Zeit der Erinnerung

 

Erinnerungen sind wie Wolken, leicht und fröhlich, jedoch auch schwer und tränenreich. Meine dritte Reise im Juli 2011 mit 3 Freunde, Heidi, Christine und Günther, 14 Tage nach Otorongo in meinen geliebten Dschungel, der mich täglich ruft. Es war schwer sich von zu Hause zu lösen. Die Mutter starb am 1. Mai, alles musste noch geregelt werden, Begräbnis, Notar, das Haus ausräumen in dem ich meine Kindheit verbrachte. Nebenbei die schwere Krankheit meines Mannes. Viele Emotionen und Tränen des Nachts, mein Geburtshaus, Kindheit und Jugendzeit alles löst sich auf, wie Nebel im Wind. Aber wie von Geisterhand schaffte ich das, wie wenn Hände durch mich durchgreifen. Ich fühlte mich getragen, schwerelos. Abflug am 7. Juli in ein neues Abenteuer. 3 Gäste waren schon vor Ort Jürgen mit MS ( er sollte laut Ärzte in Deutschland danach als geheilt gelten ) Trude eine alte Dame auch MS ( sie geht ohne Rollator nach Hause ) und ihre Tochter Conni. Die nächsten Tage die schon bekannten Einnahmen der Medizinen Oje, Mapacho, Szinga, Blumenbäder für die Seele. Ein paar Tage später gehen wir zu Don Agustin, ich werde getragen weil ich etwas gehbehindert bin. Nach dem kennenlernen am Abend die erste Zeremonie. Ein halbes Glas Ayahuasca, ich trinke und wie immer bahnt sich die Medizin ihren Weg, sie schleicht sich an, wo will sie hin ?  was will sie ? und Don Agustin meinte noch, alle Frauen sollten sich später noch ein Mal anstellen und nach trinken, was wir später auch tun.  “ Oh mein Gott wie fürchterlich “ das ist mein Dauerspruch!  Draußen Weltuntergangsstimmung ein Blitz schlägt in der Nähe ein und Donner als würden die Engel im Himmel kegeln . In diesem Getöse erscheint mir eine wunderschöne Dame im hellen blauen Kleid, Licht umgrenzt von einer Gold leuchtenden Aura, sie trägt einen bodenlangen Schleier der von Mädchen getragen wird. Bildwechsel einer Verbrennung, ein Mann liegt nackt auf einer Bahre, nur mit Lendenschurz bedeckt und am ganzen Körper bemalt mit Zeichen. Die Bahre mit gelben Blumen ( Tagetis ) umgrenzt das in Indien so üblich ist. So schnell kann ich kaum folgen und ich bitte die Mutter um einen neuen Film, zeig mir Elfen und Feen. Schon maschieren   Kobolde vor mich hin, ihre Fahnen sind Blätter auf langen Stielen, ich möchte jetzt in den Feen Wald sag ich. Wir gehen los. Vor mir ein Gitter und ein dunkler Schatten, ich komm da nicht weiter. Marlene steht plötzlich vor mir sie hat das wohl gemerkt und will mir etwas in den Mund schieben, sie stopft es mir geradezu rein, ich spüre Zucker auf den Lippen und es ist Ingwer. Sie kichert und wir Frauen müssen ebenfalls kichern und los geht der Zirkus mit Musik, Agustin tanzt mit seiner Mundharmonika. Die Zeremonie ist zu Ende und ich lege mich hin. An Schlaf ist nicht zu denken, meine Matratze ist dünn und Bewohner dürften auch da drinnen  hausen, sie mögen wohl nicht ihren Schlafplatz mit mir teilen, denn es juckt und brennt am ganzen Körper, sie haben mir den Kampf angesagt. Draußen schlurft jemand im Regen um das Haus. Dann spüre ich einen großen Schmerz in meinem Herzen, ich spüre das tief in der Erde sich etwas bewegt, es reißt und schreit, es tut furchtbar weh, Todeskampf. Es lösen sich die Wurzeln eines Baumes aus der Erde, er legt sich hin für den immerwährenden Schlaf, er stirbt und das meist in der Nacht. Es gab Unwetter die ganze Nacht und deshalb ist auch unser Nachhauseweg überschwemmt. Doch zuvor Frühstück und unser Gespräch. Don Agustin sagt: “ er sah meinen Mann als er Günther operierte, mit 5 kg warmer Asche eingerieben und er würde in mit Pfeilgift behandeln. Ein Ehegelöbnis bedeutet, bis in den Tod. Er sah die Todeskrankheit. Ein Arbeiter kommt und bringt einen schwarzen Skorpion. Meine Gänse beginnen über meinem Körper zu laufen. Die Haare stehen mir zu Berge und ich denke ich bin der Moritz aus Wilhelm Busch. Leider wird dem Skorpion der Stachel entfernt. Don Agustin reicht ihm im Kreis herum. Dr. Himmelbauer setzt den Skorpion mal gleich auf sein glattes Oberhaupt ggg… und er lächelt noch dabei, ich habe noch nie so weiche Züge an ihm gesehen. Dann komm ich, Mut mit Augenzwinkern nur nichts anmerken lassen. Ich habe ihn am Arm und bin stolz auf mich, so eine Möglichkeit gibt es nicht noch ein Mal. Zum Abschied schenkt mir Hexe Marlene ihre Kopfbedeckung das bestickte Käppchen sie trug es in der Zeremonie. So gingen wir am Nachmittag nach Hause. Herr Himmelbauer borgte mir seine 7 Meilen – Riesenstiefel, alles stand noch unter Wasser, er ging barfuß.  Am Abend die nächste Zeremonie mit Hr. Himmelbauer, wir stehen im Kreis und heben die Becher wir trinken gemeinsam. Ich sitze neben ihm um meine Angst besser im Griff zu haben. Kerzen werde ausgemacht. Er beginnt zu singen, manches Mal sehr gewöhnungsbedürftig aber es hat was, wenn er still ist vermisse ich seinen Gesang ? Ich rechne es ihm hoch an wenn er seinen vollen Becher lehrt, er nimmt sich nicht heraus aus der Gruppe, wo ein anderer Schamane nur riecht daran um nicht in die andere Welt zu versinken. Aber dann legt Dr. Himmelbauer los, er schreit und kotzt sich die Seele aus dem Leib „ Gott wie fürchterlich „ sagt er immerzu und geht zu Boden auf allen vieren. Ich sehe im Schatten der Nacht in völliger Dunkelheit eine geschmeidige Katze auf allen vieren, lauernd und zum Sprung bereit. Bei dieser Verwandlung sehe ich zu und ich bin platt, sehe ich wirklich was ich sehe oder ist es eine Einbildung ? Nein ! Langsam zieht sich die Medizin zurück. Wolfgang streckt sich als drücke er seine Knochen zurecht. Kerzerl an – STILLE . Draußen ruft das Käuzchen, pure Magie, in meinem innersten weiß ich wenn ich im Haus bin und die Decke über mir sodann ist es still. Im Dunkel der Nacht gehe ich in meine Casa . Das Käuzchen still. Am Vormittag die Besprechung wo ich erkläre das ich riesenangst habe vor der Medizin. Himmelbauer sagt ich habe Angst über die Schwelle zu gehen, weil ich schon vorher weiß was passieren wird. Die letzte  Zeremonie fand mit Don Luis statt. Bei seiner Ayahuasca Medizin muss man sich festhalten den die kippen mich schon aus den Latschen nur wenn ich ihm zuschaue beim ein schenken. Ok, Augen zu und durch obwohl ich weiß still schweigen kann ich nicht. Jemand erbricht und es ist ein riesiger Drachenfuß mit langen fürchterlichen Krallen und wieder sage ich meinen Spruch : “ jetzt sitz ich schon wieder da, warum tu ich mir das an „? Dann stehe ich vor einem riesigen alten geschnitzten Holztor mit einer Totenmaske in Augenhöhe, eingerahmt mit Feuerzungen, Stacheln und Dornen. Ein Bettlerhaus die Türen waren mit Jutevorhang zugehängt, verwahrloste  Kinder mit löchrigen Zähnen. Dunkle Gottheiten die vor einen hellen Hintergrund tanzen – Schattenspiele – . Aber die Madre  ist barmherzig  und lässt den Sturm vorüber ziehen. Die Zeremonie ist bald zu Ende, die Kerzen spenden wieder ihr wohlig warmes Licht  und ich weiß, “ in einer Zeremonie stirbt niemand “ .

 

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