May they save us again. Abschiedsbrief an Barack Obama.
Sehr geehrter Herr Präsident!
In Vielem haben Sie das Schiff der Vereinigten Staaten auf mehr denn je stürmischer See auf Kurs gehalten. Sie waren Kapitän und Steuermann in einem. Dieses gigantische Schiff der großen amerikanischen Nation, mit seinen knapp 320 Millionen Menschen, Menschen unterschiedlichster Hautfarbe, unterschiedlicher Konfession und unterschiedlichsten Interessen. Ein Schiff, das ob seiner Größe und Potenz seinen Kurs absichern muß, soweit dies auf diesem Planeten unserer Zeit noch möglich ist.
Ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen der Eindämmung der Kriegsgefahr, sowohl in Fernost wie in Nahost. Ich danke Ihnen und Ihrem Außenminister John Kerry für Ihre unermüdlichen Bemühungen zu konstruktiven Dialogen mit den verschiedenen Potentaten dieses Globus. Ich danke Ihnen für Ihre Handhabung exzellenter Diplomatie wie zuletzt mit dem Iran, den Sie, im Unterschied zu Frau Rice, niemals "niederbomben" ("nuke down") wollten. Die sorgfältige und vorausschauende, und bei aller Diversität der nationalen Interessenslagen konsequente und wahrheitsorientierte Handhabung einer ethikorientierten Politik, die aus Ihrem Mund und aus Ihren Augen spricht, sehr geehrter Herr Präsident, gaben mir immer Hoffnung. Eine Hoffnung, die nicht sterben darf, so wie, nach christlichem Glauben, auch das Gewissen des Menschen niemals stirbt. Und genau dieses unkorrumpierbare "Gewissen der Welt", diese "Gewissensinstanz" versuchten Sie ja als Staatsmann beständig zu verkörpern.
In diesem Zusammenhang aufrichtigen Dank für Ihren Dialog mit dem Papst; mit den Päpsten, möchte ich sagen, denn Sie empfingen ja auch Benedikt XVI.. Besonders aus den Szenen Ihres Besuchs im Vatikan und dem warmen Augen- und Händekontakt zwischen Ihnen und Jorge Mario Bergoglio sprach Herzlichkeit, vor allen punktuellen politischen Diofferenzen, wie Sie selbst vor Ort erwähnten. Ich hege die Hoffnung, daß die wenigen Tage, in denen Sie mit dem Argentinier unter vier Augen sprechen konnten, Entscheidendes zu einer gottesgefälligen Wendung des Laufes unserer Erde beitragen.
Ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen rund um Guantanamo, egal, wie schwer und kompliziert und mit Widerständen behaftet die Auflösung dieses inhumanen, unwürdigen Ortes sich auch darstellen mag. Sie werden dadurch in den Augen der moslemischen Welt nur Verdienste gewinnen.
Ich danke Ihnen für Ihre konsequente Umsetzung der Klimabeschlüsse und bitte Sie, bis zum letzten Amtstag nicht nachzulassen in Ihrem von Sachverstand und Überzeugungskraft geprägten Eifer. Das Klima ist bereits seit Jahren zu einem Selbstläufer mutiert. Gebe Gott, daß es uns nicht ins globale Inferno führe.
Nun, wenn Sie erlauben, zum Herzstück meines Briefes. Ich möchte Ihnen, sehr geehrter Herr Präsident, als kleiner Österreicher, der im Exil lebt, in kurzen Worten meine Sorge um Europa unterbreiten. Einige Staaten Europas stehen wegen der Migrationsbewegungen unkontrollierter und scheinbar unkontrollierbarer Menschenmassen vor dem sozialen Kollaps. Auch wenn Sie, lieber Herr Obama, äußerten, Sie wären überzeugt, Europa sei imstande, seine Probleme selbst zu lösen, erlaube ich mir, Ihnen in diesem Punkte zu widersprechen. Europa, und im Speziellen Österreich, Deutschland, Frankreich und Schweden sowie Griechenland und alle Staaten des ehemaligen Jugoslawien, ist dazu nicht in der Lage, alleine schon auf Grund seiner militärischen Schwäche. Europa heute hat seit 70 Jahren keine Kriegserfahrung. Es wird im Ernstfall, wenn die ethnische Tollwut ausbricht, nicht wissen, wie zu reagieren ist. Die Gefahr der ethnischen Tollwut vollkommen enthemmter Eindringlinge ist auf Jahre hin nicht gebannt und kann sich im Ernstfall binnen weniger Stunden zu einem Flächenbrand ungeahnten Ausmasses auswachsen.
Wir haben es hier mit einem kollektiven Monstrum aus hunderttausenden von Köpfen zu tun, Herr Präsident. Dieses Monstrum hat jüngst bereits bis San Bernardino gespieen. Herr Präsident, ich appelliere an Sie eindringlich, bringen Sie Herrn Erdogan zur Vernunft. Nehmen Sie ihn im Notfall an die Kandarre. Nehmen Sie ihn die Pflicht. Ein skrupelloser, im Geruch der Soziopathie stehender Potentat, der sich bei den Russen für den Abschuß eines ihrer Kampfflugzeuge nicht entschuldigt und der skrupellos fortfährt, ein gezinktes, an allen Ecken und Enden stinkendes Spiel zu spielen, ein solcher Mann ist nicht würdig, der NATO anzugehören. Er stellt, ganz im Gegensatz zu Herrn Putin, der fließend Deutsch spricht, ein veritables Risiko dar. Herr Präsident, Sie verfügen über Informationen wie kein Zweiter auf diesem Planeten. Diese Informationen gehören zuerst systematisiert und aufgearbeit, um schlußendlich strategisch interpretiert werden zu können. Es ist nicht nötig, auf Herrn Kasparow zu hören, der sich in Ihrem Land als Putin-Kenner stilisieren und so politisch anbiedern möchte. Wladimir Putin hat kein Interesse, die baltischen Staaten zu annektieren. Wer, wenn nicht Ihr Homolog im Kreml, darf heute bekömmlicherweise den täglichen Ansprechpartner schlechthin für Ihr Oval Office abgeben. Auf Ihrer beider Schultern, lieber Herr Obama, liegt die Zukunft unserer aller Kinder.
Zum Abschluß, da wir gerade bei den Kindern sind, Herr Präsident, zwei Bitten, wenn Sie erlauben: Bitte geben sie der Bundesrepublik Deutschland wieder seine verfassungsrechtlich verankerte, vollkommene staatliche Souveränität zurück. Es kann für die Zukunft der Deutschen Nation nur gut sein.
Und zu guter letzt: Erneuern Sie bitte das identitätsbildende "Christmas" in Ihrem Land. Ein "X-mas" ist einem Hoffnungsträger wie den Vereinigten Staaten unwürdig.
Ich vertraue Ihnen, Sir, und danke Ihnen von Herzen für Ihre Aufmerksamkeit.
God bless you and your country!
Yours truly,
Wolfgang Himmelbauer
Tamshiyacu, Loreto, Peru