„Da es beim Traeumen der Frauen um die Verfuegbarkeit von Energie geht, ist es von grosser Wichtigkeit, sie davon zu ueberzeugen, dass sie ihre tiefreichenden sozialen Gewohnheiten veraendern muessen, um sich diese Energie anzueignen. Der Vorgang der Energieverwendung ist ein automatischer; sobald sie ueber die notwendige Energie verfuegen, beginnen Frauen damit, die Traeume der Zauberer zu traeumen.“ (Florinda Grau)

Quentin Tarantino’s martialische Kino-Saga „Kill Bill“ ist ein Hohelied, wenngleich ein erdichtetes, auf die Kraft der Frauen, die er zuvorderst an Uma Thurman (im Film „Beatrix Kiddo“) aufhaengt. Sie ueberlebt ein Massaker und den anschliessenden Kopfschuss durch ihren eifersuechtigen Liebhaber. Selbst ihre Leibesfrucht, ein Maedchen, ueberlebt. Gut, das ist Tarantino’s verstoerender Stil. Spaeter schreitet Uma Thurman zur Rache, indem sie Kung Fu und Samurai-Schwerttechnik paart. Ihre Lehre erhaelt sie von Pei Mei, dem letzten Hohepriester der weissen Buddhisten, der sie gnadenlos traktiert. Ihre Aufgabe besteht in der Durchbohrung einer dickwandigen Holzbohle mit der blanken Faust. Er veranschaulicht ihr die Sinnhaftigkeit dieser Aufgabe mit der Frage: „Was tust Du, wenn dein Feind sich 3 Handbreit vor deinem Gesicht befindet?“ Und so laesst er sie sich quaelen und auf das Holz einschlagen. Der Schmerz verfolgt sie bis in die Traeume. Zur Abwechslung laesst er sie Wassereimer eine endlose Steintreppe hochschleppen und unterrichtet sie in der Technik der Kobra.

Der Rachezug Uma’s scheint zu scheitern, als der drittletzte Widersacher ihr die Brueste mit einer Schrotflinte zerschiesst und sie lebendig in einem Sarg begraebt. Die Panik raubt ihr beinahe die Sinne. Sie schreit. Dann faellt sie zurueck, schaltet die Taschenlampe, die ihr gnaedigerweise mitgegeben wurde, ab. In der Finsternis der Tiefe und des Eingeschlossenseins kommt die Erinnerung an Mei Pei hoch.

„Ich fuerchte nichts, deswegen will ich mich erinnern.“ (Tzotzikualin Naxmochin, Mexiko, 14.Jhdt.)

Die Wueste von Nordmexiko hat wirklich etwas Wundervolles an sich. Der Wind und sein Pfeifen, der Staub in der Luft. Die versengende Duerre, die ausgedoerrten Kehlen. Nicht umsonst spielen die „Italo-Western“ in ihr. So ist es nur eine Verneigung von Quentin Tatarantino an die Schoenheit der Wueste von Sonora, wenn er Uma Thurman unter der Begleitung der Pfeiflieder von Ennio Moricone sich zuerst die Fesseln mit dem versteckten Rasiermesser durchschneiden und dann die Probe auf Leben und Tod vornehmen laesst. Mit der Faust gegen den Sargdeckel, ohne Angst. „Hast du Angst, heisst es, du gestehst die Niederlage schon zu Beginn ein! Das Holz muss dich fuerchten, nicht du das Holz!“ Das die Worte des Meisters gleich zu Beginn der Tortur. Und so spricht sie den Meister an, halb fluesternd, und beginnt die Faust hochzurammen, bis das Holz bricht und die Erde in ihren Sarg hineinstuerzt. Uma Thurman/Beatrix Kiddo zerbricht den Deckel und graebt sich die Erde hoch, oben die Luft der Nacht. Der Befreiungsakt einer Frau.

„Ich fuerchte nichts, deswegen will ich mich erinnern.“ Nicht mehr korrumpierbarer Vorsatz aller Aufrechten, die dem Tod im Sarg trotzen.

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