bewusstsein, aber nicht sein Bewusstsein. Er wusste nicht mehr, wo er war, aber er empfand klar. Wie ein Neugeborenes. Symbolhaft. Er kehrte zurueck in die Zeit der Taufe.

Ein grosser Mann mit geheimnisvollen cineastischen Verwebungen. Ein Mann, der im Film das fuenfte Gebot gepredigt, sich aber selbst mit Handfeuerwaffen eingedeckt hatte.

Auch wir sind in der Endphase. Ja, liebe Freunde, es ist so. Das Hinuebergehen bleibt uns nicht erspart. Was koennen wir fuer die Welt einstweilen noch tun? Nichts? Doch fuer den Naechsten – alles!

Und aus gutem Grund hier und jetzt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Berlin und Nuernberg spezielle Gruesse der Verbundenheit. Moegen Sie alle eine gute Zeit verbringen!

Johanni, hoechster Festtag des Jahres in unserem Bundesstaat Loreto. Auf dass uns nicht der Segen des Taeufers verlasse!

0 Antworten

  1. Wer die Musik zum Begleiter hat, findet vielleicht einen einfacheren Weg zur Besinnung. Es soll doch keiner verloren gehen, nein, keiner! Wir sollten wieder mehr zu Fuß gehen, warum nicht? Oder Boot fahren.

    Die Massen an Wasser, die sich allenthalben vorbeiwälzen, sie ergreifen einen, egal, ob die Sonne scheint oder es regnet. Aber erst sich vorzustellen, was seit 2000 Jahren passiert ist, es raubt mir einfach den Atem. Diese Umwälzung, als sei eine riesige Fleischmaschine in Betrieb. Eine Entfratzung nicht mehr existierender Werte, die das politische Morden hoffähig gemacht hat und uns zum Schweigen zwingen möchte. Wollen wir uns im Iran einmischen?

    Doch eines, zum Glück, hat sich in diesen Tagen in unserem geliebten Amazonien durch den öffentlichen Aufschrei zumindest gezeigt, und es ist ein Zeugnis unsererseits gegenüber dem Gewissen eines kultivierten Europa: Um den Preis von 49 Toten wurde der krude Ausverkauf der grünen Lunge verhindert, und es darf gehofft sein, nachhaltig.

    Wenn all dieses Wasser, das wiederum fällt, und Gott gebe es, noch in Äonen fallen soll, wenn all dieses Wasser uns, jeden einzelnen, in der ihm passenden Weise, öffentlich oder geheim, diskret oder handfest taufen sollte für einen Bund des Heiles, dann soll es geschehen, und der Mann aus der Wüste, der wußte, welche Stunde, ja welche STUNDEN gekommen waren, als er den anderen erblickte, ein Anhauch, "Es bleibt uns nur wenig Zeit, Bruder." Und so soll er, sollen SIE nicht umsonst gestorben sein.

    Johanni 2009, Hochfest allererster Güte hierzumal, im Land der Armut.

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